Das Armaturenbrett eines Autos. Durch das Fenster sieht es durch verfälschte Farben nach hoher Geschwindigkeit aus.
Trumps Pläne dürften für höhere CO2-Emissionen im Verkehr sorgen – und den Druck auf die europäische Politik erhöhen. (Foto: Ian Sane/​Flickr)

US-Präsident Donald Trump heizt der Welt ein – buchstäblich. Die jetzt vorgestellten revidierten Pläne zu den Auto-Abgasstandards werden dazu führen, dass die Pkw in dem Land im Jahr 2030 rund 130 Millionen Tonnen des Treibhausgases CO2 zusätzlich ausstoßen werden, wie die Wissenschaftlervereinigung "Union of Concerned Scientists" ausgerechnet hat. Das entspreche den Emissionen von 30 Kohlekraftwerken. Trumps Regierung indes hält den Effekt auf die globale CO2-Bilanz für unbedeutend.

Die Pläne der Umweltbehörde EPA und der Verkehrsbehörde NHTSA sehen vor, die Grenzwerte für den Spritverbrauch bis 2026 auf dem für 2020 vorgesehenen Niveau einzufrieren. Das wären rund 6,3 Liter pro 100 Kilometer (37 Meilen pro Gallone). Die Vorgängerregierung von Barack Obama hatte Effizienzstandards beschlossen, nach den dieser Wert bis 2025 auf 4,5 Liter sinken muss, was nur mit relativ hohen Anteilen von Hybrid- und E-Autos zu erreichen wäre.

Obama-Grenzwerte seien "nicht mehr vernünftig"

Der neue Vorschlag sei mit dem Weißen Haus abgestimmt, teilten die Behörden mit. Die Obama-Grenzwerte seien "nicht mehr angemessen und vernünftig", hieß es zur Begründung. Nach den Angaben wird der Ölverbrauch in den USA durch die Aufweichung 2030 rund 500.000 Barrel höher liegen.

Die Autoindustrie würde finanziell von den neuen Abgaswerten profitieren. Die beiden Behörden rechneten vor, dass die Hersteller rund 320 Milliarden US-Dollar (276 Milliarden Euro) einsparen könnten, weil weniger Investitionen in Entwicklung, Material und Zulassung notwendig seien. Die Obama-Effizienzstandards hätten Neuwagen danach im Schnitt um 2.340 Dollar (umgerechnet 2.020 Euro) verteuert.

Positiv werde sich der Vorschlag auch auf die Verkehrssicherheit auswirken, argumentierten EPA und NHTSA. Das Argument: Da die Autos nun billiger angeboten würden, könnten sich mehr US-Bürger neue Autos kaufen als bei der alten Regulierung.

Profitieren würden vor allem US-Hersteller

Endgültig fixiert sind die neuen Spritstandards allerdings noch nicht. Die Behörden werden in den nächsten Wochen noch Anhörungen dazu abhalten und Experteneinschätzung einholen. Außerdem haben Kalifornien und 16 weitere Bundesstaaten bereits Klage gegen eine Revision der Standards und gegen die Pläne der Trump-Regierung eingereicht, die in den 17 Staaten geltenden strengeren Abgasregeln abzuschaffen. Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown erklärte nun: "Wir werden diese Dummheit auf jedem vorstellbaren und möglichen Weg bekämpfen."

Hauptprofiteure von Trumps Tritt aufs Gaspedal wären die US-Autokonzerne General Motors, Ford und Fiat Chrysler, die, wenn die Berechnung der Behörden zu den Kosteinsparungen stimmt, jeweils mit rund 60 Milliarden Dollar Erleichterung rechnen können.

Druck auf Trump, die Obama-Linie zu kippen, hatte der US-Verband der Autohersteller gleich nach dessen Amtsantritt gemacht; interessant ist, dass die "Auto Alliance" unter anderem auch europäische Hersteller wie BMW, Volkswagen, Daimler und Fiat vertritt.

Autokonzerne kämpfen auch gegen EU-Grenzwerte

Inwieweit auch die Importeure im US-Markt, allen voran Autobauer aus Europa und Japan, profitieren würden, ist offen. Auf wichtigen anderen Märkten wie EU und China, die diese Hersteller bedienen, planen die Politiker eine weitere Verschärfung der Emissionsvorschriften. Insofern müssen sie ihre Modellpalette spritsparender machen und die Elektrifizierung der Flotte vorantreiben.

Allerdings könnten aufgeweichte US-Standards durchaus Einfluss auf die Debatte in der Europa haben, wo die EU-Kommission derzeit an neuen CO2-Auto-Grenzwerten für die Zeit nach 2021 arbeitet. Die Autokonzerne kämpfen auch hier für möglichst lasche Vorschriften, und so hatte der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) bereits die Ankündigung lascherer Werte durch die Trump-Administration im Frühjahr dazu genutzt, um die Kommission entsprechend unter Druck zu setzen.

Anzeige