Grafik: Eine Pflanze wächst aus einem Haufen Geldscheine
Grafik: Kristin Rabaschus

Noch nie war es so einfach wie heute, mit gutem Gewissen Geld anzulegen. Ende Juni unterzeichneten 16 deutsche Finanzdienstleister eine "Klima-Selbstverpflichtung". Sie wollen ihre Geldgeschäfte an den Zielen des Pariser Klimaabkommens ausrichten.

Diese Institute stehen für Aktiva von mehr als fünf Billionen Euro, allein in Deutschland verfügen sie über mehr als 40 Millionen Kundenverbindungen.

Zukünftig wollen Deutsche Bank, Commerzbank und Konsorten die Emissionen messen und reduzieren, die mit ihren Krediten und Wertpapierdeals verbunden sind. Damit komme der Finanzplatz dem von der Bundesregierung Anfang 2019 gesetzten Ziel einen Schritt näher, so die Akteure, Deutschland zu einem der führenden Standorte für nachhaltige Finanzen zu machen.

Doch der deutsche Finanzsektor "springt zu kurz", kritisierte postwendend die Umweltschutzorganisation Urgewald.

So bleibe das Fonds- und Mandatsgeschäft für Kunden, welches deutlich größere Summen umfasst als die selbstverwalteten Anlagen der Finanzinstitute, komplett außen vor. Und: "Wie eine Bank die Klimaauswirkungen messen will, darf sie frei wählen", kritisiert Kathrin Petz von Urgewald.

Weiter springen, wenigstens in ihrem Selbstverständnis, alternative Banken mit Namen wie Ethikbank, GLS oder Triodos. Einige dieser "grünen" Institute haben ebenfalls die Klima-Selbstverpflichtung unterschrieben.

Doch sie finanzieren außerdem weder Kriegswaffen noch Tierversuche, nutzen sozial-ökologische Anlagekriterien und versprechen höchste Transparenz. Mit der niederländischen Triodos Bank versucht keine Geringere als "Europas führende Nachhaltigkeitsbank" im vergleichsweise großen deutschen Grün-Markt eine Lücke zu entdecken.

Bilanzvolumen der Bankengruppen in Deutschland – Stand März 2020 – in Milliarden Euro

Großbanken 2.345
private Regionalbanken 1.080
Sparkassen 1.362
Volks- und Raiffeisenbanken 993
alternative Finanzdienstleister 30
Quellen: Pressebüro FDL Hamburg, Bundesbank, eigene Berechnungen des Autors

Triodos will "die Transformation und Zukunftsfähigkeit der Realwirtschaft" unterstützen. Hervorgegangen ist die Bank aus einem alternativen Zentrum in Amsterdam mit Buchladen, Bio-Lebensmitteln und Café.

Als die Aktivisten "ihr" Haus kaufen wollten, so die Legende, fand sich keine Bank bereit, einen Kredit zu geben. Gründer und Chef Peter Blom machte aus der Not eine Tugend und schuf im Jahr 1980 die Triodos Bank N.V. im niederländischen Zeist.

Mittlerweile herrscht Bloms Bank laut Firmenangaben international über ein Bilanzvolumen von rund zwölf Milliarden Euro – was gerade dem Geschäft einer mittelgroßen Sparkasse in Deutschland entspricht.

Die Expansion der Holländer ins östliche Nachbarland begann vor einem Jahrzehnt, mitten in der Finanzkrise. Was für eine Alternativbank kein schlechter Zeitpunkt sein muss.

"Ethisch-ökologische Banken zählen weltweit zu den Gewinnern der Finanzkrise", meinte damals Anno Fricke, Experte der Stiftung Warentest und Ratgeberautor ("Grüne Geldanlage"). Mittlerweile zählt die Bank laut Firmenangaben bundesweit knapp 30.000 Kunden.

"Nicht nur eine Bank für Weltverbesserer"

Triodos ist durchaus anders als die meisten Alternativen: Triodos ist eine Aktiengesellschaft und schüttet Dividenden aus, Triodos macht Geschäfte in mehreren europäischen Ländern, unter anderem Großbritannien und Spanien, und Triodos greift nicht auf außenstehende Ratingagenturen zurück. Man unterhält stattdessen eine eigene Research-Abteilung, um Marktteilnehmer und mögliche Anlagefelder zu beobachten.

"Mit meinem Geld bewege ich was", wirbt Triodos auch um Vertrauen unter an sich herkömmlichen Sparern. Insbesondere durch Kreditvergabe und Investmentfonds werden hunderte Erneuerbare-Energien-Projekte, sozialer Wohnungsbau und Bildungseinrichtungen in Europa unterstützt.

Seiner internationalen Ausrichtung folgend, legt die Triodos Bank die Spargelder ihrer rund 700.000 Kunden grenzüberschreitend an. Das könne durchaus klimafreundlich sein, versichert Triodos Deutschland. Schließlich lasse sich im spanischen Zentralland mehr Sonnenenergie erzeugen als im Ruhrgebiet, und der Wind an der belgischen Nordseeküste wehe kräftiger als an der deutschen Ostsee.

Die Triodos-Idee ähnelt damit der Idee einer "optimalen Kapitalallokation" – das Kapital wird global dort angelegt, wo es den größten Nutzen, größten Profit verspricht.

Eine Idee, der wirtschaftsliberale Ökonomen und private Geldgiganten folgen. Tatsächlich ist Triodos wohl diejenige unter den Alternativen, die am stärksten auf privates, gewinnorientiertes Unternehmertum setzt.

"Wir wollen nicht nur eine Bank für Weltverbesserer sein", sagte Vorstandsvorsitzender Peter Blom einmal in einem Interview, "sondern eine Bank für alle, die einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen wollen."

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