Große Lettern warnen: "Waldbrand verhindern!". Drei Piktogramme zeigen, was man im Wald tunlichst vermeiden sollte. "Kein offenes Feuer" – "keine Zigaretten wegwerfen" – "kein Parken über trockenem Gras". Und ein QR-Code leitet zu einer Deutschland-Karte im Internet, die die aktuelle Feuergefahr in fünf Farbstufen darstellt.
Entwickelt wurde das Warnschild im Rahmen des "Verbundprojekts Waldbrand-Klima-Resilienz" (WKR), an dem unter anderem der Deutsche Wetterdienst (DWD) und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg beteiligt waren. Öffentliche und private Forstbesitzer können es bestellen und zum Beispiel an Parkplätzen und anderen Waldzugängen aufstellen.
Mehr Sensibilisierung tut offenbar not. Die Voraussetzungen für Waldbrände sind zwar Trockenheit und Hitze, ausgelöst werden die Feuer jedoch vorwiegend von Menschen, die sich, siehe oben, unsachgemäß verhalten.
Und Vorbeugung in diesem Sektor wird immer wichtiger. Denn auch wenn dieses Jahr in Deutschland bisher ungewöhnlich feucht war – die langfristige Tendenz zu mehr Waldbränden ist eindeutig.
So hat in Deutschland die Zahl der Tage mit "hoher Gefahr" und "sehr hoher Gefahr" dafür deutlich zugenommen – von durchschnittlich sechs in der 30‑Jahres-Periode bis 1990 auf 11,3 in der Periode bis 2020. In einzelnen Jahren waren es aber auch schon um die 30 Tage.
Und es dürfte noch deutlich dramatischer werden, wie die aktuelle Untersuchung einer Forschungsgruppe aus Frankfurt am Main zeigt. Das Team vom dortigen Senckenberg-Forschungszentrum für Biodiversität und Klima sowie von Partnerorganisationen hat analysiert, wie sich die Waldbrandgefahr in Europa in den kommenden Jahrzehnten entwickeln wird.
Das Ergebnis des EU-finanzierten Forschungsprojekts: Je stärker die Erwärmung des Klimas ausfällt, desto dramatischer entwickelt sich das "Brandwetter" – und zwar auch in bisher mäßig gefährdeten Gebieten in Mitteleuropa, Teilen Nordeuropas und Gebirgsregionen, die sich rasch erwärmen.
Waldbrandgefahr steigt bis 2050 um ein Viertel
Senckenberg-Forscherin Jessica Hetzer, Hauptautorin der Studie: "Selbst in dem von uns berechneten Szenario mit dem geringsten CO2-Anstieg steigt die mittlere sommerliche wetterbedingte Waldbrandgefahr in Europa bis 2050 um 24 Prozent gegenüber dem historischen Mittelwert an." Bei hohen Treibhausgasemissionen werde dieser Anstieg deutlich drastischer ausfallen und gleichzeitig würden immer mehr Regionen betroffen sein, sagte die Umweltmathematikerin.
Die Folgen der globalen Erwärmung zeigen sich auch in Europa deutlich. So war das Klima in den letzten zehn Jahren hier heißer und trockener als jemals zuvor seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und damit laut der Untersuchung auch die Feuergefahr so hoch wie nie.
Im Jahr 2017 zum Beispiel verbrannte auf dem Kontinent fast eine Million Hektar Land. In der schon immer stark von Waldbränden betroffenen Mittelmeer-Region zwischen Spanien und Türkei brachen besonders viele Feuer aus, und sogar Gebiete, die bisher nicht als brandgefährdet galten, waren betroffen, etwa Großbritannien.
In Deutschland gab es in den Trockenjahren 2018 bis 2020 sowie 2022 besonders viele Brände. 2022 gingen laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft mehr als 3.000 Hektar in Flammen auf, mehr als dreimal so viel wie der jährliche Durchschnittswert seit 1991.
Auch die Zahl der Waldbrände lag in dem Jahr mit knapp 2.400 deutlich über dem Mittel von 1.160. Hinzu kam: Aufgrund langer Trockenperioden dehnte sich die Feuersaison deutlich aus. Bereits im März wurden 141 Brände gezählt.
"In einem gewissen Maß können wir uns daran anpassen"
Das Team um Senckenberg-Professor Thomas Hickler nutzte unter anderem den kanadischen Fire Weather Index (FWI), um die die Intensität von sogenanntem "Brandwetter" in Szenarien bis 2080 zu berechnen. Dabei geht es um das Zusammenkommen von Risikofaktoren, wie hohe Temperaturen, niedrige Luftfeuchtigkeit, geringe Niederschläge und starker Wind.
Es zeigte sich, dass die Bedingungen in Ländern Griechenland, Zypern, Spanien, Portugal, Kroatien und der Türkei noch extremer werden. Für die Ökosysteme und Gesellschaften dieser Länder sei "das regelmäßige extreme Brandwetter eine große Herausforderung", warnte Hickler.
Doch auch die bisher wenig betroffenen nördlicheren Gebiete seien zunehmend gefährdet, vor allem bei ungebremstem Klimawandel. Bei stark steigenden CO2-Werten könnte das Brandwetter in den deutschen Mittelgebirgen und den osteuropäischen Karpaten sowie in den Vogesen und dem Zentralmassiv in Frankreich gebietsweise um bis zu 60 Prozent zunehmen, so der Experte.
Mehr Brandwetter in Bergregionen birgt dabei weitere Risiken, so das Senckenberg-Team. Mehrere Faktoren kommen hier zusammen. In den schwer zugänglichen und durch geringe Bewirtschaftung verbuschten Gebieten kann sich einerseits das Feuer schneller ausbreiten, andererseits ist die Brandbekämpfung schwieriger.
Da in diesen Regionen Vegetation und bewohnte Gebiete oft ineinander übergehen, können Brände auch leicht auf Siedlungen übergreifen, und auch die starke Rauchbelastung kann ein Problem sein.
Die Fachleute betonen deshalb, wie wichtig Frühwarnsysteme, Brandüberwachung und ‑bekämpfung auch in bisher wenig betroffenen Regionen seien – etwa in Zentraleuropa. Hier seien "feuerbewusste" Entscheidungen in Forstwirtschaft, Landbewirtschaftung und Stadtplanung nötig.
Die zunehmenden Gefahren frühzeitig zu berücksichtigen, könne der Schlüssel sein, um künftige Katastrophen abzuwenden, heißt es in der Studie. "Ein extremeres Brandwetter muss keineswegs bedeuten, dass es auch mehr brennt", resümierte Hickler. "Zumindest in einem gewissen Maß können wir uns daran anpassen."
Das neue deutsche Waldbrand-Warnschild ist übrigens noch nicht häufig anzutreffen. Eigentlich war im Rahmen des "Verbundprojekts Waldbrand-Klima-Resilienz" geplant, die Schilder kostenlos an die Waldbesitzer abzugeben.
Doch die Bundesregierung hat die Mittel für ihren "Waldklimafonds" gestrichen, aus dem sie bezahlt werden sollten. Damit gibt es für dieses und andere Projekte keine Förderung mehr.