Die Menschheit darf noch 25,6 Jahre lang so viele Treibhausgase produzieren wie heute, wenn die Erderwärmung mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent unter zwei Grad bleiben soll. Allerdings geht dieser "Klima-Countdown" davon aus, dass wir die heutigen Emissionen von 40 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr beibehalten und diese dann plötzlich auf null abfallen.
Tatsächlich werden die Emissionen aber über einen längeren Zeitraum fallen, bis die Menschheit und ihre Wirtschaft Klimaneutralität erreicht haben. Um zu zeigen, wie schnell die Emissionen fallen müssen, hat Johan Rockström vom Potsdam-Institut ein "CO2-Gesetz" formuliert. In den Jahren von 2020 bis 2030 müssen die CO2-Emissionen halbiert werden und im folgenden Jahrzehnt erneut und dann nochmal. Im Jahr 2050 lägen die Treibhausgasemissionen der Menschheit so bei fünf Milliarden Tonnen pro Jahr.
Diese müssen dann kompensiert werden, indem man der Atmosphäre fünf Milliarden Tonnen CO2 entzieht. Das ist knapp doppelt so viel, wie jährlich durch Wälder und Böden gebunden wird. "Wir wollten zeigen, was es bedeutet, das Paris-Ziel einzuhalten", sagte Rockström dem US-Magazin Vox.
Bei seinem "CO2-Gesetz" hat sich Rockström am Mooreschen Gesetz aus der Computerindustrie orientiert. Diese Regel besagt, dass sich die Zahl der Transistoren auf einem Computerchip durch den technischen Fortschritt alle zwei Jahre verdoppelt. Über 40 Jahre lang hatte diese Voraussage Bestand – nicht zuletzt, weil sich die Chipentwickler daran orientiert haben. Eine ähnliche Wirkung erhofft sich Rockström von seinem CO2-Gesetz: "Man könnte sich vorstellen, dass dies eine selbsterfüllende Prophezeiung wird: Länder beginnen die Zwischenziele ernst zu nehmen und fangen dann an, die nötigen Innovationen zu entwickeln, damit die Prophezeiung wahr wird."