Ein Pferd frisst kein Fleisch, trotzdem kann es ähnliche Umweltbelastungen wie ein Auto verursachen. (Foto: Anne Au/​Pixabay)

Wer sich sein Auto mit Mitfahrern teilt, teilt sich auch die bei der Fahrt entstehenden Emissionen. Dieses Prinzip lässt sich auch auf das Dogsharing übertragen, bei dem mehrere Menschen von einem Hund profitieren.

Je mehr Menschen sich einen Vierbeiner teilen, desto weniger schlägt dieser in der Klimabilanz der Besitzer zu Buche, argumentiert eine neue Untersuchung zur Ökobilanz von Haustieren in der Schweiz. Für Deutschland dürften die Zahlen in einem ähnlichen Rahmen liegen.

Die Autoren berechneten die Treibhausgas-Emissionen, die bei der Haltung von Pferden, Hunden, Katzen, Kaninchen, Vögeln und Zierfischen entstehen. Außerdem vergaben sie Umweltbelastungspunkte, die ein umfassenderes Bild zeichnen sollen.

Bei dem dabei verwendeten Ansatz der ökologischen Knappheit werden neben Treibhausgasen auch andere Umweltauswirkungen betrachtet, etwa die Verwendung endlicher Ressourcen, und jeweils ins Verhältnis zu entsprechenden Umweltzielen gesetzt.

Verglichen mit dem jährlichen Konsum eines Schweizers macht ein Pferd knapp ein Fünftel der Treibhausgas-Emissionen aus. Ein Hund sorgt für ein Zwanzigstel der Klimawirkung, eine Katze für drei Prozent. Kleinere Tiere wie Vögel oder Fische liegen noch darunter.

Die Haltung eines Pferdes sorgt damit jedes Jahr für so viele Treibhausgas-Emissionen wie neun Monate Autofahren. Bei der Bewertung mit den Umweltbelastungspunkten verursacht das Pferd sogar etwa doppelt so viele Belastungen wie das Auto.

Das Futter macht's

Die Autoren berücksichtigen die Umweltauswirkungen von Fütterung, Behausung, Fäkalien, Fahrten zum Tierarzt, zum Auslauf oder zu Turnieren sowie sonstige Anschaffungen für das Haustier.

Besonders ins Gewicht fällt die Größe des Tieres, die wiederum die Futtermenge bestimmt. Bei kleineren Tieren wie Vögeln und Fischen sorgt die Unterbringung für mehr Umweltschäden als das Futter.

Die Untersuchung zeigt aber auch, dass Frauchen und Herrchen die Ökobilanz ihrer tierischen Freunde selbst in der Hand haben. Ersetzt man bei der Stallhaltung von Pferden zum Beispiel das Stroh durch lokale Hobelspäne, sinkt die Umweltbelastung um beinahe 30 Prozent, der Klimaschaden immerhin um 20 Prozent.

Hunde- und Katzenfutter besteht häufig aus sogenannten Nebenprodukten der Fleischindustrie. Allerdings gewinnt Luxusfutter seit einigen Jahren an Beliebtheit.

Bei biologisch artgerechter Rohfütterung (Barf) werden die Tiere mit hochwertigem rohem Fleisch gefüttert, das wesentlich klimaschädlicher ist als das Fleisch in gewöhnlichem Nassfutter.

Ein mit Barf ernährter Hund hat deshalb einen doppelt so hohen Klimafußabdruck wie sein Spielkumpan, der mit gewöhnlichem Nassfutter gefüttert wird. "Biologisch" bezieht sich bei Barf nur auf die vermuteten Bedürfnisse des Tieres, nicht auf die Herstellung des Futters.

Kein Treffer beim Klima

Bei der verantwortlichen Industrie ist das Thema Klimaschutz bei den wenigsten angekommen. Auf die Nachfrage von Klimareporter°, ob beim Deutschen Verband für Tiernahrung Daten zur Klimaschädlichkeit von Haustierfutter vorliegen, lautet die Antwort: "Definitiv nein." Auch beim Industrieverband für Heimtierbedarf sucht man vergebens.

Beide Verbände verweisen auf Fediaf, den europäischen Zusammenschluss der Haustiernahrungsindustrie. Hier werden Umweltschutz und Nachhaltigkeit zwar angeblich großgeschrieben, gibt man jedoch auf der Internetseite das Wort "climate" in das Suchfeld ein, erhält man keinen einzigen Treffer.

Während Haustiere die persönliche Klimabilanz ihrer Halter deutlich verschlechtern können, hat in einem Land wie der Schweiz die Haustierhaltung gesamtgesellschaftlich nur einen marginalen Anteil an den Treibhausgas-Emissionen.

Setzen sich jedoch die Trends der steigenden Haustierzahlen und der zunehmenden Vermenschlichung der Tierhaltung fort, werden die Emissionen künftig ansteigen – während sich das verbleibende Budget zum Einhalten des 1,5-Grad-Limits fortwährend verringert.

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