Er war der unverkennbare Frontmann der Schönauer "Stromrebellen", die nach dem Super-GAU von Tschernobyl 1986 bundesweit Furore machten.
Wilde Frisur, langer Bart, kräftige Statur und ein kampfeslustiger Blick: Wegen der Atomkatastrophe, die ganz Europa in Angst versetzte, wurde Michael Sladek an seinem Wohnort Schönau zum Aktivisten für eine ökologische, dezentrale und bürgereigene Energieversorgung als Alternative zu den Stromkonzernen, die die Energiewelt bis heute dominieren. Und er hatte damit Erfolg.
Der Schwabe Sladek, 1946 geboren, ließ sich 1977 nach einem Medizinstudium in Freiburg als Arzt in der Schwarzwald-Stadt Schönau nieder. Tschernobyl wurde für ihn und seine Ehefrau Ursula ein großer Einschnitt.
Zusammen mit anderen Bürger:innen gründeten sie die Schönauer Energieinitiative, um sich für eine Atomkraft-freie und effiziente, möglichst komplett auf erneuerbaren Energien basierende Versorgung einzusetzen. Sie organisierten Infostände und Energiespar-Wettbewerbe, installierten Solaranlagen und reaktivierten kleine Wasserkraftwerke.
Doch die Ambitionen reichten weiter. Da der damalige für Schönau zuständige Energieversorger die Pläne der BI nicht mittragen wollte, kam die Idee auf, das örtliche Stromnetz selbst zu übernehmen, um es ohne Atomstrom betreiben zu können.
Bis es so weit war, dauerte es allerdings über zehn Jahre. 1997 konnten die von den Mitgliedern der Initiative gegründeten Elektrizitätswerke Schönau (EWS) das Netz nach zwei gewonnenen Bürgerentscheiden übernehmen.
Immer neue Bürgerenergie-Initiativen
Seitdem prägten Sladek und seine Frau die EWS wesentlich, die 2009 dann in eine Genossenschaft umgewandelt wurde und heute Ökostrom auch bundesweit anbietet. EWS-Vorstand blieb er bis 2015. Die Geschäftsführung übergab er an seine beiden Söhne Sebastian und Alexander.
Sladek setzte sich parallel in vielen Funktionen für den Klimaschutz und eine von Bürger:innen getragene Energiewende ein. Er gründete unter anderem das Bündnis Bürgerenergie mit und war Geschäftsführer der Rheinhessen Energie.
In Berlin setzte er sich als Aufsichtsratsmitglied der 2011 gegründeten Genossenschaft Bürger-Energie Berlin lange Jahre für eine Beteiligung der Berliner:innen an den Stromnetzen der Stadt ein. 2017 war er an der Gründung des CO2-Abgabe-Vereins in Freiburg beteiligt, der sich für die Einführung eines CO2-Preises einsetzte.
Für sein Engagement erhielt Sladek eine ganze Reihe Auszeichnungen und Preise, unter anderem wurde er 1996 Ökomanager des Jahres, 2004 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2007 den Deutschen Gründerpreis, beides gemeinsam mit seiner Frau.
Politisch engagierte der "Stromrebell" sich viele Jahre bei den Freien Wählern, für die er lange im Schönauer Stadtrat saß. Niemals gab er allerdings seine Arbeit als Hausarzt auf. Der Mensch habe für ihn bei allem, was er tat, im Mittelpunkt gestanden, sagen seine Weggefährt:innen.
Sladek ist am 24. September nach schwerer Krankheit in Schönau gestorben, er wurde 77.
Redaktioneller Hinweis: EWS-Vorstand Sebastian Sladek ist Herausgeberratsmitglied von Klimareporter°.