Die Weltwirtschaft würde von einer schnelleren Energiewende deutlich profitieren. Denn der Nutzen von Klimaschutzmaßnahmen übertrifft die dadurch entstehenden Kosten bei Weitem.
Das sind die Kernaussagen, die führende internationalen Ökonomen in einer Umfrage der New York University (NYU) unterstreichen. Eine große Mehrheit von ihnen hält "sofortige und drastische Maßnahmen" gegen die Klimaveränderungen für nötig.
Die Sorgen der Experten wegen der Kosten des Klimawandels sind seit der letzten Umfrage des durchführenden NYU-Instituts im Jahr 2015 gestiegen. Fast drei Viertel (74 Prozent) plädieren für die Sofortmaßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes, verglichen mit 50 Prozent vor sechs Jahren.
Fast alle (98 Prozent) glauben, dass drastische oder zumindest "einige Maßnahmen" jetzt notwendig sind. Die NYU-Studie basiert auf der größten Umfrage in dem Sektor. 738 Ökonomen, die in renommierten Fachzeitschriften publizieren, nahmen teil.
Hintergrund: Der globale CO2-Ausstoß ist seit dem Abschluss des Pariser Weltklimavertrages 2015, anders als erwartet, tendenziell weiter angestiegen. Durch die Coronakrise gab es 2020 zwar einen Rückgang. Im Dezember des Jahres wurde das Rekordniveau von Ende 2019 jedoch schon wieder erreicht.
Die Kosten würden oft als Grund angeführt, um durchgreifende Maßnahmen gegen den Klimawandel zu verzögern oder zu vermeiden, etwa den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas, so die Initiatoren der Erhebung. Die Umfrage untermauere aber, dass ein schnelles Handeln gegen die Krise große Vorteile bringe.
Bei unveränderten Emissionstrends stiegen die jährlichen ökonomischen Schäden durch den Klimawandel deutlich an. In den meisten Szenarien werden sie laut NYU auf rund 1,7 Billionen Dollar im Jahr 2025 und 30 Billionen Dollar 2075 geschätzt, was mindestens fünf Prozent des BIP ausmache.
"Weiter so" viel teurer als echter Klimaschutz
"Ökonomen unterstützen mit überwältigender Mehrheit eine schnelle Emissionsreduzierung und sind optimistisch, dass die Kosten für Schlüsseltechnologien weiter sinken werden", sagte der Mitautor der Studie, Derek Sylvan. Es gebe einen klaren Konsens unter den Experten, "dass der Status quo weitaus kostspieliger ist als eine große Energiewende".
Tatsächlich seien die Kosten für die Senkung des CO2-Ausstoßes rapide gesunken, da der Preis von Solar- und Windstrom inzwischen niedrig liege. Rund 65 Prozent der Ökonomen rechnen mit ähnlichen Kostensenkungen auch für andere "saubere" Technologien.
Weiteres Ergebnis: Eine große Mehrheit der Experten erwartet, dass der Klimawandel die Ungleichheit zwischen reichen und armen Ländern, aber auch innerhalb der Bevölkerungsgruppen der Länder verschärfen wird (89 respektive 70 Prozent).
Als Gründe werden gesehen: Entwicklungsländer im Süden leiden stärker unter den Folgen der heißeren Atmosphäre, und sie verfügen über weniger finanzielle Ressourcen, um sich anzupassen.
NYU-Professor Gernot Wagner kommentierte, die Umfrage demonstriere eine große Einigkeit, dass ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen gerechtfertigt sind. "Die Reduzierung der CO2-Emissionen ist mit Kosten verbunden, aber die Kosten des Nichtstuns sind deutlich höher."