Ein Mitarbeiter bedient eine Maschine in einer Hightech-Werkhalle.
Vor allem große und mittlere Unternehmen investieren in Effizienz und Erneuerbare. (Bild: Industrieblick/​Shutterstock)

Deutschland will 2045 klimaneutral sein. Dafür bleiben nur noch gut zwei Jahrzehnte. Die Dringlichkeit der dafür nötigen Transformation setzt sich hierzulande auch bei den Unternehmen durch. Das zeigt das aktuelle "KfW-Klimabarometer". Die Förderbank hatte 50.000 Betriebe im ersten Halbjahr befragen lassen, 11.500 antworteten, darunter alle Großunternehmen.

Hinter dem Zieljahr 2045 steht inzwischen eine deutliche Mehrheit von etwa 60 Prozent der befragten Unternehmen. Einen konkreten Plan, wie Klimaneutralität im eigenen Geschäftsbetrieb umzusetzen ist, haben laut dem KfW-Barometer aber erst wenige Unternehmen. Immerhin stieg der Anteil im Vergleich zum Vorjahr von zehn auf 15 Prozent.

Obwohl damit erst jedes siebte Unternehmen klar auf Klimaneutralitäts-Kurs ist, konstatiert KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib dennoch einen "Switch", ein Umdenken. Denn auf die Frage, ob sie für ihr Unternehmen Klimaneutralität anstreben würden, hätten vergangenes Jahr noch 44 Prozent der befragten Firmen mit "Nein" geantwortet – nun sei dieser Anteil auf 27 Prozent gesunken.

Eine weitere positive Nachricht: Die wirtschaftlichen Unsicherheiten aufgrund der Energiekrise führten nicht dazu, dass der Unternehmenssektor seine Investitionen in den Klimaschutz heruntergefahren hat – im Gegenteil.

Das Volumen der Klimainvestitionen stieg 2022 gegenüber dem Vorjahr sogar deutlich an: von 55 Milliarden auf 72 Milliarden Euro, ein Plus von nominal 31 Prozent. Preisbereinigt, also ohne die zuletzt starke Inflation, bleibt noch ein Anstieg der Klimainvestitionen um 18 Prozent.

Ein wichtiger Faktor für diese Entwicklung waren nach Einschätzung der Bank die stark gestiegenen Preise für Strom, Erdgas und Sprit. Das macht es attraktiver, in Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien zu investieren.

Kleine Firmen halten sich zurück

Zu dem Investitions-Zuwachs haben der KfW zufolge vor allem größere Unternehmen beigetragen. Bei den Konzernen stiegen die Klimaaufwendungen nominal um 29, inflationsbereinigt um 17 Prozent.

Anteilig noch mehr Geld in den Klimaschutz steckten mittlere Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten sowie große Mittelständler mit 50 und mehr Mitarbeitern. Hier gingen die Klimaausgaben massiv um 65 beziehungsweise 61 Prozent nach oben, inflationsbereinigt blieb ein Plus von 49 respektive 46 Prozent.

Am häufigsten floss dabei das Geld dem Barometer zufolge in klimafreundliche Mobilität, gefolgt von Projekten zur Erzeugung oder Speicherung von Ökostrom oder erneuerbarer Wärme sowie in Energieeffizienz im Gebäudebestand.

Zur Realität gehört allerdings auch, dass laut der Bank in Deutschland nur etwa jedes siebte der insgesamt knapp 3,8 Millionen Unternehmen konkret in Klimaschutz investiert. Der Anteil sei damit im Jahresvergleich sogar um zehn Prozentpunkte gesunken.

Vor allem Kleinst- und kleine Firmen hielten sich laut der Auswertung hier zurück. Die Bank vermutet, dass kleinere Unternehmen wegen sinkender Profitabilität in der Energiekrise die noch verfügbaren Mittel in andere Bereiche lenken mussten, um den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten zu können. Mit anderen Worten: Fürs Klima war schlicht kein Geld mehr da.

Unternehmen beklagen unsicheres Umfeld

Die Motive der Unternehmen, warum sie in Klimaschutz investieren, gäben derzeit noch kein klares Bild ab, erklärt KfW-Chefvolkswirtin Köhler-Geib auf Nachfrage.

Zum einen sei die Unsicherheit, ob sich Investitionen in Klimaschutz rechnen, für die Unternehmen "sehr relevant" und auch für einen beachtlichen Teil der Firmen ein Hemmnis, erläutert Köhler-Geib. Unsicherheiten resultierten beispielsweise aus der CO2-Bepreisung. Dazu kämen lange Amortisationszeiten von Klimainvestitionen.

Zum anderen gebe es aber auch viele Unternehmen, die trotz der Hemmnisse in Klimaschutz investierten. So hätten beim letztjährigen KfW-Barometer etwa 40 Prozent der Firmen angegeben, sie würden investieren, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, so die Chefvolkswirtin.

Für Köhler-Geib bleibt trotz einer insgesamt erfreulichen Entwicklung noch viel zu tun. Um Klimaneutralität in Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts zu erreichen, sind nach Schätzung der KfW jährliche Investitionen privater Unternehmen von durchschnittlich rund 120 Milliarden Euro erforderlich.

Gemessen daran blieb im Jahr 2021 angesichts realer Unternehmensinvestitionen von 55 Milliarden Euro eine "Investitionslücke" von 65 Milliarden Euro. 2022 verkleinerte sich bei privatwirtschaftlich investierten 72 Milliarden die Lücke auf 48 Milliarden Euro.

Das sei angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes sehr ermutigend, meint Fritzi Köhler-Geib. Zugleich brauche es aber eben noch "größere Anstrengungen, die Lücke nachhaltig zu schließen".