Robert Habeck, Svenja Schulze, Maybrit Illner, Wolfgang Kubicki, Max Moor, Mojib Latif
Talkmoderatorin Maybrit Illner (3. v. l.) redete im August mit ihren Gästen über den Klimawandel. Die Sendung hieß: "Der heiße Planet – sind wir zum Verzicht bereit?" (Foto: Screenshot/​ZDF Mediathek)

Der Klimawandel ist ein Randthema in den großen deutschen Polit-Talkshows – wenn er dieses Jahr auch etwas häufiger vorkam als noch 2017. Das Das berichtet das auf Klimakommunikation spezialisierte Online-Magazin klimafakten.de.

Die Redaktion hat die vier großen Polit-Talkshows im öffentlich-rechtlichen Fernsehen selbst ausgewertet: Anne Will, Maybrit Illner, Maischberger und Hart aber fair.

Insgesamt kommen die Shows auf 141 Sendungen in diesem Jahr. Fünfmal ging es um Klima und Klimaschutz. Zum Vergleich: Die große Koalition, die Parteien oder Landtagswahlen waren insgesamt 41-mal Thema. Außen-, Europa- und Verteidigungspolitik kamen zusammen auf 31 Sendungen.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr bekam das Klima damit etwas mehr Sendeplatz. Damals gab es nur eine einzige Talkshow zum Klimawandel. Das könnte darauf zurückzuführen sein, dass es mehr offenkundige Anlässe innerhalb von Deutschland gab, etwa den extrem trockenen Sommer, die Arbeit der Kohlekommission oder die Proteste gegen die Rodung des Hambacher Forsts.

Internationale Ereignisse wie der Mega-Klimagipfel Ende 2015 in Paris hatten es zuvor nicht vermocht, das Klima zum Talk-Thema zu machen. Von Oktober 2015 bis Anfang März 2017 ging es in den großen politischen Talkshows sogar kein einziges Mal um Klimaschutz, ergab eine Analyse des Bundestagsabgeordneten Marco Bülow, der damals noch SPD-Mitglied war.

"Talkshows sind nie vorausschauend"

Laut der neuen Auswertung von klimafakten.de taucht der Klimawandel jetzt nicht nur etwas häufiger in den Talkshows auf, er wird auch auf andere Art besprochen. In diesem Jahr sei es weniger um die – eigentlich längst geklärte – Frage gegangen, ob das Klima sich nun wegen dem Menschen ändert oder nicht, sondern mehr um den richtigen Umgang mit dem Problem.

Die vier Talk-Formate erreichen jeweils mehr als eine Million Zuschauer. Dass der Klimawandel eher selten darin vorkommt, könnte laut einer Studie des Medienforschers Bernd Gäbler aus dem Jahr 2011 auch in der Natur der Streitformate liegen. "In der Regel entdecken die Talkshows keine relevanten gesellschaftlichen Konflikte oder Umbrüche, sondern tragen aus, was ohnehin 'in' ist oder medial gerade thematisiert wird", fasste Gäbler seine Ergebnisse zur Themensetzung in den Sendungen zusammen. "Talkshows sind nie vorausschauend, immer reaktiv."

Der Medienexperte machte einige Themen aus, die zwar wichtig seien, in Talkshows aber durch deren Funktionsweise praktisch nicht auftauchen würden – darunter "soziale oder ökologische Visionen".

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