Nach Jahren der Stagnation ist der Ausstoß von Treibhausgasen im vergangenen Jahr erstmals wieder gesunken. Nach einer vorläufigen Prognose des Umweltbundesamts (UBA) wurden im Jahr 2018 insgesamt 866 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent freigesetzt, das sind 41 Millionen Tonnen oder 4,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
Den größten Teil haben dazu private Haushalte beigetragen, die 15 Millionen Tonnen weniger verbraucht haben als im Vorjahr – eine Einsparung von etwa zehn Prozent. Das UBA führt das vor allem auf das milde Wetter zurück – es wurden weniger Brennstoffe zum Heizen gebraucht. Außerdem führte die Dürre im Sommer dazu, dass wegen des niedrigen Wasserstands in den Flüssen weniger Heizöl transportiert werden konnte, was dessen Preis steigen ließ.
Der Energiesektor hat laut UBA 14 Millionen Tonnen Kohlendioxid gespart. Als Gründe nennt die Behörde, dass die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen zugenommen hat, während die aus fossilen Energieträgern zurückging.
Den deutlichsten Rückgang gab es bei der Steinkohle, wo gestiegene Preise im EU-Emissionshandel zu höheren Preisen führten – und auch wieder die flachen Flüsse infolge des Dürresommers. Wie Heizöl konnte auch Steinkohle schlechter transportiert werden.
Auch bei der Braunkohle gab es einen Rückgang der klimaschädlichen Emissionen, der laut UBA darauf zurückzuführen ist, dass drei Kraftwerksblöcke in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft gingen.
Im Verkehr sind die Emissionen ebenfalls gesunken, allerdings nur um rund fünf Millionen Tonnen. Das Umweltbundesamt nennt als möglichen Grund, dass die Preise für Benzin und Diesel gestiegen sind.
"Die Regierung ist weit von ihren Zielen entfernt"
"Die Zahlen zeigen, wie wichtig die erneuerbaren Energien für den Klimaschutz sind", sagte UBA-Chefin Maria Krautzberger. Im Jahr 2018 hätten die erneuerbaren Energien rund 184 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent vermieden, am meisten davon die Windkraft.
Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) freute sich über die Zahlen: Der Rückgang liege zwar zum Teil an der Witterung und an Sondereffekten, allerdings zeigten die Zahlen auch, dass der Ökostromausbau, der Kohleausstieg und der Emissionshandel wirkten. Schulze wies bei der Gelegenheit auf ihren Entwurf des Klimaschutzgesetzes hin, das dafür sorgen soll, dass das Klimaziel für das Jahr 2030 erreicht wird.
Das Klimaziel für 2020, das sich die Bundesregierung gesetzt hatte, nämlich die Verringerung der Emissionen um 40 Prozent gegenüber 1990, erwähnen Umweltministerium und Umweltbundesamt in ihrer gemeinsamen Mitteilung nicht. Von diesem Ziel ist Deutschland trotz des leichten Rückgangs im vergangenen Jahr weit entfernt: Laut dem UBA entsprechen die Emissionen von 2018 einer Minderung um knapp 31 Prozent gegenüber 1990.
Die Lücke kritisiert auch Michael Schäfer, Klimaexperte bei der Umweltstiftung WWF: "Die Klimabilanz 2018 macht deutlich, wie weit die Bundesregierung davon entfernt ist, ihre eigenen Klimaziele zu erreichen." Den leichten Rückgang verdanke man nicht politischer Steuerung, sondern einem milden Winter und teurem Öl, so Schäfer. "Statt etwa den Erneuerbaren-Ausbau zu beschleunigen, ist der Produktionszuwachs 2018 um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken."
Auch von den Grünen im Bundestag kommt Kritik. "Seit dem Jahr 1990 haben wir gerade mal 30 Prozent CO2-Einsparung geschafft. Wir brauchen in den nächsten anderthalb Jahren insgesamt aber 40 Prozent", sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Das letzte Viertel werde in der kurzen Zeit besonders schwierig.
Der Beitrag wurde am 6. April mit den vom Umweltbundesamt korrigierten Zahlen aktualisiert. Am 4. April hat das UBA mitgeteilt, dass die in der ersten Version der Pressemitteilung angegeben Emissionen der Landwirtschaft falsch berechnet worden waren. Durch die Aktualisierung haben sich auch die Gesamtemissionen für 2018 geändert.