Fast alle neu angekündigten Stahlwerke setzen auf grüne Technologie. Das zeigt ein Bericht der US-Umweltorganisation Global Energy Monitor (GEM), die eine Datenbank mit den Stahlwerken der Welt unterhält.
Die Datenbank zeigt: Von den seit Beginn letzten Jahres angekündigten Stahlwerken sollen 93 Prozent mit klimafreundlichen Lichtbogenöfen ausgestattet werden. Im Jahr 2020 lag dieser Anteil erst bei 36 Prozent.
Für GEM lässt das "für die kommenden Jahre eine signifikante Verlagerung hin zur Stahlerzeugung in elektrischen Lichtbogenöfen", erwarten. Damit werden herkömmliche Stahlwerke verdrängt, die Kohle statt Elektrizität nutzen.
Auch bei der Eisenherstellung zeigen die GEM-Zahlen einen positiven Trend: 36 Prozent der geplanten Werke zur Verhüttung von Eisen setzen auf eine klimafreundliche Technologie, während nur neun Prozent der produzierenden Hüttenwerke diese Technologie nutzen. Hier wird also ebenfalls ein kohlebasierter Prozess langsam abgelöst.
Wie groß der Klimaeffekt ist, lässt sich bei der Eisenherstellung aber schlechter abschätzen. Wirklich "grün" ist Roheisen nur, wenn es mithilfe von grünem Wasserstoff hergestellt wurde. Wenn stattdessen Methan, also Erdgas, verwendet wird, sind die Emissionen deutlich höher.
Ein Grund für die Investitionen in die grüne Eisen- und Stahlherstellung dürfte die Nachfrage sein. Die indische Marktforschungsfirma Fortune Business Insights schätzt, dass diese bis 2032 Jahr für Jahr um mehr als die Hälfte wächst.
Zwar ist grüner Stahl zunächst noch teurer ist als herkömmlicher. Für viele Abnehmer ist das aber nicht entscheidend, weil Stahl nur einen geringen Anteil an den Herstellungskosten ihrer Produkte ausmacht.
Aus diesem Grund kommt die Unternehmensberatung McKinsey zu dem Schluss: "Die Nachfrage nach grünem Stahl wird wahrscheinlich schneller wachsen als das Angebot." Käufer würden bereit sein, eine "Prämie" für grünen Stahl zu bezahlen.
Auf die Eisen- und Stahlherstellung zusammen entfallen elf Prozent der globalen CO2-Emissionen, und bislang galten diese als "schwer vermeidbar". Doch das scheint nicht mehr zu stimmen, sagt Kathy Reimann vom deutschen Thinktank Agora Industrie.
"In der Stahlindustrie ist ein Wandel sichtbar und die Transformation des Sektors ist technisch früher möglich als noch vor einiger Zeit erwartet: Die Technologien sind marktreif, die Nachfrage nach Grünstahl steigt und die Anforderungen aus der Regulierung nehmen zu", so Reimann.
"Dies alles zeigt, dass Emissionen, die früher als 'schwer vermeidbar' galten, inzwischen schon als 'schnell vermeidbar' gelten können."