Die meisten Rohstoffpreise sind wieder auf das Niveau zurückgefallen, auf dem sie vor dem russischen Überfall auf die Ukraine lagen. Das gilt sowohl für Energieträger wie Öl, Gas (selbst in Europa) oder Kohle als auch für Industriemetalle wie Eisenerz und Kupfer. Das heißt, die Preise für diese Produkte sind in den letzten zwölf Monaten um 20 bis 30 Prozent gesunken.

 

Auch der Index für Lebensmittelpreise der Welternährungsorganisation FAO ist wieder auf das Vorkriegsniveau zurückgekehrt. Das Gleiche gilt für wichtige Batteriemetalle. Sowohl der Lithium- als auch der Kobaltpreis waren nach dem Angriff Russlands stark gestiegen und haben diese Gewinne mittlerweile wieder aufgegeben.

Den Herstellern und Händlern dieser Produkte ist es also gelungen, die Lieferketten an das neue Umfeld mit Handelsbeschränkungen aller Art anzupassen.

Unsicherheit besteht derzeit allerdings beim Ölpreis. Hier spielen mehrere gegenläufige Faktoren eine Rolle. Einerseits scheint sich das Wachstum der Weltwirtschaft etwas zu verlangsamen, was auf den Preis drückt. Andererseits haben die USA damit begonnen, ihre strategischen Ölreserven wieder zu füllen, sodass nun ein neuer, sehr großer Abnehmer für Öl auf dem Markt agiert.

Für die meiste Nervosität sorgt allerdings das Ölkartell Opec. Dieses hat Anfang April überraschend beschlossen, die Produktion um 1,16 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag zu drosseln, weswegen der Preis stark anstieg.

Im Juni könnte die Opec zudem eine weitere Förderkürzung bekannt geben. Saudi-Arabiens Ölminister Abdulaziz bin Salman warnte die Händler diese Woche vor Leerverkäufen. Händler, die auf fallende Preise setzen, hätten im April Verluste erlitten, so der Minister. "Und ich sage ihnen: Passt auf!"

Ernteausfälle durch Dürren und Stürme

Ganz anders sieht es hingegen bei einzelnen Agrarrohstoffen aus. Die zunehmend dramatischen Folgen der Klimakrise wie Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen haben für zum Teil massive Preisanstiege gesorgt.

So hat sich der Preis für Kartoffeln in den letzten zwölf Monaten fast verdoppelt. Kartoffeln kosten nun 47 Euro pro 100 Kilo – so viel wie noch nie. In Großbritannien wird deshalb bereits vor einer "Kartoffelknappheit" gewarnt.

Der Grund für den historischen Preisanstieg liegt einerseits an einem größeren Kartoffelkonsum in China und andererseits an wetterbedingten Ernteausfällen in verschiedenen Ländern.

Ähnlich sieht es bei Orangensaft aus: Hier ist der Preis 60 Prozent höher als vor einem Jahr. In Florida, dem zweitgrößten Orangensaftproduzenten der Welt, haben Hurrikane viele Plantagen zerstört. Zudem breitet sich die "Gelbe Drachenkrankheit" immer weiter aus, eine Bakterienerkrankung, an der Orangenbäume sterben.

 

Harte Zeiten stehen auch Schokoladenliebhabern bevor. Hier sind gleich zwei Zutaten ungewöhnlich teuer.

Der Zuckerpreis liegt auf einem Rekordniveau, das zuletzt im Jahr 2011 erreicht wurde. Mehrere große Produzenten wie China, Indien, Thailand und die EU haben niedrigere Ernten als erwartet.

Das Gleiche gilt für die Kakaoernte in der Elfenbeinküste, dem mit Abstand größten Produzenten der Welt. Trockenes und heißes Wetter sorgen dort für Ernteausfälle.

In manchen Ländern spielt zudem der letztes Jahr stark gestiegene Düngemittelpreis eine Rolle. Er liegt mittlerweile zwar wieder auf Vorkriegsniveau, aber da viele Bauern letztes Jahr weniger Dünger benutzt haben, sind dieses Jahr die Erträge geringer.

Kurz, die Rohstoffpreise orientieren sich wieder an den Fundamentaldaten wie dem Wachstum – und spiegeln die Folgen der Klimakrise.