Ein kleines Elektroauto steht am Straßenrand und wird an einer Ladesäule aufgeladen.
Elektroauto beim Aufladen in London. Zur Gesamtbilanz in der Lieferkette kommt noch die Frage, ob ein fossiles Auto ersetzt wird. (Foto: Frank Hebbert/​Flickr)

Elektro-Autos sind sauber. Es gibt ja keinen Auspuff, aus dem CO2 und Stickoxide herauskommen. Natürlich ist das nur die halbe Wahrheit. Abgasfrei sind die Strom-Pkw nur für die direkte Umgebung, in der sie fahren. Denn natürlich muss der Strom, der den Antrieb liefert, irgendwo produziert werden. Und Umweltforscher haben errechnet, dass Elektroautos selbst beim heutigen Strommix, der schon zu 40 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt, in der CO2-Bilanz kaum besser abschneiden als Benziner.

Das Problem ist nicht nur, dass beim "Tanken" immer noch über 35 Prozent Kohlestrom durch das Kabel fließen. Vor allem die Batterie schlägt ökologisch negativ zu Buche. Und zwar doppelt. Einerseits wiegt sie mehrere hundert Kilo, die immer mitgeschleppt werden müssen. Das erhöht den Stromverbrauch und den Abrieb beim Fahren. Anderseits muss die Batterie aufwendig produziert werden, und das schluckt ebenfalls viel Energie.

Doch auch die Ressourcen, die für die "sauberen" E-Autos gebraucht werden, haben es in sich – und darauf weist nun, anlässlich der "Europäischen Mobilitätswoche", das entwicklungspolitische Netzwerk "Inkota" hin. Vor allem die Metalle und Mineralien für Batterien würden zum Teil unter unhaltbaren Zuständen gewonnen.

Beispiel Lithium: Der Abbau in der Atacama-Wüste, die zu Chile, Argentinien und Bolivien gehört, verbraucht laut Inkota große Wassermengen, der Grundwasserspiegel sinkt. Dabei sei das Wasser in dieser trockenen Region überlebenswichtig für die Bevölkerung, die von Viehzucht und kleinbäuerlicher Landwirtschaft lebt.

Oder: Das Kobalt, das in Lithium-Batterien steckt, stammt zu 65 Prozent aus dem Kongo. "Auch deutsche Hersteller nehmen Menschenrechtsverletzungen, Korruption und Umweltrisiken in Kauf, um sich ihr Stück vom E-Mobilitätskuchen zu sichern", kritisiert Inkota.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.

Das Netzwerk fordert, Lehren aus früheren Fehlern zu ziehen – und erinnert zu Recht an das Debakel mit dem einst hochgelobten "Bio"-Sprit. Der Anbau der Energiepflanzen konkurriert heute in vielen Ländern mit dem Lebensmittel-Anbau, Stichwort "Tank oder Teller" – wohl kaum eine nachhaltige Lösung.

Inkota fordert von der Bundesregierung, mehr für die Wahrung der Menschenrechte in den globalen Rohstoff-Lieferketten zu tun. So müssten unter anderem die Autohersteller verpflichtet werden, für deren Einhaltung zu sorgen – "und sanktioniert werden, wenn sie dies nicht ausreichend tun".

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