Torf – das ist abgestorbenes Pflanzenmaterial. Es kann in Mooren nur sehr schlecht abgebaut werden, weil durch die hohen Wasserstände der Sauerstoff für die Bodenorganismen fehlt. Dadurch speichert Torf den Kohlenstoff sowie viele andere Nährstoffe aus den Pflanzen.
Das macht den Torf attraktiv als Rohstoff zur Anzucht neuer Pflanzen, die er mit Nährstoffen versorgt. Torf wird vor allem im gewerblichen Gartenbau genutzt, um zum Beispiel Gemüse oder Zierpflanzen zu ziehen. Er findet sich aber auch in der Blumenerde für Hobbygärtner.
So verwendet, kommt der Torf in Kontakt mit Luft, das abgestorbene Pflanzenmaterial wird zersetzt – und der gespeicherte Kohlenstoff wird in Form von CO2 frei.
2019 wurden etwa 4,3 Millionen Kubikmeter Torf in Deutschland gewonnen. Der meiste inländische Torf stammt laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium aus Niedersachsen.
In dem Bundesland nehmen Moorflächen etwa ein Achtel der Landesfläche ein. Damit liegt es hinter Mecklenburg-Vorpommern auf Platz zwei, wenn der Moor-Anteil an der Gesamtfläche betrachtet wird.
Die trockengelegten Moorböden sind nach Angaben des Moorzentrums an der Universität Greifswald für 18 Prozent des niedersächsischen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Die entwässerten Moore emittieren damit nach dem Energiesektor des Landes die meisten Treibhausgase.
Es gibt bereits eine Reihe von Alternativen zu Torf: Grünkompost, Holzfaser oder Pflanzenkohle. Sie haben die Nutzung von Torf im Gartenbau aber noch nicht ersetzt.
Im "Bundesprogramm Natürlicher Klimaschutz" werden der Abbau und die Nutzung von Torf als eine wesentliche Quelle von Treibhausgasemissionen aus Moorböden genannt. Deswegen enthält das Programm eine Torfminderungsstrategie. Bis 2030 soll torfhaltige Erde im gewerblichen Gartenbau weitgehend ersetzt werden. Im Hobbygartenbau soll der Ausstieg aus der Torfnutzung schon 2026 abgeschlossen sein.
Niedersachsen will neue Torfabbaugenehmigungen verbieten
Moorflächen vor dem Torfabbau zu schützen und damit zu verhindern, dass CO2 freigesetzt wird, strebt auch ein im Juni in Niedersachsen vorgelegter Entwurf für ein "Gesetz zur Verbesserung des Klimaschutzes" an. Darin sind auch Änderungen im Niedersächsischen Naturschutzgesetz vorgesehen, darunter ein Verbot der Erteilung neuer Torfabbaugenehmigungen.
Allerdings soll der bereits genehmigte Torfabbau weiterlaufen dürfen. Die entsprechenden Abbauflächen umfassen laut einem Bericht des Naturschutz-Dachverbandes "Umweltforum Osnabrücker Land" niedersachsenweit mindestens 8.100 Hektar Moorboden. Die Fläche ist größer als der Chiemsee, der größte See Bayerns.
Die Laufzeiten des mit dem Gesetzentwurf weiter erlaubten Torfabbaus reichen dabei teilweise bis nach 2040. Im Landkreis Hannover soll sogar auf rund 380 Hektar unbefristet Torf abgebaut werden.
Das geschätzte Torfvolumen, das in Niedersachsen insgesamt noch gewonnen werden darf, soll nach den Angaben des Umweltforums bei 38 Millionen Kubikmetern liegen. Das entspricht einem Ausstoß von etwa 9,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent – und damit ungefähr den Jahresemissionen eines Braunkohlekraftwerks mit mehreren tausend Megawatt.
Und bei diesen Emissionen wird es nicht bleiben, nur weil der Torfabbau auf den Flächen beendet wird: Durch zu tiefes Graben bei der Torfgewinnung werde eine Wiedervernässung der Moorflächen deutlich erschwert oder ganz unmöglich gemacht, heißt es in dem Bericht der Naturschutzverbände. Das würde bedeuten, dass die ehemaligen Torfflächen weiterhin CO2 freisetzen werden, auch nach dem Ende des Abbaus.
Klimaschützer fordern generellen Stopp
Eine Unterschriftenaktion auf der Kampagnenplattform Campact sieht das Verbot neuer Genehmigungen deswegen nur als ersten Schritt, der aber nicht ausreiche. Das Torfabbauverbot müsse auch für bereits genehmigte Flächen sowie ohne Übergangsfristen gelten, um effektiven Klimaschutz zu gewährleisten.
"Durch einen sofortigen Stopp des Torfabbaus kann mit relativ geringem Aufwand eine vergleichsweise hohe Klimawirkung erzielt werden", heißt es in der Begründung zur Petition. Campact ist ein Verein, der vor allem mit solchen Online-Appellen versucht, bei Politik und Unternehmen Druck aufzubauen. Unterstützt wird die Kampagne vom Umweltforum Osnabrücker Land.
Auch der Umweltverband BUND Niedersachsen fordert, den Torfabbau zu beenden, und weist auf die existierenden Alternativen wie Pflanzenkohle und Kompost hin.
Der Industrieverband Garten argumentiert hingegen, dass ein Stopp des Torfabbaus in Deutschland dazu führen würde, dass mehr Torf aus anderen Regionen wie dem Baltikum importiert wird.
Selbst das Verbot neuer Genehmigungen zum Torfabbau hält der Industrieverband für problematisch. Die Branche glaubt, dass "nach gegenwärtigem Kenntnisstand in gartenbaulicher und technischer Hinsicht ein vollständiger Verzicht auf Torf nicht möglich ist und Torfersatzprodukte auf absehbare Zeit nicht in bedarfsdeckendem Maß zur Verfügung stehen".