Ein grüner Algenteppich auf einem Badeweiher.
"Blüte" von Blaualgen – oder Cyanobakterien – in einem Badesee. (Foto: Christian Fischer/Wikimedia Commons)

Die toten Hunde von Tegel. Es war ein rätselhafter Fall, geschehen im Frühjahr 2017 in Berlin. Trieb da ein Hunde-Killer sein Unwesen?

Jemand, der Giftköder auslegte, um die ihm verhassten Vierbeiner um die Ecke zu bringen, die ihre Herrchen am Tegeler See so gerne laufen lassen?

Binnen kurzer Zeit hatte es gleich mehrere Hunde erwischt, und das gab der Polizei Rätsel auf, denn Hinweise auf einen menschlichen Mörder fanden sich nicht.

Doch das Rätsel wurde gelöst: Der Killer war eine giftige Blaualge namens Tychonema gewesen. Die Hunde hatten alle im Tegeler See gebadet und dabei Wasser geschluckt, das mit Tychonema belastet war.

In diesem Jahr machen die Blaualgen verstärkt von sich reden, weil das warme Wetter ihre Ausbreitung vor allem in Seen befördert, die mit Stickstoff überdüngt sind.

Eine ganze Reihe dieser Gewässer hierzulande musste gesperrt werden, doch es traf sogar auch Strandabschnitte an der Ostsee in Polen. Und die Experten warnen: Der Klimawandel mit tendenziell wärmeren Sommern wird die Plage verschärfen.

Blaualgen, die gar keine richtigen Algen sind, sondern Bakterien, genauer Cyanobakterien, gibt es viele, nämlich rund 2.000. Und längst nicht alle davon sind giftig, Tychonema zum Beispiel aber schon. Das Bakterium produziert Anatoxin A – bei Hunden, aber auch Enten und Rindern wirkt es als tödliches Nervengift.

Für Menschen hat es zum Glück weniger schwere Folgen, nur Hautreizungen, beim Verschlucken auch Übelkeit und Erbrechen. Kinder sowie empfindliche und geschwächte Erwachsene sollten sich von den Algenteppichen fernhalten, raten Mediziner.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Wer die Algenteppiche einmal gesehen hat, wird wissen: Lust hat man sowieso keine, sich in die hellgrüne, Schlieren bildende Masse (ja, genau, die Blaualgen sind nicht nur keine Algen, sondern auch noch grün statt blau) zu stürzen.

Deswegen gibt es normalerweise auch nur wenige Geschädigte. Doch auf die leichte Schulter nehmen sollte man das Phänomen nicht. Es ist ein Zeichen dafür, dass das Gleichgewicht in den Gewässern zunehmend gestört wird. Der Klimawandel kommt einer zusätzlichen Düngung von Seen gleich, die uns hitzegeplagten Kreaturen dann keine Abkühlung mehr verschaffen können.

Überleben werden die Blaualgen uns allemal. Sie gelten als älteste Organismen der Welt, und sie fühlen sich noch in den unwirtlichsten Umgebung wohl.

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