Ein Mann steht vor einem Steinkohletagebau.
In Millionen Jahren entstanden – innerhalb von Jahrzehnten verbrannt: Kohle, hier in einem Steinkohletagebau in der nordspanischen Region Aragon. (Foto: Jennifer Woodard/​Flickr)

Das Quartär ist das jüngste Erdzeitalter, jene Periode von knapp drei Millionen Jahren, in dem sich der moderne Mensch entwickelte, der Homo sapiens. Mit aufrechtem Gang, später Geschlechtsreife, kleineren Eckzähnen – und einem vergrößerten Gehirn. Letzteres ermöglichte ihm kulturelle und soziale Fähigkeiten, die ihn von den Menschenaffen unterscheiden. Zuletzt auch das Feuermachen mit Kohle, Erdöl und Erdgas, womit er die Erdatmosphäre, in der er lebt, in den letzten 200 Jahren in ziemliche Unordnung gebracht hat.

Eine neue Studie zeigt nun, welche erdgeschichtliche Dimension dieser Eingriff des Menschen hat: Die Nutzung der fossilen Rohstoffe, die (Brand-)Rodung der Urwälder und andere Landnutzungsänderungen haben dazu geführt, dass sich heute mehr vom Treibhausgas Kohlendioxid in der Atmosphäre befindet als wahrscheinlich je zuvor in diesen vergangenen drei Millionen Jahren.

Die Untersuchung der Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gilt als Durchbruch. Denn damit ist es erstmals gelungen, eine umfassende Computersimulation für diesen langen Zeitraum durchzuführen, deren Ergebnisse auch gut zu den Erkenntnissen passen, die bisher aus Ablagerungen auf dem Boden der Ozeane zur Klimageschichte gewonnen werden konnten.

Die Analyse zeigt den Klimawissenschaftlern zufolge, dass der Beginn der Eiszeiten vor allem durch einen Rückgang der CO2-Konzentration in der Atmosphäre ausgelöst wurde. Heute jedoch sei es der Anstieg der Treibhausgase, der den Planeten Erde grundlegend verändert.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.

Welch gewagtes Experiment die Menschheit mit dem Globus derzeit durchführt, macht Folgendes deutlich: Laut der Studie haben die globalen Temperaturen das Niveau der Zeit vor 1850, als die industrielle Revolution einsetzte, in den vergangenen drei Millionen Jahren nie um mehr als zwei Grad Celsius überschritten.

Dieses Limit aber könnte nun innerhalb der nächsten 50 Jahre geknackt werden, wenn die internationale Klimapolitik nicht endlich in die Gänge kommt. Bisher steuert sie trotz hehrer Versprechen, nur 1,5 bis zwei Grad zuzulassen, auf drei bis vier Grad zu.

Die heutigen menschengemachten Klimaänderungen seien "wirklich groß, sogar in erdgeschichtlichen Maßstäben", kommentierte der Potsdamer Klimaforscher Matteo Willeit. Zu groß, wenn man's genau nimmt.

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