Landstraße mit Abzweigung, ohne Radweg.
Carsharing oder eigenes Auto? In ländlichen Regionen stellt sich die Frage meist gar nicht. (Foto: Manfred Zimmer/​Pixabay)

Airbnb, Carsharing, Vinted und Co – die Möglichkeiten der Sharing Economy, also der gemeinschaftlichen Nutzung von Produkten oder Dienstleistungen, sind in den letzten Jahren stark gewachsen.

Die Hoffnungen, damit das Wirtschaften auch deutlich umwelt- und klimafreundlicher zu machen, sind groß. Das Time Magazine nahm das "Teilen" 2011 in seine Liste der zehn herausragenden Ideen auf, die die Welt verändern.

In Deutschland werden die Angebote aber deutlich weniger genutzt als in vielen anderen Ländern, wie eine neue Untersuchung zeigt. Hier ist also noch Luft nach oben.

Nur etwa rund zehn Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher hierzulande machen aktiv beim Teilen von Dingen und Dienstleistungen mit, mieten sich also zum Beispiel als Touristen bei Privatleuten ein, mieten Carsharing-Autos oder nutzen Leihsysteme für Werkzeuge.

Rund 73 Prozent der Befragten haben hingegen noch nie ein solches Angebot genutzt, und 43 Prozent gaben an, weder den Begriff noch das Konzept dahinter zu kennen.

Deutsche bleiben bisher skeptisch

In anderen europäischen Staaten liegt die Nutzungsquote deutlich höher. In Großbritannien zum Beispiel sind 30 Prozent der Bevölkerung aktive "Sharer", in den Niederlanden 16 Prozent. Ganz oben im Ranking findet sich Australien. Dort machen 38 Prozent bei der Sharing Economy mit. Durchgeführt wurde die internationale Befragung von dem US-amerikanischen Software-Serviceunternehmen Capterra.

Diejenigen, die hierzulande bei der Sharing Economy mitmachen, sind laut der Umfrage vor allem an drei Diensten interessiert: Unterkunftsvermittlungen wie Airbnb (67 Prozent), Plattformen für Transporte wie Carsharing, Mitfahrzentralen oder E‑Scooter-Leihen (54 Prozent) sowie solche für Second-Hand-Kleidung (47 Prozent).

Es gibt zwei Hauptgründe dafür, hier mitzumachen: erstens die Erwartung, dass man damit Geld sparen kann, zweitens der Wunsch, etwas für die Nachhaltigkeit zu tun, also mehr Ressourcen- und Klimaschutz. Manche sind auch dadurch motiviert, Teil einer Nutzer-Gemeinschaft zu sein.

"Die Sharing Economy stößt in Deutschland noch auf Zurückhaltung und Misstrauen, während sie in anderen Ländern schon mehr zur Normalität gehört", sagt die Leiterin der Untersuchung, Ines Bahr von Capterra.

Potenzielle Nutzer sorgten sich oftmals, dass es etwa in Streitfällen zu wenig gesetzliche Regulierungen gebe, etwa bei Buchungen von Unterkünften bei Privatleuten, so immerhin zwei Drittel der Befragten in Deutschland. Abschreckend wirkten aber auch bereits gemachte schlechte Erfahrungen mit Plattform-Anbietern, etwa mit deren Kundendienst. 17 Prozent haben deswegen aufgehört, Dienste der Sharing Economy zu nutzen.

Die meisten Carsharing-Nutzer haben ein eigenes Auto

Genauer untersucht hat Capterra den Sektor Mobilität. Dafür wurden 1.004 Menschen befragt. Voraussetzung für die Teilnahme war, dass die Befragten das Prinzip der kollaborativen Wirtschaft kennen.

 

Es zeigte sich: In Großstädten und Ballungsräumen, wo Sharing-Dienste angeboten werden, ist die Nutzung relativ verbreitet. Hier gaben 79 Prozent an, zumindest ab und an mitzumachen.

Allerdings werden etwa Carsharing-Autos offenbar häufig in Ergänzung zum vorhandenen eigenen Pkw benutzt: 79 Prozent der Befragten gaben an, selbst ein Auto zu besitzen.

Weiteres Problem: Sharing-Dienste im Bereich Mobilität werden auf dem Land kaum angeboten. Solange das so bleibt, können sie also auch gar keine Alternative zum Privat-Pkw sein.

Da laut der Analyse im Verkehrsbereich das Potenzial zur Senkung des CO2-Ausstoßes und des Ressourcenverbrauchs besonders hoch ist, lohne es sich, hier anzusetzen, meint Bahr. Carsharing müsse so bequem zu nutzen sein, dass ein Verzicht aufs eigene Auto möglich werde, so die Kommunikationswissenschaftlerin. Nicht zuletzt müssten die Angebote auch auf weniger dicht besiedelte Regionen ausgeweitet werden.

Bahr rät den Sharing-Anbietern generell, mehr und besseres Marketing zu betreiben, um die Angebote bekannter zu machen. Außerdem sollten sie mehr in ihren Kundenservice investieren, um Probleme schnell abstellen zu können und die Zufriedenheit der Nutzer zu erhöhen.

"Plattform-Anbieter können mit einem Kundendienst, der rund um die Uhr für Anfragen erreichbar ist, punkten", sagt Bahr. Auch das Einführen von Qualitätskontrollen und Selbstregulierung erhöhe das Vertrauen bei den Zielgruppen.

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