Bisher habe ich mich zum größten Teil auf die natürliche Intelligenz (NI) verlassen. Den Rechner, der dafür genutzt wird, trage ich immer mit mir herum, er wiegt rund 3,3 Kilogramm, hält ein Leben lang und verbraucht rund 30 Watt Energie, wenn er mit voller Leistung läuft, in Ruhephasen nachts auch weniger.
Bisher hat er mir ganz gute Dienste geleistet. Rund 9.000 Zeitungsartikel hat er produziert, ohne größere Abstürze. Nur ab und zu muss er mal neu gestartet werden, Urlaub genannt.
Als mein Sohn mir vor über einem Jahr zum ersten Mal zeigte, was eine Internet-Anwendung namens Chat Generative Pretrained Transformer der Firma Open AI kann, war ich beeindruckt. Ich ließ den Chatbot einen Artikel schreiben über die Möglichkeiten, CO2 in der Erde zu speichern. Der war zwar nicht auf dem allerneuesten Stand, aber vom Grundsatz her solide.
Ich dachte zuerst: Wow, das macht uns Journalisten arbeitslos. Dann: Es könnte, falls klug eingesetzt, von Routinearbeiten entlasten und Zeit für tiefergehende Recherche freimachen.
Trotzdem habe ich komplexe KI-Anwendungen wie Chat-GPT bisher nicht für Artikel genutzt. Es würde mir komisch vorkommen, meinen Namen unter einen Text zu setzen, wenn die KI ihn zum Teil für mich geschrieben hätte, zumal ich nicht weiß, welche Quellen sie dafür genutzt hat.
Das ist vielleicht altmodisch, zumal ich ohne Bedenken auch andere, schon länger verfügbare intelligente Software-Anwendungen verwende, wie bei der Routenplanung oder beim Aussortieren von Spam-Mails.
Voll auf Atomstrom
Inzwischen aber mutiert die KI zu einem Haupttreiber für den Stromverbrauch. Die Systeme erfordern eine gewaltige Computerleistung in immer mehr Rechenzentren.
Der Konzern Amazon mit seiner Cloud-Computing-Sparte AWS zum Beispiel erwartet, der Elektrizitätsbedarf werde so stark ansteigen, dass er nicht vollständig erneuerbar gedeckt werden kann. Das Unternehmen hat dieses Jahr ein Rechenzentrum in Pennsylvania gekauft, das direkt neben einem AKW liegt und mit Atomstrom betrieben wird.
Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Auch Open AI sieht die Atomkraft als Option. Super-GAU-Risiko, Proliferationsgefahr, Entsorgungsproblem – nur, um NI durch KI ersetzen zu können?
Ich habe Chat-GPT gefragt. Antwort: "Insgesamt steigt der Energieverbrauch durch die zunehmende Verbreitung von KI, gleichzeitig birgt sie Potenzial, die Energieeffizienz in vielen Bereichen zu verbessern und den Übergang in eine nachhaltige Energiezukunft zu unterstützen."
Um Letzteres sicherzustellen, muss man aber eines einschalten: das Gehirn.