Das südkoreanische Containerschiff Hyundai Drive mit rotbraunen, blauen, orangefarbenen und grauen Containern kurz vor dem Hamburger Hafen.
Containerschiff im Hamburger Hafen: Kunden von Reedereien machen jetzt Druck für synthetische Kraftstoffe. (Bild: Frauke Feind/​Pixabay)

Rund 90 Prozent des Welthandels werden auf dem Seeweg abgewickelt. Die Flotte – ob Frachter, Containerschiffe oder Tanker – wird mit Schweröl angetrieben, einem extrem umwelt- und klimaschädlichen Treibstoff. Täglich verkehren auf den Weltmeeren an die 100.000 Schiffe.

Der Schiffsverkehr insgesamt ist für über 2,5 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, Tendenz steigend. Über 20 bekannte Großkonzerne haben hier nun eine Initiative gestartet, um den Schiffstransport klimafreundlicher machen.

Die Unternehmen, darunter Amazon, Ikea, Levi's, Nike und Tchibo, starteten eine Ausschreibung über den Transport von 600.000 Standardcontainern auf Schiffen, die mit emissionsfreien Treibstoffen betrieben werden. Dies entspricht nach Angaben der Initiatoren über drei Jahre gerechnet einer Einsparung von rund einer Million Tonnen CO2-Emissionen, in etwa die Menge, die von 215.000 Verbrenner-Autos ausgestoßen wird.

Die Ausschreibung läuft über die "Zero Emission Maritime Buyers Alliance" (Zemba). Zemba ist eine "Käufergemeinschaft" im Schifffahrtssektor, die im vergangenen März von den Unternehmen Amazon, Patagonia und Tchibo sowie dem US-Thinktank Aspen Institute gegründet wurde. Ziel ist, die Einführung von emissionsfreien Transportlösungen zu beschleunigen.

Zemba hat Reedereien aufgefordert, Transporte anzubieten, bei denen mindestens 90 Prozent weniger Treibhausgase entstehen als bisher. Die Schiffe mit Öko-Antrieb, das heißt "neuen, sauberen Brennstoffen", sollen ab 2025 fahren. Die Käufergemeinschaft bietet dafür einen Aufpreis an, der die zusätzlichen Kosten abdecken soll.

Absage an batterieelektrischen Antrieb

Als Schlüssel zu einer Dekarbonisierung des Schiffsverkehrs gilt die Nutzung von CO2-armen Treibstoffen, die bisher allerdings noch nicht im großen Stil produziert werden. In Frage kommen vor allem Wasserstoff und seine Derivate wie Ammoniak, die mit erneuerbaren Energien erzeugt werden, sowie Flüssiggas aus biogenen Rohstoffen.

Die Ausschreibung soll die Herstellung dieser Treibstoffe anreizen. Zwar gibt es bereits Schiffe mit reinem Elektroantrieb und Energiespeicherung in Batterien, allerdings sind das vor allem Fähren und Ausflugsboote. Für Schwertransporte ist diese Lösung nach Ansicht vieler Experten nicht ausreichend.

Beim Hamburger Kaffee-Konzern Tchibo, einem der Initiatoren des Projekts, heißt es dazu, mit Zemba sei es möglich, erste Schritte in Richtung umweltfreundliche Seefracht zu gehen. "Wir sind entschlossen, eine Führungsrolle zu übernehmen, indem wir einen grünen Aufpreis für emissionsfreie Transportkapazitäten vereinbaren", sagte Manager Alexander Ralfs.

Ziel sei eine "bezahlbare, skalierbare und langfristige Lösung" für emissionsfreien Schiffsverkehr, so Ralfs. Positiv sei das große Interesse an Zemba aus der Wirtschaft, die Mitgliederzahl wachse.

Auch Tchibo ist stark vom Seeverkehr abhängig. Nach Konzernangaben werden sämtlicher Kaffee und rund 80 Prozent der angebotenen Non-Food-Produkte per Containerschiff transportiert. Das sei "ein großer Treiber von Emissionen", so das Unternehmen.

Der Kaffeekonzern betont, einzelne Unternehmen könnten die Dekarbonisierung des Schiffstransports nicht im Alleingang stemmen. Es brauche eine Gruppe, die diesen Prozess anstößt und bereit ist, dafür Kosten und Risiken zu tragen.

"Wir hoffen, dass wir mit der Ausschreibung und der vertraglich zugesicherten Nachfrage Reedereien und Schiffseigner ermutigen, in Partnerschaften mit ihren Kraftstofflieferanten grüne Antriebstechnologie marktreif zu entwickeln und flächendeckend einzusetzen", sagte Ralfs. Die Kraftstoffproduzenten erhielten so die nötigen Sicherheiten für den Absatz grüner Treibstoffe, um zu investieren.