Kohlekraftwerk in China
Kohlekraftwerk in China: Ein CO2-Preis von 50 Dollar bedeutet für viele Kraftwerke in Schwellenländern das Aus. (Foto: Harald Groven/​Flickr)

Wieder mal Klimagipfel. Aber diesmal passiert etwas ganz Entscheidendes: Die Staaten der Erde haben sich angesichts von Megadürren, Rekordwirbelstürmen und Überschwemmungen einen Ruck gegeben – und einen einheitlichen CO2-Preis beschlossen, der für die ganze Welt gilt. Egal in welchem Land, nun hat es immer seinen Preis, wenn Kohlendioxid in die Luft entlassen wird.

Damit können Unternehmen nicht mehr abwandern, um sich vor nationalen Klimasteuern zu drücken. Und da Güter und Investitionen nun nicht mehr durch nationale CO2-Regeln begrenzt sind, wird überall dort CO2 eingespart, wo es am günstigsten wäre.

Ganz so weit ist es noch nicht. Aber Klimaforscher des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) haben immerhin schon mal durchgerechnet, was solch ein globaler CO2-Preis für die Wirtschaftssysteme der einzelnen Länder bedeuten würde. Insgesamt decken ihre Zahlen 41 Regionen und 35 Wirtschaftsbereiche ab – 85 Prozent der Weltwirtschaft.

Daraus berechneten die Wissenschaftler die CO2-Intensität der globalen Wertschöpfungsketten – von der Rohstoff-Förderung über die Fertigung von Zwischenerzeugnissen bis zum Endprodukt. Anschließend unterstellten sie die weltweite Einführung eines moderaten CO2-Preises von 50 US-Dollar je Tonne. Und konnten schließlich die höchst unterschiedlichen Auswirkungen auf Wohlstand und Arbeitsplätze in aller Welt beziffern.

Das Ergebnis der Studie, die nun im Fachblatt Energy Economics erschienen ist: Von einem globalen CO2-Preis würden die Industrieländer profitieren. "Nach unserer Modellrechnung würde die Produktion in Japan, den USA und weiten Teilen der EU insgesamt unterdurchschnittlich verteuert und damit wettbewerbsfähiger", sagt Hauke Ward, Professor an der niederländischen Universität Leiden und Leitautor der Studie. 

"Ärmere Länder müssten einen Ausgleich erhalten"

Hingegen würden Schwellenländer Probleme bekommen. Indien und China müssten Einbrüche bei der Produktion und Arbeitsplätzen verkraften. Aber auch einige Länder Osteuropas kämen unter Druck angesichts ihrer Abhängigkeit von fossilen Energien.

Die Wissenschaftler empfehlen diverse Maßnahmen, um diese Länder dennoch ins Boot zu holen und für einen globalen CO2-Preis zu gewinnen. In erster Linie würde es helfen, wenn Länder wie China ihre Wirtschaft dekarbonisieren und noch stärker als bisher auf erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz setzen würden – unter mithilfe von reicheren Ländern.

"Wir widerlegen nicht grundsätzlich die Idee eines einheitlichen CO2-Preises als Langfrist-Perspektive globaler Klimapolitik", sagt Jan Steckel, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Klimaschutz und Entwicklung und einer der Co-Autoren der Studie. "Aber unsere Berechnungen machen deutlich, dass ärmere Länder wahrscheinlich Kompensation benötigen, wenn sie dabei mitmachen."

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