Detailansicht eines SUV: Rad und Türleiste.
SUV setzen sich immer mehr durch. Die "Stadtgeländewagen" sind klimapolitisch ein Rückschritt, auch mit einem alternativen Antrieb. (Foto: Andreas Lischka/​Pixabay)

"Alle Kritik kumuliert im SUV", sagt Torsten Willner vom Radfahrverband ADFC Hessen. Willner ist Mitorganisator der Demonstrationen am kommenden Samstag in Frankfurt am Main anlässlich der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA).

"SUVs sind ineffizient, brauchen viel Platz und haben einen enormen CO2-Ausstoß", so Willner im Gespräch mit Klimareporter°. Auf der IAA, die vom 12. bis zum 22. September auf dem Frankfurter Messegelände stattfindet, sollen auch neue Modelle der sogenannten "Stadtgeländewagen" vorgestellt werden.

Für das Wochenende sind mehrere Protestaktionen anlässlich der IAA geplant. Für den Samstag ruft ein Bündnis, dem neben dem ADFC viele Umweltverbände wie Greenpeace und der Verkehrsclub VCD angehören, zu einer Demonstration in der Frankfurter Innenstadt auf.

Neben einer klassischen Demonstration zu Fuß sollen Fahrradfahrer in einer Sternfahrt aus vielen Nachbarstädten Frankfurts zur Demonstration in der Innenstadt fahren. Außerdem ist ein sogenannter "Kidical Ride" geplant, bei dem Eltern zusammen mit ihren Kindern auf dem Fahrrad demonstrieren können. Die Veranstalter erwarten viele tausend Teilnehmer "eher im fünfstelligen als im vierstelligen Bereich", so die Einschätzung Willners.

Die Demonstrationen seien absichtlich so geplant, dass es keine reinen Öko-Demos sind: "Wir wollen zeigen, dass das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist." Das Verbände-Bündnis fordert unter anderem einen sofortigen Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor, klimaneutralen Verkehr bis 2035, Vorrang für Fuß- und Radverkehr sowie effiziente Elektromobilität statt dicker Elektro-SUVs.

Veranstalter geben sich gesprächsbereit

Auch die Organisatoren der IAA scheinen gemerkt zu haben, dass sie zumindest ihre Sprache ändern müssen. Die diesjährige Ausstellung steht unter dem Motto "Driving tomorrow" und präsentiert sich als "internationale Plattform für die Verkehrswende".

Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA), der die Automesse organisiert, hat Bürger und Verbändevertreter außerdem zu einer Diskussionsveranstaltung am Freitag in Frankfurt eingeladen. Diskutiert werden soll, wie die Mobilität der Zukunft aussehen kann und wie der Verkehrssektor nachhaltiger werden soll.

Torsten Willner findet solche Angebote grundsätzlich gut: "Wir halten viel von Dialogen, solange es der Industrie nicht nur darum geht, zu zeigen, dass sie auch mit Kritikern spricht." Man wolle auch ein Nachdenken in der Autobranche bewirken. Andererseits reiche es nicht, die Veränderung allein der Industrie zu überlassen. "Gerade bei Grenzwerten und Zielen muss die Politik einen klaren Rahmen setzen", so Willner.

"Es braucht zivilen Ungehorsam"

ADFC und Umweltverbände sind aber nicht die einzigen, die am Wochenende demonstrieren wollen. Am Sonntag will das Bündnis "Sand im Getriebe" mit Aktionen des zivilen Ungehorsams die IAA blockieren. "Auf der IAA werden das deutsche Autoverkaufsministerium und die Spitzen von VW, Daimler, BMW und Co sich und ihre zerstörerischen Blechkisten feiern", sagt Tina Velo, eine Sprecherin des Bündnisses.

Weil Politik und Konzerne den Wandel zur klimaneutralen Gesellschaft nicht mitmachten, müsse man selbst tätig werden. "Angesichts der Untätigkeit der Regierenden sind wir überzeugt, dass ziviler Ungehorsam notwendig und legitim ist, um klimaschonende Mobilität für alle zu ermöglichen", heißt es im Aufruf zur Aktion.

Willner will die Aktionsform nicht kommentieren. "Wir haben uns als Trägerkreis für unsere Form der Demonstration mit Sternfahrt und Familiendemo entschlossen, weil wir das für die aussichtsreichste Form halten. Andere halten andere Formen für aussichtsreicher."

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