Der Industriepark Höchst in Frankfurt am Main soll zu einem wichtigen Standort für die Energiewende werden. Lithium, das etwa für die Produktion von E‑Auto-Batterien und Solarstrom-Speichern benötigt wird, wird dort künftig in einer Pilotanlage hergestellt.
Jetzt wurde auf dem Gelände des früheren Konzerns Hoechst AG das Richtfest für die neue Anlage gefeiert, die das Lithium in einer Öko-Variante liefern soll.
Lithium, das leichteste aller Metalle, ist ein zentraler Bestandteil von Lithium-Ionen-Akkus, wie sie in Smartphones und Laptops verbaut werden, inzwischen aber auch in großen Mengen in E‑Autos und stationären Stromspeichern für Photovoltaik-Anlagen.
Bisher kommt das Material dafür zumeist aus Australien und Chile, wo es allerdings unter kritischen Bedingungen abgebaut wird – im Tagebau mit hohem Anfall von Abraum respektive durch Verdunstung von lithiumhaltiger Sole in riesigen Seen.
Das Lithium "made in Germany", wie es aus Höchst kommen soll, hat diese Nachteile nach Herstellerangaben nicht. Zudem soll es "klimaneutral" hergestellt werden, nämlich durchweg mit erneuerbaren Energien.
Betreiber der Pilotanlage ist das australisch-deutsche Start-up Vulcan Energy Resources. Es gewinnt den Rohstoff für die Frankfurter Lithium-Anlage aus einer ungewöhnlichen Quelle, nämlich aus Thermalwasser, das bisher in einer Geothermie-Anlage bei Landau in der Pfalz vor allem zur Energiegewinnung genutzt wird.
Das heiße Wasser, das dort nach oben gepumpt wird, erhält nämlich neben der Energie auch Lithiumchlorid in so hohen Konzentrationen, dass es kommerziell genutzt werden kann.
Abgesackter Lithiumpreis erschwert Finanzierung
Die Gewinnung der Lithiumverbindung ist in Landau bereits im November angelaufen, und zwar in einer "Demonstrationsanlage", um zu zeigen, dass das von Vulcan entwickelte Extraktionsverfahren funktioniert.
In Höchst – rund 140 Kilometer von Landau entfernt – wird nun die zweite Stufe der Lithiumgewinnung angesiedelt. Das Chlorid verarbeitet man hier in einer 15 mal 40 Meter großen und zwölf Meter hohen Anlage künftig zu Lithium-Hydroxid, das in den Batteriewerken benötigt wird. In Höchst entstehen in der Pilotphase 15 bis 20 neue Jobs, später mehr.
Vulcan erwartet, dass das erste grüne Lithium in Höchst ab Sommer produziert wird. Die Testanlage soll vor allem dazu dienen, den Betrieb zu optimieren und die kommerzielle Produktion vorzubereiten, die ab dem zweiten Halbjahr 2026 geplant ist.
Gleichzeitig bekommen die Partner von Vulcan aus der Auto- und Batterieindustrie, nämlich Stellantis, VW, Renault, Umicore und LG, die Gelegenheit, die Qualität des Höchster Lithiums zu testen.
Vulcan-Vorstandschef Cris Moreno sagte zu dem Richtfest, Vulcan sei "auf dem besten Weg, das erste klimaneutrale Lithium weltweit" zu produzieren, die Anlage sei "ein Symbol sowohl für Innovationskraft als auch modernste Ingenieurstechnik".
Vulcan will in einer ersten kommerziellen Ausbaustufe mit weiteren Thermalquellen im Oberrheingraben und einer ausgebauten Produktion in Höchst immerhin 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr herstellen, was für 500.000 E‑Auto-Batterien jährlich ausreichen würde.
Bisher lässt Vulcan sich auch nicht durch den jüngsten, durch Überkapazitäten ausgelösten Preiscrash am globalen Lithium-Markt abschrecken, der bei anderen Produzenten zu einem Stopp von Expansionsplänen geführt hat. Um die von Vulcan insgesamt geplanten Anlagen zu errichten, braucht das Unternehmen 1,8 Milliarden Euro an Eigenkapital und Krediten von Investoren, wobei die Finanzierung bis Sommer stehen soll.
Es gebe vielversprechende Gespräche mit Interessenten, zeigte Moreno sich unlängst laut einem Zeitungsbericht optimistisch, trotz eines Börsenkurses, der 2023 im Gleichschritt mit dem Lithiumpreis fiel, sich in diesem Jahr aber wieder etwas erholte. Er räumte allerdings ein: "Der heftige Rückgang des Lithiumpreises erschwert die Sache für uns."