Ein Einkaufswagen im Gang eines Supermarkts.
Viel Auswahl. Aber was ist klimafreundlich? (Foto: Marco Verch/​Flickr, CC BY 2.0)

Alle in Supermärkten, Discountern und sonst im Einzelhandel vertriebenen Lebensmittel sollen eine Treibhausgas-Kennzeichnung bekommen. Das ist das Ziel einer Petition, die jetzt beim Petitionsausschuss des Bundestages eingereicht wurde. Damit das Thema dort behandelt wird, müssen nun bis zum 12. November 50.000 Unterschriften gesammelt werden.

Hinter der Petition steht der Haferdrink-Hersteller Oatly, der diesem Vorhaben mit einer eigenen Kampagne Nachdruck verleiht.

Das Unternehmen verweist darauf, dass die Lebensmittelindustrie weltweit für mindestens 24 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sei. "Wie aber können wir uns nachhaltiger ernähren, wenn wir am Supermarktregal so gut wie nichts über die Klimabilanz der Lebensmittel erfahren?", so das Argument.

Die Verbraucher hätten ein Recht zu wissen, wie klimafreundlich ihre Lebensmittel sind. Dies müsse verbindlich für alle Hersteller geregelt werden. Oatly stützt sich auf eine Emnid-Umfrage, wonach zwei Drittel der Deutschen sich von der Bundesregierung wünschen, die Angabe des CO2-Fußabdrucks vorzuschreiben.

Oatly vertreibt Haferdrink-Produkte in mehr als 30 Ländern in Europa, Asien und USA. Das Unternehmen wurde in den 1990er Jahren an der Universität Lund in Schweden gegründet, um eine pflanzliche Alternative zu Kuhmilch zu entwickeln. Es hat rund 400 Mitarbeiter.

Viel bessere Klimabilanz als Kuhmilch

Milchähnliche Produkte aus Soja oder Hafer besitzen eine deutliche bessere Klimabilanz als Kuhmilch, die nach Studien 900 bis 1.300 Gramm CO2-Äquivalent pro Liter verursacht. Die pflanzlichen Alternativen liegen nur bei einem Viertel bis einem Drittel davon. Oatly selbst kennzeichnet seine Produkte mit dem jeweiligen CO2-Wert.

Klimalabel auf freiwilliger Basis gab und gibt es seit Längerem in den USA, Großbritannien, Frankreich und der Schweiz. In Frankreich kennzeichnet zum Beispiel die Supermarktkette Casino ihre Eigenmarken mit einem CO2-Wert.

Schon 2008 starteten die britische Kette Tesco und der US-Einzelhandelsriese Walmart Pilotprojekte zum Klimalabel. Walmart verfolgte das Projekt jedoch nicht weiter und auch Tesco gab den Plan, die Kennzeichnung auf alle Produkte auszuweiten, wieder auf. Die Konkurrenz zog nicht mit, außerdem beklagte Tesco einen hohen Zertifizierungsaufwand.

WWF: Datengewinnung ist "anspruchsvoll"

Hierzulande wird die Sinnhaftigkeit eines Klimalabels kontrovers diskutiert. Die Umweltstiftung WWF kommentiert: "Grundsätzlich ist es gut, die Klimawirkung von Produkten und Dienstleistungen transparenter zu machen." Bei Lebensmitteln sei das aber weitaus komplexer als etwa bei Flugreisen, da die CO2-Bilanz hier von sehr vielen Faktoren abhänge – wie Produktionssystemen, Transportwegen, Verpackungsmaterial bis hin zur Art der Bodenbewirtschaftung.

Die Ausweisung exakter Treibhausgas-Mengen auf Produkten sei "anspruchsvoll", sagte WWF-Agrarexperte Rolf Sommer gegenüber Klimareporter°. Zielführender sei ein wirksamer CO2-Preis in allen Sektoren, der dafür sorgt, dass die ökologische Qualität sich im Preis der Produkte abbildet.

Auch Katrin Wenz vom BUND meinte: "Wir sind skeptisch, was die CO2-Kennzeichnung von Lebensmitteln angeht" – wegen der Komplexität der Datenerhebung. Wichtig sei es, beim Kauf auf ökologische Produkte aus der Region zu achten und einen möglichst hohen Anteil an pflanzlichen Produkten zu konsumieren.

Oatly hingegen hält die Probleme der CO2-Bilanzierung – von der Ernte bis zum Supermarkt – für durchaus lösbar. Eine flächendeckende CO2-Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel bedeute zwar "einen gewissen initialen Aufwand", sagte der Ko-Geschäftsführer von Oatly Deutschland, Tobias Goj. "Aber wir wissen auch, dass es machbar ist, denn wir haben den Prozess selbst in unserem Unternehmen etabliert."

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