Nahaufnahme von Kartoffeln
Kartoffeln wurden früher für das Winterhalbjahr eingekellert, heute kommen sie häufig aus dem Nildelta. (Foto: Couleur/​Pixabay)

Die vergangenen drei Jahre waren wegen Trockenheit schwierig für die Bauern in Deutschland, besonders das extreme Dürrejahr 2018 ließ die Erträge sinken. Die Probleme könnten sich häufen, da Klimamodelle deutlich trockenere Sommer (und feuchtere Winter) voraussagen.

Doch die Wasserrisiken bei der Versorgung mit Lebensmitteln steigen auch, weil Deutschland große Mengen Obst und Gemüse aus dem Ausland einführt.

Es sind oftmals Regionen, in denen der Klimawandel Wetterextreme besonders verstärkt. Das zeigt eine Analyse, die die Umweltstiftung WWF zum heutigen Weltwassertag veröffentlicht hat.

Der Selbstversorgungsgrad bei Obst und bei Gemüse ist hierzulande gering, er beträgt nur 22 beziehungsweise 36 Prozent. Zum Teil, weil Produkte beliebt sind, die hierzulande gar nicht wachsen, wie Bananen oder Avocados, zum Teil aber auch, um außerhalb der Saison etwa Tomaten oder Erdbeeren essen zu können.

In vielen Anbauländern werden die Klimaprobleme laut dem WWF Bericht spürbar zunehmen. So würden zum Beispiel Kartoffelfelder in Ägypten sowie Avocadoplantagen in Chile und Peru zukünftig unter Wasserknappheit leiden.

Bananenplantagen in Lateinamerika seien hingegen häufiger von Überschwemmungen und dem Verlust ihrer Ernte bedroht. 

Dominoeffekt auf globale Lieferketten

Auch in den deutschen Supermärkten werde sich das bemerkbar machen, warnte der WWF. "Wasserrisiken haben einen Dominoeffekt auf die globalen Lieferketten des Lebensmitteleinzelhandels", sagte Expertin Juliane Vatter.

Nach Ernteausfällen durch Dürren oder Überschwemmungen sinke die Verfügbarkeit bestimmter Produkte, und Preise im Handel stiegen. "Die Verbraucher sehen die Folgen der Wasserrisiken also auch in ihrem Einkaufskorb", so Vatter. 

Die WWF-Studie behandelt im Detail fünf umweltrelevante Agrarprodukte, die bei deutschen Verbrauchern besonders populär sind, und deren wichtigste Anbauregionen: Bananen, Zitrusfrüchte, Trauben, Kartoffeln und Avocados.

Einige der Regionen sind laut der Analyse einem überdurchschnittlich hohen Wasserrisiko ausgesetzt. Besonders stark treffe das auf die Kartoffelanbauregion im Nildelta in Ägypten zu, von wo Deutschland zwischen Dezember und Mai Kartoffeln importiert, wenn keine frische Ware aus heimischem Anbau verfügbar ist.

"Das in dieser Region bereits heute hohe Wasserrisiko könnte unter einem pessimistischen Szenario bis 2050 sogar um weitere 20 Prozent steigen", so der WWF.

Weiteres Beispiel: Die jetzt schon hohe Wasserknappheit in spanischen Anbaugebieten für Zitrusfrüchte drohe in den nächsten 30 Jahren um weitere zehn Prozent zu wachsen.

Handel muss künftig Wasserrisiken beachten

Doch auch zu viel Wasser kann Probleme machen. So könnten die Bananenanbaugebiete in Ecuador und Kolumbien unter den Bedingungen eines pessimistischen Szenarios bis 2050 fünfmal häufiger überflutet werden.

Laut dem Report werden zur Mitte des Jahrhunderts rund 46 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus Regionen mit einem hohen Wasserrisiko stammen.

Expertin Vatter betonte daher, der Lebensmitteleinzelhandel müsse erkennen, wie sich Wasserrisiken auf seine Waren auswirkten und wie sich diese im Laufe der Zeit veränderten. Gemeinsam mit Zulieferern, Produzenten und anderen Wassernutzern vor Ort müssten Maßnahmen für eine verantwortungsvolle Wassernutzung entwickelt werden.

Vatter: "Dabei dürfen sie nicht an den Toren der eigenen Farmen stehen bleiben, sondern müssen das jeweilige Flussgebiet als Ganzes betrachten. Nur so gelingt es, widerstandsfähige Lieferketten aufzubauen."

Die Umweltstiftung rät Unternehmen, ihr Wassermanagement schon jetzt zu überdenken, um in Zukunft wirtschaftlich zu bleiben: "Mit einem nachhaltigen Wassermanagement sind sie besser gegen erhöhte Wasserrisiken gewappnet."

Bei einem gemeinsamen Zitrus-Anbauprojekt des WWF und der Edeka-Kette in Andalusien sei es zum Beispiel gelungen, durch eine nachhaltige Bewässerung rund 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser einzusparen – und die Betriebe so widerstandsfähiger gegen Dürre zu machen.

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