Kopf und Hals des Siebenbürger Nackthalshuhns auf einem Hühnerhof sind so rot wie der Kamm.
Das Nackthalshuhn ist bereits an den Klimawandel angepasst. (Foto/​Ausschnitt: Szerkesztő Lily 15/​Regasterios/​Wikimedia Commons)

Das Siebenbürger Nackthuhn hat es gut. Warum? Es ist an den Klimawandel angepasst, der der Welt mehr und stärkere Hitzewellen beschert. Es hat weniger Federn als andere Hühner, und so machen ihm hohe Temperaturen weniger aus.

Die Tiere seien "von Natur aus klimatisiert", weil ihnen die Federn am Hals fehlen, hat der Münchner Agrarprofessor Senthold Asseng jetzt mitgeteilt. Es gebe darüber hinaus auch Beispiele für eine "evolutionäre Anpassung an warmes Wetter bei Landsäugetieren".

Wie viele Siebenbürger Nackthühner in Kanada und den USA leben? Ist auf die Schnelle nicht herauszukriegen. Wäre schon interessant. Denn die extreme Hitzewelle, die den Westen Nordamerikas jüngst mit Maximaltemperaturen von fast 50 Grad heimgesucht hat, war Anlass für Assengs Info.

Der Agrarwissenschaftler hat erforscht, wie der physiologische Stress steigt, wenn die Hitze zuschlägt. Und zwar natürlich nicht nur beim Nackthuhn, sondern auch bei anderen (Nutz-)Tieren und bei Pflanzen. Und auch bei einem ganz speziellen Säugetier, dem Menschen.

Assengs Team untersuchte, welche Temperaturen zuträglich und welche schädlich sind. Und siehe da: Diese sind für Menschen, Rinder, Schweine, Geflügel und Agrarpflanzen ziemlich ähnlich.

Universelle Wohlfühltemperatur

Die Wohlfühltemperaturen von allen liegen zwischen 17 und 24 Grad Celsius, wobei die Luftfeuchtigkeit eine große Rolle spielt. Wird es zu warm, sinkt die Milchleistung von Kühen um bis zu 20 Prozent, Hühner legen weniger Eier, und die Erträge bei Weizen gehen zurück.

Und was ist mit den Menschen? Kritisch wird es für sie ab 32 Grad bei sehr hoher respektive 45 Grad bei sehr niedriger Luftfeuchtigkeit. Sind sie solcher Hitze längere Zeit ausgesetzt, kann das tödlich sein, wie Asseng warnt. Das heißt: Ohne Klimaanlage sind Hitzewellen wie die in Nordamerika nicht auszuhalten.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Derzeit sind zwölf Prozent der globalen Landfläche von Klimabedingungen betroffen, bei denen der Mensch ohne solche technische Hilfen nicht mehr überleben kann. Doch bis 2100 drohen es aufgrund der Erderwärmung 45 bis 70 Prozent zu werden.

Das Beispiel des Siebenbürger Nackthuhns hilft da leider wenig. Asseng erinnert daran: Die genetische Anpassung an ein geändertes Klima benötigt oft viele Generationen. Diese Zeit haben wir nicht. Ordentliche Klimapolitik zu machen wäre schon besser. Für Mensch, Tier und Pflanze.

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