Gold? Silber? Juwelen? Schatzsucher in den Meeren – ja, die gibt es noch. Doch nicht auf Kisten mit solchen Preziosen, die mit Schiffen früherer Jahrhunderte untergegangen sind, haben sie es abgesehen. Sondern auf Kartoffel- bis Salatkopf-große, schwarze Knollen, die von Natur aus auf dem Meeresboden in der Tiefsee zu finden sind.
Sie enthalten Kupfer, Nickel und Kobalt, die in der Stahl- und Elektroindustrie genutzt werden, aber auch Platin oder Tellur, die man in der Computer- und Handy-Herstellung braucht. Es geht um Manganknollen.
Schon seit den 1970er Jahren gibt es Überlegungen, die wertvollen Knollen industriell auszubeuten, die in 4.000 bis 6.000 Metern Tiefe zu finden sind – die größten Vorkommen liegen vor der Westküste Mexikos, im Peru-Becken und im Indischen Ozean. Bisher standen die enormen Kosten dagegen, aber auch die drohenden Umweltschäden, die der Abbau mit sich brächte.
Die Kostenfrage relativiert sich, je knapper und teurer die Metalle angesichts des Ressourcenhungers der Menschheit werden und je weniger konsequent auf eine ressourcen- und klimaschonende Kreislaufwirtschaft umgestellt wird.
Dauerhafte Schäden in der Tiefsee
Doch für die Umweltfrage gilt das Argument sinkender Kosten nicht, wie zwei Expeditionen des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel (Geomar) und der Universität Southampton belegen: Würden große Maschinen Manganknollen vom Boden des Pazifiks sammeln, würde das die betroffenen Tiefsee-Ökosysteme mindestens über Jahrzehnte schädigen.
Deutsche Forscher hatten 1989 in der "Clarion-Clipperton-Zone" zwischen Mexiko und Hawaii in einem Manganknollen-Gebiet einen Bereich des Meeresbodens mit einer Egge umgepflügt, um einen Abbau zu simulieren.
Heute zeigt sich: Die Pflugspuren sind auch 30 Jahre später immer noch zu erkennen, und auch die frühere Besiedlung mit Organismen ist nicht wiederhergestellt. Mobile Arten wie Seegurken und Seesterne finden sich dort zwar wieder, sesshafte Tiere aber nicht.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.
Der Grund: Die Manganknollen bilden auf dem sonst weichen Meeresboden die einzigen festen Untergründe für Seeanemonen, Weichkorallen oder Schwämme. Wird die "Lebensbasis" entfernt, haben diese Arten kaum eine Chance.
Die Experten sehen das als eine "Warnung vor dem tatsächlichen Störpotenzial des kommerziellen Bergbaus im tiefen Ozean". Mit anderen Worten: Besser Knollen und Co in Ruhe lassen.