Bohrplattform im Meer, daneben ein kleineres Schiff.
Russische Offshore-Plattform zur Erdölförderung: Auch aus der EU fließt noch Geld für Öl nach Russland. (Foto: David Mark/​Pixabay)

Die ukrainische Umweltorganisation "Razom We Stand" (Wir stehen zusammen) hat zusammen mit anderen NGOs ein vollständiges Embargo gegen russische Energieexporte gefordert, um die Finanzierung von Moskaus Krieg gegen die Ukraine auszutrocknen. Außerdem brauche es eine beschleunigte globale Energiewende, um eine "Befreiung von fossilen Petro-Diktaturen auf der ganzen Welt" einzuläuten.

Der ukrainische Energiekonzern DTEK berichtete unterdessen über seine Aktivitäten, um die Versorgung mit Strom, Kohle und Erdgas trotz der Angriffe auf Kraftwerke und andere Infrastruktur aufrechtzuerhalten.

Die Leiterin von "Razom We Stand", Switlana Romanko, erläuterte den Vorstoß gut ein Jahr nach Beginn von Putins Angriffskrieg so: "Das Embargo für russische fossile Brennstoffe zeigt Wirkung, aber es ist zu langsam, und wir brauchen jetzt mehr Maßnahmen." Es sei an der Zeit, dass die politischen Entscheidungsträger "die mörderischen Geldströme für Öl, Gas und Kohle nach Russland vollständig unterbinden".

Die Initiativen der westlichen Industriestaaten, von russischen Energielieferungen unabhängiger zu werden, zeigen durchaus Wirkung. Laut einem Bericht des finnischen Umwelt-Thinktanks "Research on Energy an Clean Air" (Crea) sind Moskaus Exporte von Kohle, Erdgas und Erdöl im Januar und Februar dieses Jahres um 50 Prozent unter ihren Höchststand von 2022 gefallen, wobei die Ausfuhren in die EU sogar um fast 90 Prozent zurückgingen.

Dennoch nimmt Russland dem Thinktank zufolge immer noch schätzungsweise umgerechnet 560 Millionen Euro pro Tag mit den fossilen Ausfuhren ein – Geld, mit dem die Invasion in der Ukraine weiter finanziert werde. Hauptabnehmer russischer Energie seien derzeit China, die Türkei und Indien.

Wiederaufbau "ohne schmutzige Energie" 

"Razom" und 13 weitere Organisationen kritisieren vor allem, die von den G7-Staaten eingeführten Preisdeckel für russisches Erdöl funktionierten nicht ausreichend. Eine Preisobergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel Rohöl war am 5. Dezember eingeführt worden, zusammen mit einem EU-Einfuhrverbot, das den Schiffstransport betrifft. Seit Februar gelten zwei weitere Obergrenzen für Ölprodukte.

Die G7 zog inzwischen eine erste positive Bilanz. Danach sind die Ziele erreicht worden, Moskaus Einnahmen zu verringern und gleichzeitig die Öl-Verfügbarkeit aufrechtzuerhalten, um weltweite Engpässe und Preisschwankungen zu verhindern.

Die 14 Organisationen, darunter die deutsche Gruppe Urgewald und Global Witness aus London, hingegen halten es für notwendig, den Preisdeckel durch ein vollständiges Verbot des Handels mit russischem Rohöl und Ölprodukten zu ersetzen.

Die ukrainische NGO ergänzte dies durch weitere Forderungen zum Umbau des europäischen und weltweiten Energiesystems. Der Wiederaufbau der Ukraine solle "ohne schmutzige Energie" erfolgen, zudem müsse das kontinentaleuropäische Stromnetz ausgebaut werden, um die Anbindung des osteuropäischen Landes zu verbessern.

Generell müssten Subventionen für die fossilen Energien gestrichen und die Energiewende hin zu Solar-, Wind- und Bioenergienutzung beschleunigt werden. Dies werde zu einer Reduzierung der weltweiten Öl- und Gasnachfrage führen.

Kohle- und Erdgasgewinnung weiter auf hohem Niveau 

Laut dem DTEK-Konzern ist die Infrastruktur des Unternehmens in der Ukraine seit Kriegsbeginn von über 9.600 Raketen getroffen worden. Dabei seien 141 Mitarbeiter ums Leben gekommen.

DTEK ist Teil einer Gesellschaft, die dem ukrainischen Milliardär Rinat Achmetow gehört. Das Unternehmen betreibt Kohlegruben, Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke, Stromnetze, Windparks und Solaranlagen. Es ist größter Arbeitgeber des Landes mit rund 70.000 Mitarbeitern.

Gleichzeitig meldete der Konzern, er habe fast 10.000 Kilometer Leitungen, die durch Beschuss zerstört worden waren, inzwischen repariert. Die zeitweise unterbrochene Stromversorgung in der Hauptstadt Kiew sowie den Regionen Donezk, Dnipropetrowsk und Odessa sei wiederhergestellt worden, zudem habe DTEK bei der Reparatur von Stromleitungen in der durch ukrainische Truppen zurückeroberten Region Cherson geholfen.

Der Konzern teilte auch mit, Kohleabbau und Erdgasgewinnung lägen weiter auf hohem Niveau, bei Gas habe man 2022 sogar einen Rekord erzielt. Zudem nutze die DTEK-Tochter für erneuerbare Energien "jede Gelegenheit, Windturbinen zu installieren, um die erneuerbare Stromerzeugung für das Land zu erhöhen".

Im Januar habe der Konzern begonnen, Strom aus dem europäischen Netz zu importieren, um den Elektrizitätsmangel in der Ukraine zu verringern.

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