Eine Erwärmungspause lässt sich nicht nachweisen. (Foto: Alexis El Caminante/​Pixabay)

Die vergangenen vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Zu Anfang des Jahrtausends stieg die globale Mitteltemperatur aber langsamer als davor und danach. Unter dem Stichwort "Erwärmungspause" wurde dieses Phänomen in den Medien, aber auch unter Experten intensiv diskutiert. Klimawandelleugner sahen sich dadurch in ihrer Position bestätigt.

In zwei neuen Studien belegen Forscher aus Australien, Großbritannien, den USA, Finnland und Deutschland nun, dass die Schwankungen nicht ungewöhnlich waren. "Die angebliche Pause bei der globalen Erwärmung war zu keinem Zeitpunkt statistisch auffällig oder signifikant, sondern bewegt sich voll im Rahmen der üblichen Schwankungen", sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Mitautor beider Studien.

Die Studien sind umfassender als frühere Publikationen zu dem Thema. Betrachtet wurden nicht nur aktuelle Datensätze, sondern auch frühere Versionen. "Die Datensätze werden ja laufend verbessert", erläutert Rahmstorf im Gespräch mit Klimareporter°. "Wir haben anhand statistischer Analysen überprüft, ob man jemals von einer 'Erwärmungspause' ausgehen konnte." Das verneint die Studie deutlich.

"Die Ergebnisse unserer umfassenden Untersuchungen in beiden Studien sind so einfach wie unmissverständlich: Es gab keine Pause bei der globalen Erwärmung. Und die globale Erwärmung blieb nicht hinter den Prognosen der Klimamodelle zurück", so Rahmstorf.

Kein Widerspruch von Klimamodellen und Temperaturmessungen

Kritiker vermuteten meist eine Diskrepanz zwischen den tatsächlich gemessenen Temperaturen und den Prognosen, die mithilfe von Klimamodellen aufgestellt wurden. Auch diesen Einwand widerlegt die Studie, die Klimamodelle und Messwerte miteinander verglich.

Die Klimaerwärmung sei wie erwartet vorangeschritten und von natürlichen Schwankungen überlagert worden, die es seit jeher im Klimasystem gebe, erklärt der Potsdamer Klimaforscher. "Eine ungewöhnliche Verlangsamung hat es nicht gegeben, wie unsere umfassende Datenauswertung zeigt."

Die zweite Publikation analysiert die Schwankungen in den gemessenen Werten. Dabei wird gezeigt, dass die menschengemachte Erderwärmung durch natürliche Klimavariabiliät abwechselnd abgebremst und beschleunigt wird. Zu dem Resultat waren auch andere Wissenschaftler bereits gekommen. Für die verhältnismäßig flache Temperaturkurve zu Beginn des Jahrtausends sorgten unter anderem ein sehr warmes El-Niño-Jahr 1998 und eine kältere La-Niña-Phase im Anschluss.

In Studien, die ein tatsächliches Abbremsen der Erwärmung zu belegen versuchen, habe es häufig eine Stichprobenverzerrung gegeben, so die Forscher. Bei einer statistischen Signifikanzprüfung wird untersucht, inwieweit zufällige Stichproben von einem erwarteten Wert abweichen und ob sich dadurch eine zuvor getroffene Annahme als falsch erweist. Wählt man die Stichprobe jedoch gezielt aus, werden die Ergebnisse verfälscht. "Sie können hinterher nicht überrascht sein, wenn der Zeitraum, den sie sich vorher wegen eines geringen Trends rausgesucht haben, einen besonders geringen Trend aufzeigt", moniert Rahmstorf.

"Nur wenige Artikel zur 'Pause' berücksichtigen diesen Effekt oder erwähnen ihn auch nur, obwohl er tiefgreifende Auswirkungen für die Interpretation statistischer Ergebnisse hat", erklärt Stephan Lewandowsky von der Universität Bristol, ebenfalls Koautor der Studie.

Die Wissenschaftler vermuten, dass Forscher durch den Druck der Klimawandelleugner beeinflusst wurden. Interessen, die sich gegen eine ambitionierte Klimapolitik stellen, hätten auch die öffentliche Debatte angefacht.

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