Greta Thunberg ist ein Phänomen. Sobald die 15-jährige Schülerin aus Schweden auf dem Klimagipfel im polnischen Katowice auftaucht, ist sie von einer Traube Menschen umringt. Sie bitten die junge Klimaaktivistin um ein gemeinsames Selfie oder erzählen voller Begeisterung, wie sehr sie von ihrem Engagement begeistert sind.
Im August hatte die Schülerin beschlossen, dass sie die Schule so lange schwänzen will, bis Schweden die Ziele des Pariser Klimavertrags erfüllt.
In jenen Tagen erlebte Schweden den heißesten Sommer aller Zeiten, die Wahl des Parlaments stand bevor. "Aber niemand sprach über den Klimawandel, der durch unseren Lebensstil verursacht wird", wunderte sich Greta Thunberg.
Also schwänzte sie die Schule, um mit Flugblättern und einem Schild vor dem Gebäude des schwedischen Parlaments in Stockholm zu demonstrieren, damit die Politiker den Klimawandel endlich ernst nehmen.
Drei Wochen lang stand das Mädchen mit den geflochtenen Zöpfen jeden Tag vor dem Parlament. Seit den Wahlen setzt sie einmal pro Woche ihren "Schulstreik fürs Klima" fort – immer freitags. Politiker und Lehrer sagten, sie solle wieder in die Schule gehen. Warum Fakten für die Zukunft lernen, wenn die Zukunft nicht mal sicher ist, fragte Greta zurück.
15.000 Kinder in Australien streikten mit
Mit solch klaren Worten und mit ihrer Hartnäckigkeit hat Greta andere beeindruckt und inspiriert. Saß sie anfangs noch allein vor dem schwedischen Parlament, hat sie nun Gesellschaft bei ihrem Streik fürs Klima. Politiker sprechen mit ihr, andere Schüler kommen dazu.
Am vergangenen Freitag sind Schüler weltweit in den Streik getreten – besonders viel Unterstützung erhielt Greta aus Australien, dessen Regierung trotz Klimawandel an der Kohle festhalten will. 15.000 Kinder haben in mehreren australischen Städten demonstriert.
Innerhalb kürzester Zeit ist Greta Thunberg mit ihren kompromisslosen Forderungen eine Galionsfigur der Klimabewegung geworden und hat schon auf Demonstrationen in Helsinki oder in London gesprochen. Ihr Vater fährt sie dann mit dem Elektroauto zur Demo – obwohl die Fahrt alle paar Stunden unterbrochen werden muss, damit die Batterie wieder aufgeladen werden kann. Dabei hatten die Eltern Gretas Engagement zunächst nicht unterstützt, abhalten ließ sich Greta davon nicht.
Auch zur Klimakonferenz in Katowice kam Greta mit dem E-Auto angereist. Nachdem sie gelesen hatte, wie viele Emissionen das Fliegen verursacht, beschloss sie, nie wieder in einen Flieger zu steigen. So einfach ist das für Greta.
"Warum machen Menschen mit Macht die Dinge so kompliziert?"
Weil sie das Asperger-Syndrom hat, sind die Dinge für sie meist schwarz oder weiß, wie sie in einem Gastbeitrag für die britische Zeitung The Guardian schreibt. "Ich schaue auf Menschen mit Macht und frage mich, warum sie die Dinge so kompliziert machen." Wenn der Klimawandel eine existenzielle Bedrohung ist, dann könne man nicht so weitermachen, als sei nichts passiert.
Doch genau das ist auch das Problem mit den Klimagipfeln. "Seit 25 Jahren stehen unzählige Menschen vor den Klimakonferenzen der Vereinten Nationen und bitten die Staats- und Regierungschefs unserer Länder, die Emissionen zu stoppen", sagt Greta. Geändert hat das wenig, denn die Emissionen steigen weiter.
Auch UN-Generalsekretär António Guterres hat Greta getroffen und ihm ins Gewissen geredet. "Ich bitte die Staatschefs nicht um Veränderung", sagt Greta. "Ich sage ihnen, dass der Wandel kommt – ob sie es mögen oder nicht."
Alle Beiträge zur Klimakonferenz COP 24 in Polen finden Sie in unserem Katowice-Dossier