Im vergangenen Jahr wurden weltweit 212 Menschen ermordet, die sich für Umwelt-, Natur- oder Klimaschutz eingesetzt haben – mehr als in jedem anderen Jahr zuvor. Die Zählung stammt von der Menschenrechtsorganisation Global Witness.
Die britische NGO geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Es könnte also sein, dass in Wirklichkeit noch viel mehr Menschen getötet wurden, weil sie sich für den Planeten eingesetzt haben.
Global Witness zufolge geschehen die Morde in der Regel im Auftrag oder zum Vorteil von Personen und Organisationen, die an der Umweltzerstörung verdienen: Unternehmen der fossilen Wirtschaft, Agrarbetriebe, teilweise staatliche Akteure und paramilitärische Gruppen.
"Durchweg waren es vor allem Unternehmen aus der Agrar-, Erdöl-, Erdgas- und Bergbauindustrie, die hinter den Angriffen auf Umweltschützer:innen standen", sagt Rachel Cox von Global Witness. "Das sind auch die Branchen, die den Klimawandel durch Waldrodung und Treibhausgasemissionen befeuern."
Die meisten Morde geschahen in Kolumbien
Die meisten Morde stehen im Zusammenhang mit dem Bergbau (50 Fälle), gefolgt von Landwirtschaft (34) und Forstwirtschaft (24). "Viele der schlimmsten Umweltvergehen und Menschenrechtsverletzungen werden von der Ausbeutung natürlicher Ressourcen sowie von Korruption in Politik und Wirtschaft angetrieben", sagt Cox. "Es sind Umweltschützer:innen, die sich dagegen auflehnen."
Zwei Länder stechen in der Aufstellung heraus: Auf Kolumbien (64 Fälle) und die Philippinen (43) entfällt zusammen mehr als die Hälfte aller Morde an Umweltschützer:innen.
Global Witness nennt aber auch Beispiele aus Europa: die Fälle zweier rumänischer Förster, die in ihrer Arbeit gegen die Holzmafia vorgegangen sind. Liviu Pop wurde im Oktober 2019 erschossen. Wenige Wochen zuvor war sein Kollege Răducu Gorcioaia mit einer Axt erschlagen worden.
Weltweit gibt es einen Trend zu immer mehr derartigen Verbrechen. Im vergangenen Jahr erschien eine Studie, nach der sich die Zahl der "Umwelt-Morde" innerhalb von 15 Jahren verdoppelt hat.