Feuerwehrmänner kämpfen gegen Waldbrände in Kalifornien
Kalifornien wird seit Jahren von schweren Bränden heimgesucht. Hier  bekämpfen Feuerwehrleute einen Brand im Süden des US-Staats im Jahr 2013. (Foto: Mel Melcon/AP Photo/​Los Angeles Times/​Daria Devyatkina/​Flickr)

Es begann relativ harmlos mit einem mechanischen Fehler eines Fahrzeugs im Norden Kaliforniens, das Feuer fing. Am Ende stand eine Woche später ein Großbrand, der sich zur Apokalypse für eine ganze Region von der Fläche des Chiemsees auswuchs und sogar ein eigenes lokales Wettersystem erzeugt hat.

Schon jetzt steht das "Carr Fire" an siebter Stelle unter den zerstörerischsten Feuern in der Geschichte des US-Bundesstaats. Die Feuerwalze hatte sich durch die Stadt Redding 200 Kilometer nördlich von San Francisco geschoben, mindestens sechs Menschen kamen ums Leben und Zehntausende mussten evakuiert werden.

Die Feuer waren so stark, dass sie sogar ein eigenes lokales Wettersystem geschaffen haben. Die Hitze der Flammen ließ das Wasser in den Bäumen und anderen Pflanzen verdunsten und die Luft schnell aufsteigen. Riesige Kumuluswolken bauten sich auf, die auch aus großer Ferne noch sichtbar waren. Manchmal sammeln solche Wolken so viel Wasser an, dass sie Regen produzieren – das Glück hatte zumindest Redding noch nicht.

Das Carr Fire ist nur der heftigste von 17 Waldbränden in Kalifornien, die insgesamt mehr als 800 Quadratkilometer umfassen. An sich sind Waldbrände für den Westküstenstaat nichts Ungewöhnliches. Allerdings gehen Experten davon aus, dass die Brände im Zuge des Klimawandels eine neue Stufe erreichen, auf die die Kalifornier bisher noch nicht vorbereitet sind. Laut einer Statistik der kalifornischen Forst- und Brandschutzbehörde Cal Fire fallen sieben der zwölf zerstörerischsten Brände in die Zeit seit 2015.

"Brände gehören zu den USA"

Lindon Pronto weiß, wie es sich anfühlt, inmitten der Flammen in Kalifornien zu stehen und gegen die Brände zu kämpfen. Er hat mehrere Jahre als Feuerwehrmann im Norden des Bundesstaats gearbeitet, bevor er 2015 zum Global Fire Monitoring Center (GFMC) wechselte, einer Außenstelle des Max-Planck-Instituts für Chemie an der Universität Freiburg.

Eigentlich, sagt der Brandforscher, sei man in seiner Heimat an die Brände gewöhnt. "Die USA setzen sich seit über einem Jahrhundert mit großen Landschaftsbränden auseinander", so Pronto. "Brände gehören zur nordamerikanischen Landschaft und sind für viele Ökosysteme wichtig, die sich erst mit natürlichen Bränden entwickelt haben."

Allerdings habe sich in den letzten Jahrzehnten viel verändert: Die Wald- und Buschlandschaften in den USA brennen heute häufiger und auf größerem Gebiet, und die Feuer-Saison dauert heute fast drei Monate länger als noch in den 1970er Jahren. In Kalifornien gibt es inzwischen das ganze Jahr Landschaftsbrände. Und: Sie erreichen immer häufiger auch Städte, wie Ende 2017, als die Flammen auf Los Angeles übergriffen und 200.000 Menschen evakuiert werden mussten.

"Die Feuer bewegen sich in städtische Gebiete, deshalb müssen die Feuerwehrleute ihre Prioritäten verschieben – von der Bekämpfung und Eindämmung der Brände im ganzen Umfang zum unmittelbaren Schutz von Leben und Eigentum", sagt Pronto.

Welche Rolle spielt der Klimawandel bei all den Veränderungen? "Man kann dem Klimawandel nicht die Schuld für den Ausbruch von Landschaftsbränden geben", sagt Lindon Pronto. "Aber der Klimawandel ist verantwortlich für das vermehrte Auftreten von Wetterextremen wie anhaltenden Trockenzeiten, die wiederum die Schwere und das Verhalten eines Brandes beeinflussen."

Im Fall von Kalifornien ist es die extreme Trockenheit, die seit Monaten herrscht. Redding etwa erlebt seinen heißesten Juli mit einer Durchschnittstemperatur von über 30 Grad Celsius. Die Hitze lässt die Landschaft so austrocknen, dass sie leicht entflammbar ist – ob nun durch Brandstiftung, außer Kontrolle geratene Lagerfeuer oder Blitze. "Die Kombination von hohen Temperaturen, niedriger Luftfeuchtigkeit und starken Winden kann explosive Situationen verursachen", so Pronto.

In Deutschland könnten Brände auf dem Land zum Problem werden

Von Bränden wie in Kalifornien dürfte Deutschland auch in Zukunft verschont bleiben. Hierzulande herrschen ganz andere klimatische Bedingungen. Allerdings dürfte sich im Zuge des Klimawandels auch in Deutschland die Gefahr von Landschaftsbränden deutlich erhöhen.

"In einem sich ändernden Klima mit mehr Wetterextremen muss Deutschland Brände in Wäldern und Offenlandschaften als wachsendes Risiko behandeln", sagt Pronto. Und da lohne sich auch ein Blick nach Kalifornien. "Eine reine Kopie des für Amerika typischen Umgangs mit Bränden kann nicht die Antwort sein, nichtsdestotrotz kann Deutschland aus den Erfahrungen von Ländern wie den USA lernen."

So könnten die Bundesländer besser kooperieren und etwa schweres Gerät oder Löschflugzeuge austauschen. "Es ist ja unwahrscheinlich, dass Landschaftsbrände gleichzeitig in allen Bundesländern ausbrechen."

Insgesamt sieht Pronto Deutschland eher schlecht aufgestellt für die Bedingungen, die zu erwarten sind. "Feuerwehrleute in Deutschland sind im Prinzip nicht trainiert oder angemessen ausgerüstet, um große Brände auf dem Land zu bekämpfen."

Um einen Waldbrand in den Griff zu bekommen, brauche es ganz andere Strategien und Taktiken, andere Schutzkleidung und Ausrüstung. "Bisher war das nicht so wichtig, aber dieser Sommer hat uns gezeigt, dass durch den Klimawandel Landschaftsbrände in mittel- und nordeuropäischen Ländern häufiger auftreten und schwerer zu kontrollieren sein werden." Damit spielt der Experte auf die schweren Brände in Schweden und Griechenland an.

Anzeige