Bei dem verheerenden Feuersturm in Los Angeles im Januar sind 29 Menschen umgekommen, und mehr als 16.200 Gebäude wurden zerstört. Berechnungen lassen erwarten, dass die Brände die teuerste Naturkatastrophe waren, die die USA bisher erlebt haben.
Der gesamte wirtschaftliche Verlust durch das Ereignis, das nach wissenschaftlichen Untersuchungen vom Klimawandel beeinflusst wurde, beläuft sich danach auf deutlich über 100 Milliarden US-Dollar, doch Schätzungen gehen bis auf 275 Milliarden.
Das veranlasste den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom jetzt dazu, den US-Kongress um Hilfen in Höhe von rund 40 Milliarden Dollar für Los Angeles zu bitten, um die Folgen der Brände bewältigen zu können.
Eine Untersuchung der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA) kam unlängst zu dem Ergebnis, dass allein die Immobilien- und Kapitalverluste in den betroffenen Gebieten Altadena, Malibu, Pacific Palisades und Pasadena zwischen 95 und 164 Milliarden Dollar liegen, wobei die versicherten Verluste auf 75 Milliarden geschätzt werden.
Weiterer Posten in der Rechnung: ein Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Region und ein Einkommensverlust für lokale Unternehmen, die ihren Betrieb einstellen mussten, sowie deren Beschäftigte. Analysten des Wetterdienstes Accuweather hatten vorher sogar eine Gesamt-Schadenssumme von 250 bis 270 Milliarden Dollar errechnet.
Das wären mehr als die 201 Milliarden, die der verheerende Hurrikan Katrina 2005 kostete. Die damaligen Überflutungen an der US-Golf-Küste unter anderem in New Orleans gelten als bisher teuerste Naturkatastrophe in der jüngeren Geschichte des Landes.
Versicherungsprämien werden steigen
Doch damit nicht genug. Die Ökonomen, die die L.A.-Studie angefertigt haben, warnten: Längerfristig würden die Kalifornier auch "mit immer höheren Versicherungsprämien und wachsenden Gesundheitsrisiken durch Waldbrände" konfrontiert sein, falls die Behörden keine wirksamen zusätzlichen Maßnahmen zur Eindämmung von Waldbränden ergreifen und für entsprechende Investitionen sorgen.
Hinzu komme, dass die ohnehin teuren Wohnungsmärkte in der kalifornischen Metropole für Mieter "zunehmend unerschwinglich" würden.

Gouverneur Newsom nutzte das Argument, die Brände könnten die teuerste Naturkatastrophe in der US-Geschichte werden, um das Bundesparlament in Washington zu Unterstützung zu bewegen.
"Los Angeles ist einer der wirtschaftlich produktivsten Wirtschaftsstandorte auf der Welt, aber es kann sich nur mit Unterstützung der Bundesregierung von dieser beispiellosen Katastrophe erholen", schrieb der demokratische Politiker an mehrere hochrangige Abgeordnete im Repräsentantenhaus.
Konkret forderte er von der nationalen Katastrophenschutzbehörde Fema rund fünf Milliarden Dollar für die Aufräumarbeiten in den Brandgebieten und weitere 17 Milliarden für den Wiederaufbau von Wohnhäusern und Infrastruktur.
Die übrigen 18 Milliarden sollen vom Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung, der Agentur für Wirtschaftsentwicklung und weiteren Behörden kommen. Hier geht es unter anderem um die Finanzierung von Darlehen für Hausbeisitzer und Geschäftsleute sowie Steuererleichterungen für Geschädigte. "Los Angeles wird dieses Geld klug verwenden", versprach Newsom.
Demokratischer Gouverneur lässt Differenzen unerwähnt
Der Demokrat dankte auch dem republikanischen Präsidenten Donald Trump für die Unterstützung bei der schnellen Entfernung von Trümmern durch Bundeskräfte in den Brandregionen.
Interessanterweise erwähnte Newsom die jüngsten Ansagen der Trump-Regierung nicht, wonach weitere Bundeshilfe an Bedingungen geknüpft werden soll. Trumps Sondergesandter Richard Grenell hatte vorige Woche als eine mögliche Bedingung weniger Kompetenzen für die kalifornische Küstenkommission genannt.
Diese Behörde steuert die Entwicklung an der Küste und schützt den Zugang zum öffentlichen Strand. Trump hatte die Agentur als zu restriktiv und bürokratisch und als Hindernis für einen schnellen Wiederaufbau kritisiert. Zudem griff der Präsident mehrfach die angeblich zu restriktive Wasserpolitik Kaliforniens an und wies auf Newsoms Verantwortung dafür hin.
Newsom ging auf solche Kontroversen nicht ein und betonte in Bezug auf die Aufräumhilfe: "Wir sind ewig dankbar, und wir sind zuversichtlich, dass Los Angeles, wenn wir zusammenarbeiten, weiterhin als Leuchtturm für die Welt dienen wird" – eine offensichtliche Schmeichelei.
Im Hintergrund des hier unausgesprochenen Konflikts steht, dass Trump den Klimawandel leugnet oder zumindest den menschlichen Einfluss darauf, während Newsom ihn als Mitursache für die in den letzten Jahrzehnten stark angestiegenen Vegetationsbrände in Kalifornien ansieht.
Für Newsoms Position sprechen wissenschaftliche Untersuchungen. Eine Analyse der renommierten Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) hat unlängst gezeigt, dass der Klimawandel die Januar-Brände beeinflusst hat, indem eine ungewöhnlich lange anhaltende Trockenheit die Vegetation ausdörrte.
Anwohnerprotest gegen Sondermüll-Lagerung
Laut WWA ist das sogenannte Feuerwetter in Südkalifornien aufgrund der bisherigen Erderwärmung um 35 Prozent wahrscheinlicher und um sechs Prozent intensiver geworden, als es in einem unveränderten Klima gewesen wäre.
Die jährliche Trockenzeit in Südkalifornien hat sich laut der Studie durch die globale Erhitzung bereits um 23 Tage verlängert. Bis 2100 könne die Wahrscheinlichkeit von Feuerwetter bei fortschreitendem Klimawandel um weitere 35 Prozent ansteigen, heißt es darin.
Trump hingegen hat nationale Stellen wie die US-Umweltbehörde EPA anweisen lassen, Informationen über den Klimawandel nicht mehr prominent auf den Homepages zu bringen. Wer dort nach climate change sucht, findet generelle Aussagen zum menschengemachten Treibhauseffekt und seine Folgen durchaus noch. Bei den aktuellen Informationen zu den Los-Angeles-Bränden spielt das Thema jedoch keine Rolle.
Hier geht es vor allem um die praktischen Aufräumarbeiten, die derzeit in den verwüsteten Gebieten laufen. Etwa darum, wie gefährliches Material beseitigt werden kann, darunter Gastanks, Autoöle, Batterien oder Pestizide.
Wie die Arbeiten ausgeführt werden, trifft freilich zum Teil auf Proteste. Nach der Ankündigung der EPA, etwa an der Küste des wohlhabenden L.A.-Wohnviertels Pacific Palisades und dort auf dem Parkplatz eines besonders beliebten Strandes Sammelplätze für Sondermüll einzurichten, befürchten Anwohner eine Verschmutzung von Boden, Grundwasser und Meer.
"Unsere Küste ist für viele Menschen das letzte Refugium. Sie ist keine Müllhalde", heißt es in einer Petition von Anwohnern. Inzwischen versuchten in der Vorstadt Calabasas sogar mehrfach Demonstranten, Lastwagen mit Trümmern aus den Brandregionen am Entladen zu hindern.