Parkplatzumwidmung
Parkplatzumwidmung: In Breslau, polnisch Wrocław, ist man sogar schon über das Demo-Stadium hinaus. (Foto: Franziska Junker)

Bald ist wieder "Park(ing) Day". Was das ist? Ein Aktionstag zur "Re-Urbanisierung" der Städte, der von vielen Bürgerinitiativen weltweit immer am dritten Freitag im September durchgeführt wird.

Wie das geht? Parkplätze im öffentlichen Straßenraum werden für ein paar Stunden oder einen Tag umgewidmet. Etwa mit Blumenkübeln als grüne Oase gestaltet, mit Biertischen und Bänken zum Straßencafé umfunktioniert oder als Fahrrad-Abstellfläche genutzt.

Auch in Deutschland findet der Parking Day zunehmend Nachahmer, in Großstädten wie Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt am Main, aber auch kleineren Kommunen. Das Thema: Autos sind eigentlich mehr Stehzeuge als Fahrzeuge, weil sie im Schnitt meist nur ein, zwei Stunden am Tag gebraucht werden.

In der restlichen Zeit brauchen sie vor allem Platz, rund zwölf Quadratmeter pro Stück, zusammen eine flächendeckend erstarrte Blechlawine, die andere mögliche Nutzungen des knappen Raums in den Städten unter sich begraben hat.

Der Parking Day ist eine nette Idee, auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Das große Umdenken in den Stadtverwaltungen hat er aber noch nicht ausgelöst.

Doch zusammen mit Konzepten, die jetzt der Thinktank "Agora Verkehrswende" in einem juristischen Gutachten vorgelegt hat, könnte es was werden. Allerdings braucht es dazu Stadtpolitiker, die sich trauen, sich mit der Autolobby anzulegen.

Zwei Hauptstrategien empfiehlt die Agora: Verknappung von Parkflächen und Bepreisung von Parkraum. Schon heute könnten Städte Parkplätze für andere Zwecke umwidmen, etwa für Fahrradspuren oder breitere Fußwege.

Auch höhere Parkgebühren seien möglich. In Berlin etwa kostet laut Agora eine Stunde Parken drei Euro, während in London fast das Doppelte fällig wird.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.

Auch beim Anwohnerparken langen Städte im Ausland ganz anders zu als hierzulande, wo Bundesrecht regelt, dass ein Parkausweis maximal 30,70 Euro kosten darf.

Kopenhagen verlangt 535 Euro, Stockholm gar 827. Der Bundestag müsste das ändern, um den Städten mehr Spielraum zu geben.

Die Agora-Experten wissen natürlich, dass mehr passieren muss, als nur den Parkraum zu rasieren. Gleichzeitig müssten attraktive Alternativen zum privaten Pkw geschaffen werden, raten sie. Etwa durch Carsharing-Angebote, P&R-Möglichkeiten und einen guten ÖPNV.

Sonst bleiben die Park(ing)plätze, was sie sind.

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