"Eure Heiligkeit, wir müssen handeln": Tierschützer haben Papst Franziskus aufgefordert, die baldige Fastenzeit vegan zu verleben, um Treibhausgas-Emissionen zu sparen – und ihm dafür eine Million US-Dollar geboten. Damit wollen sie ein Vorbild für die 1,2 Milliarden Katholiken weltweit schaffen.
Galionsfigur der Kampagne ist die zwölfjährige Tierschutzaktivistin Genesis Butler aus Kalifornien. Für "Million Dollar Vegan" hat sie einen offenen Brief an Franziskus geschrieben, der gestern und heute in Zeitungen verschiedener Länder veröffentlicht wurde, in Deutschland etwa in der Süddeutschen Zeitung.
"Ihre Worte zu Klimawandel, Lebensraumverlust und Umweltverschmutzung senden eine wichtige Botschaft an die Menschheit und erinnern uns daran, dass die Erde ein Zuhause ist, das wir alle teilen", schreibt Butler in dem Brief. "Ich möchte Sie heute bitten, sich der Kampagne von Million Dollar Vegan anzuschließen und sich während der Fastenzeit 40 Tage lang rein pflanzlich zu ernähren."
Prominente Unterstützer hat das Projekt etwa mit den Musikern Paul McCartney, Moby und Nena. Hinter der gut orchestrierten Kampagne steckt ein Team von Tierschützern aus verschiedenen Ländern und vor allem das britische Ehepaar Matthew Glover und Jane Land.
Klimaschutz als positiver Nebeneffekt
Die beiden haben Erfahrung darin, Kampagnen in freundlichem, einladendem Tonfall für einen niedrigschwelligen Einstieg in den Veganismus durchzuführen. Zuletzt erregten sie Aufmerksamkeit mit dem Projekt "Veganuary" – eine Wortneuschöpfung aus "vegan" und "january", englisch für "Januar". Dabei sollten Menschen ohne tierische Produkte ins neue Jahr starten – erst einmal nur für den Januar, aber, so die Hoffnung, nach einem Monat Gewöhnung vielleicht doch länger oder gar für immer.
Oftmals suchen Klimaschützer positive Nebeneffekte des Klimaschutzes, etwa für die Gesundheit oder für die Wirtschaft, um damit auch Menschen anzusprechen, denen die Umwelt an sich nicht so wichtig ist. Bei "Million Dollar Vegan" ist es nun andersherum: Der Klimaschutz wird selbst zum positiven Nebeneffekt, nämlich des Veganismus und des Tierschutzes.
Die Hoffnung, Papst Franziskus mit dem Thema Nachhaltigkeit ansprechen zu können, ist nicht unbegründet. Er hat mit seiner Enzyklika Laudato Si' 2015 ein nahezu radikales Plädoyer für Klimaschutz abgegeben.
Franziskus lieferte in seiner Lehrschrift einen Abriss über den Stand der Klimaforschung, forderte zum Ausstieg aus fossilen Energien auf, erklärte das Erdsystem zum globalen Gemeingut – und zog damit eine Verbindung zu Gerechtigkeitsfragen. Das Klima, so seine Leitidee, kann man nur retten, wenn man auch die Armen der Welt aus der Armut holt.
Beeindruckt hat Laudato Si' allerdings vor allem die säkulare Welt. In der Kirche selbst kommt der ökologische Wandel bislang kaum voran.
Pflanzliche Ernährung bringt dem Klima viel
Tatsächlich ist die Fleischproduktion der Hauptgrund für die schlechte Klimabilanz der Landwirtschaft, die zusammen mit der Forstwirtschaft weltweit fast ein Viertel der Treibhausgase verursacht.
Und der Papst? Franziskus hat sich noch nicht öffentlich zu dem Vorstoß geäußert. Ein paar Wochen hat er noch zur Entscheidung. Die Fastenzeit der römisch-katholischen Kirche beginnt dieses Jahr am 6. März und endet nach den vorgeschriebenen 40 Tagen am 20. April.
Das Geld für das Millionen-Angebot hat die Stiftung Blue Horizon International versprochen, die wohltätige Sparte des Unternehmens Blue Horizon. Für den Papst selbst ist es allerdings nicht gedacht: Die Million soll gespendet werden – aber an welche Wohltätigkeitsorganisation, das dürfte Franziskus aussuchen. Wenn er denn die vegane Mission annimmt und erfolgreich beendet.