Das Leipziger Reclam-Gymnasium hat jetzt ein Solardach. (Bild: Andreas Wolf/​Wikimedia Commons)

Die Anton-Philipp-Reclam-Schule in Leipzig ist einen Schritt in die Zukunft der erneuerbaren Energieversorgung gegangen. Auf dem Dach eines ihrer Schulgebäude steht jetzt eine 200 Quadratmeter große Solaranlage. Bei bester Sonneneinstrahlung soll sie bis zu 42 Kilowatt Sonnenstrom für die Haus- und Unterrichtstechnik erzeugen können.

Wenn von dem Solarstrom etwas übrig bleibt, wird dieser Überschuss in das Leipziger Stromnetz eingespeist. Reicht der Sonnenstrom nicht für den Schulbetrieb aus, sichert Strom aus dem Netz die notwendige Versorgung.

Zuständig für all dies ist die Leipziger Kommunale Energieeffizienz GmbH (LKE), eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Leipzig. Sie hat die Solaranlage gebaut, betreibt sie auch und wickelt die Stromlieferung ab. Den direkt genutzten Solarstrom vom Dach liefert LKE zu einem Preis, der um acht Cent pro Kilowattstunde günstiger ist als der Strom aus dem Netz.

Dieses Modell soll nun auf ein zweites Gebäude der Schule erweitert werden. Dazu kommen mehrere kommunale Gebäude in der Nachbarschaft. Deren Dächer will LKE in den nächsten Monaten ebenfalls mit Solaranlagen ausstatten.

Die Sonnenstrom-Anlagen auf diesen kommunalen Gebäuden gehören zu einem Ausbauprogramm, das der Leipziger Stadtrat im Oktober 2021 beschlossen hatte. Demnach soll LKE bestehende und neue kommunale Gebäude mit Photovoltaik ausrüsten.

Leipziger Ausbautempo auch in Dresden

Das Ziel ist, jährlich 20 bis 30 Dächer für die Produktion von Sonnenstrom zu erschließen. Das entspricht einem jährlichen Zuwachs von einem bis 1,5 Megawatt. Leipzigs Baubürgermeister Thomas Dienberg rechnet damit, dass diese Zielmarke im laufenden Jahr 2023 zum ersten Mal annähernd erreicht werden kann.

Bis zum Jahresende könnten dann insgesamt 23 Leipziger Schulen, eine Sporthalle, eine Feuerwache und eine Kita mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet sein. Ihre gesamte installierte Leistung beziffert LKE-Geschäftsführer Stephan Klan mit 1,2 Megawatt. Er rechnet damit, dass sie eine jährliche Strommenge von 1.200 Megawattstunden erzeugen können. Damit könnten rechnerisch etwas mehr als tausend Leipziger ihren jährlichen Strombedarf decken.

 

In der sächsischen Landeshauptstadt Dresden sind auch ohne spezielles Ausbauprogramm bisher 63 Solarstromanlagen auf kommunalen Gebäuden installiert worden. Wie die Stadtverwaltung berichtet, verfügen sie über eine Spitzenleistung von insgesamt 1,5 Megawatt.

Ähnlich wie Leipzig will Dresden nun einen Schritt weiter gehen. Im September 2023 hat der Stadtrat den raschen Ausbau der Photovoltaik auf Dächern und an den Fassaden der städtischen Gebäude beschlossen.

Demnach sollen künftig pro Jahr 30 Dächer oder Fassaden mit Solarstrom-Modulen ausgerüstet werden, die über eine Gesamtnennleistung von mindestens zwei Megawatt verfügen. An einem entsprechenden Ausbauprogramm arbeitet die Stadtverwaltung derzeit.

Gesetz und Masterplan in Berlin

Das Land Berlin hat den Solarausbau auf öffentlichen Gebäuden sogar in seinem Klimaschutz- und Energiewendegesetz festgehalten. Demnach müssen neu gebaute öffentliche Gebäude in der Regel ihre gesamte technisch nutzbare Dachfläche mit Solaranlagen versehen.

Diese Pflicht gilt auch für öffentliche Bestandsgebäude und muss bis Ende 2024 erfüllt werden. Die Vorgabe erscheint zunächst sehr ehrgeizig. Etwas abgemildert wird sie dadurch, dass es einen Vorbehalt der Wirtschaftlichkeit gibt. Dabei müssen die Kosten von Klimaschäden in die Rechnung einbezogen werden.

Der Berliner Senat rechnet damit, dass der Bau von Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden die Marktentwicklung anstößt und eine Vorbildwirkung für den Privatsektor entfaltet. Um den Ausbau in beiden Bereichen voranzubringen, hat die Verwaltung einen "Masterplan Solarcity" entwickelt.

Die Umsetzung des Plans wird in jährlichen Monitoringberichten überprüft. Im Bericht für 2022 ist zu lesen, dass in jenem Jahr auf Gebäuden der öffentlichen Hand 58 Solarstromanlagen mit insgesamt 4,85 Megawatt installiert worden sind. Die Gesamtnennleistung stieg damit auf mehr als 42 Megawatt.

Gut geplante und umgesetzte Photovoltaikanlagen machen sich normalerweise langfristig selbst bezahlt. Sie können den Strom direkt am Ort des Verbrauchs deutlich günstiger produzieren, als er aus dem Netz dorthin geliefert werden kann. Dennoch fallen erst einmal Investitionskosten an, die nur allmählich über eingesparte Stromkosten zurückfließen.

Spezielles Förderprogramm in NRW

Wenn Städte ein Programm für den systematischen Solarstrom-Ausbau auf ihren eigenen Gebäuden auflegen wollen, kann das deshalb mit finanziellen Herausforderungen für sie verbunden sein. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hatte deshalb schon im August 2021 gefordert, dass die Bundesregierung ein 100.000-Dächer-Programm für öffentliche Gebäude auflegt.

Nach seiner damaligen Einschätzung würde ein solches Förderprogramm fünf Milliarden Euro über mehrere Jahre umfassen. Der Städtetag wünscht sich außerdem die Erlaubnis, dass Kommunen auf ihren Dächern Energie produzieren dürfen, auch wenn dies den Eigenbedarf im Gemeindegebiet übersteigt.

 

Auf Bundesebene ist ein solches Förderprogramm bisher nicht aufgelegt worden. Dafür geht das Bundesland Nordrhein-Westfalen voran: Dieses Jahr im März hat es ein schon bestehendes Programm fortgesetzt.

NRW fördert Photovoltaikanlagen allein oder zusammen mit einem Batteriespeicher, die auf Dächern von Rathäusern, Feuerwehrgebäuden oder Bibliotheken errichtet werden. Dafür stehen 30 Millionen Euro zur Verfügung.