Blick auf den Rhein mit sehr niedrigem Pegelstand
Dürresommer 2018: Kaum Wasser im Rhein. (Foto: Markus Distelrath/​Pixabay)

Der Hitzesommer 2018 war extrem. Über Monate war es so heiß und trocken, dass Menschen an Hitzeschlägen starben, schwere Waldbrände ausbrachen, es zu Ernteausfällen kam und die Pegel vieler Gewässer Rekordtiefstände erreichten, sodass Kraftwerke ihre Stromproduktion drosseln mussten und die Binnenschifffahrt nur noch eingeschränkt möglich war.

Extrem war auch die Ausdehnung der Trockenheit und Hitze. Fast die gesamte Nordhalbkugel war betroffen, von Kanada und den USA über Japan, Südkorea, Russland bis Europa.

Schon im letzten Jahr hatten Forscher vorgerechnet, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit solcher Extreme sehr deutlich erhöht. Eine neue Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) unterstreicht nun diesen Befund – und kommt bei weiter fortschreitender Erhitzung zu einer beunruhigenden Prognose.

Eine so lang anhaltende und großflächige Extremhitze war demnach nur aufgrund der menschengemachten Erderwärmung möglich. "Ohne den vom Menschen angestoßenen Klimawandel wäre nicht eine so große Fläche gleichzeitig von Hitze betroffen wie 2018", sagte Leitautorin Martha Vogel.

Sommer, die kaum auszuhalten sind, wird es häufiger geben

Laut den Messdaten, die das ETH-Team ausgewertet hat, traten solch großflächige Hitzewellen in der Nordhemisphäre erstmals 2010 auf, dann wieder 2012, und nun 2018. Davor registrierten die Wissenschaftler keine solch großen Gebiete, die zeitgleich von Hitze betroffen waren.

Die Forscher stellten ihre Studie beim Jahrestreffen der European Geosciences Union vor, das vergangene Woche in Wien stattfand. Das Papier befindet sich derzeit noch im Review-Verfahren für die Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift.

Zwischen Mai und Juli 2018 waren der Studie zufolge im Tagesdurchschnitt 22 Prozent der besiedelten oder landwirtschaftlich genutzten Fläche der Nordhalbkugel nördlich des 30. Breitengrads gleichzeitig von extrem hohen Temperaturen betroffen. Das waren gut fünf Millionen Quadratkilometer.

Steigen die Temperaturen weiter, wird die Fläche, die betroffen ist, zunehmen – laut den Modellprojektionen des Forscherteams um 16 Prozent pro Grad globaler Temperaturerhöhung.

Und nicht nur die Fläche nimmt zu, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer solchen Extremhitze kommt. Bei einer globalen Erwärmung um zwei Grad liegt die Wahrscheinlichkeit für ein so großflächiges Hitzeereignis demnach bei nahezu 100 Prozent. Fast jedes Jahr würde es dann Sommer wie den von 2018 geben.

Bei einer Erwärmung um 1,5 Grad wird hingegen für "nur" ein Viertel der Nordhemisphäre jeder zweite von drei Sommern so heiß wie 2018.

Unkontrollierbare Waldbrände und steigende Lebensmittelpreise

Dies könne "gravierende Konsequenzen" haben, sagte Martha Vogel. Denn: "Sind gleichzeitig mehrere Länder von solchen Naturkatastrophen betroffen, ist keine gegenseitige Hilfe mehr möglich", sagte Mitautorin Sonia Seneviratne von der ETH.

Dies hätten im vergangenen Jahr die Waldbrände in Schweden gezeigt. Noch konnten mehrere Länder mit Infrastruktur zur Brandbekämpfung aushelfen. Müssten jedoch gleichzeitig mehrere Länder gegen große Waldbrände kämpfen, dann könnten sie andere betroffene Länder nicht mehr unterstützen.

Auch für die Ernährungslage könnte es kritisch werden. "Sind weite für die Landwirtschaft zentrale Regionen von Hitze betroffen, könnten Erträge großflächig einbrechen und Lebensmittel massiv verteuern", schreiben die Wissenschaftlerinnen.

Dies sei bereits bei der Hitzewelle von 2010 geschehen. Damals habe Russland den Export von Weizen komplett eingestellt. Das habe die Weizenpreise auf dem Weltmarkt ansteigen lassen. In Pakistan, einem der Hauptimporteure für russischen Weizen, kostete Weizen daraufhin 16 Prozent mehr, was zu einem Anstieg der Armut geführt habe.

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