Das Konferenzzentrum SEC in Glasgow spiegelt sich im Wasser
Scottish Event Campus (SEC) in Glasgow: Hier soll die COP 26 stattfinden (Foto/​Ausschnitt: Dave Morris/​Wikimedia Commons)

Die britische Regierung hat kürzlich das Team vorgestellt, das die nächste Weltklimakonferenz COP 26 in Glasgow vorbereiten und leiten soll.

Das Team ist hochkarätig besetzt, zahlreiche Minister gehören ihm an, auch Regierungschef Boris Johnson spielt eine wichtige Rolle, dazu der frühere Chef der Bank of England, altgediente Klimadiplomaten und, und, und.

Bloß – es sind ausschließlich Männer, keine einzige Frau ist dabei.

Die Entscheidung ist kein gutes Signal. Nicht nur, weil die Nichtbeteiligung von Frauen bei der Vorbereitung einer so wichtigen Konferenz ein vorgestriges Denken offenbart, mit dem die Probleme der Gegenwart schwerlich angemessen bearbeitet werden können.

Die einseitige Auswahl wirft, zweitens, schwierige Fragen auf. Wenn eine Konferenz zu einer der größten Fragen der Menschheit nur von Männern organisiert wird, heißt das dann, dass der Klimawandel gar kein Menschheitsthema ist, sondern nur Männer etwas angeht?

Drittens verspielt die Johnson-Regierung erneut Vertrauen, das gerade bei internationalen Klimaverhandlungen unabdingbar ist. Trotz der Entscheidung für ein all-male team ließ Johnson einen Sprecher verkünden, Großbritannien sei entschlossen, bei seinem COP-Vorsitz Diversität und Inklusion in den Vordergrund zu stellen. In der Praxis sieht das jetzt ganz anders aus.

Und schließlich, viertens, ignoriert der Beschluss wissenschaftliche Erkenntnisse, die für das Gelingen der COP wesentlich sind. Da ist zunächst einmal die empirisch gut belegte Beobachtung, dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erzielen. Und dass diese Ergebnisse mehr Akzeptanz genießen. Auf dieses Plus zu verzichten wäre fahrlässig.

Von der Forschung nachgewiesen ist außerdem, dass Frauen im Durchschnitt stärker vom Klimawandel betroffen sind und einen geringeren CO2-Fußabdruck haben als Männer – und sich für Klimaschutz mehr interessieren und engagieren, wie man beispielsweise bei der Fridays-for-Future-Bewegung sehen kann.

Studien zeigen auch, dass Männer eher dazu neigen, den Status quo zu verteidigen, da er in der Regel mit Vorteilen für sie verbunden ist.

All diese Erkenntnisse außen vor zu lassen, schadet der Glaubwürdigkeit der ohnehin schon belasteten Klimaverhandlungen. Wenn schon der Gastgeber der Konferenz sich so wenig Mühe gibt, ermutigende Signale zu setzen, warum sollten es dann die Teilnehmer:innen tun?

Johnsons Auswahl wird sowohl von zivilgesellschaftlichen Gruppen als auch von Unternehmen scharf kritisiert. Noch bleibt Zeit, die Entscheidung zu korrigieren. Die COP 26 soll im November 2021 stattfinden.

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