Breites, fast ganz ausgetrocknetes Flussbett, von der Flussmitte aufgenommen.
Ausgetrockneter Oberrhein bei Mainz nach einer Hitzewelle im Sommer 2015. (Foto: Jivée Blau/​Wikimedia Commons)

Flüsse sind Lebensadern, seit Jahrtausenden siedeln Menschen in ihrer Nähe. Doch Extremwetter-Ereignisse mit zu wenig (oder auch zu viel) Niederschlag und entsprechenden Folgen für die Wasserführung in den Gewässern nehmen zu.

In Deutschland zeigte sich das zuletzt im Hitzesommer 2018, als die Schifffahrt etwa auf Rhein und Donau zum Erliegen kam und Kraftwerke gedrosselt werden mussten.

Bereits heute sind viele der Fließgewässer weltweit trockenheitsgefährdet. Über die Hälfte von ihnen führt zeitweise kein Wasser, wie ein internationales Forschungsteam jetzt herausfand, und zwar über alle Kontinente und Klimazonen hinweg.

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt laut der im Fachjournal Nature veröffentlichten Studie in der Nähe dieser Flüsse, die oftmals für die Wasserversorgung entscheidend sind. Von dem Problem könnten in Zukunft noch weit mehr Menschen betroffen sein.

Das Team unter Leitung von Mathis Messager von der McGill-Universität im kanadischen Montreal betont: Bäche und Flüsse sind Teil des globalen Wasserkreislaufs, bedeutender Lebensraum für zahlreiche Arten, Wirtschaftsfaktor, Transportweg, Energielieferant und Erholungsort. "Doch gerade sie leiden immens unter dem globalen Klimawandel und der intensiven Landnutzung."

Auch feuchtere Klimazonen betroffen

Die Studie zeigt, dass weltweit 51 bis 60 Prozent der Flüsse an mindestens einem Tag im Jahr kein Wasser führen. In besonders trockenen Gebieten der Erde wie Indien, Westaustralien oder der Sahelzone sind es sogar 99 Prozent der Flüsse. Doch auch in den kühl-gemäßigten und feuchten Klimazonen trocknen fast 30 Prozent der Fließgewässer immer wieder aus.

"Flüsse, die zumindest temporär trockenfallen, sind eher die Regel als die Ausnahme auf der Erde", sagte Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main. Der Gewässerökologe ist einer der Autoren.

Dem Wissenschaftler zufolge konzentriert sich die Forschung wie auch die Schutzmaßnahmen bisher überwiegend auf Gewässer, die permanent Wasser führen. Tatsächlich fielen aber sogar große Flüsse bereits vollständig trocken, so der Nil, der Gelbe Fluss in China oder der nordamerikanische Rio Grande. Tockner: "Dies kann zu einem erschwerten Wasserzugang für Millionen von Menschen führen und hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Ökosystem Fluss."

Zukünftig wird laut der Forschungsgruppe neben Hochwasser auch die Austrocknung der Gewässer zunehmen. Tockner und Co wollen nun untersuchen, wann und wie lange diese Trockenzeiten in Zukunft auftreten und was das für Natur und Mensch bedeutet.

"Um die zukünftigen Auswirkungen des Klima- und Landschaftswandels auf diese Ökosysteme und ihre Arten verstehen zu können, müssen wir das Trockenfallen der Flüsse als einen zentralen Parameter berücksichtigen", erläuterte der Experte.

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