Ausgestopfter Feldhamster auf einem Podest vor einer Museumswand.
Bald nur noch ausgestopft im Museum? Feldhamster in den Naturhistorischen Sammlungen Dresden. (Foto: Daderot/​Wikimedia Commons)

Nun erwischt es also auch den Feldhamster. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat ihn auf die Rote Liste der bedrohten Arten gesetzt. Er gilt nun in seinem ganzen Verbreitungsgebiet als vom Aussterben bedroht.

Dass Cricetus cricetus, auch Europäischer Hamster genannt, in den Ländern der EU selten geworden ist, weiß man seit Langem. Hier ist er streng geschützt.

Die Hoffnung der Experten, es gebe noch jede Menge dieser Nager aus der Familie der Wühler in Osteuropa und Russland, hat getrogen. Auch dort sind sie, wie sich jetzt zeigte, selten geworden.

Die IUCN gibt der Art bestenfalls noch 30 Jahre. Dann ist sie Geschichte, wenn kein Wunder geschieht.

Der Mensch hat ganze Arbeit geleistet. Für die Bauern war der Feldhamster lange eine echte Plage. Er untertunnelte die Felder, fraß einen Teil der Ernte weg. Das bekam ihm nicht gut. Es gab Prämien für erlegte Hamster, Hamsterbaue wurden begast.

Inzwischen machen der Art die industrielle Feldbewirtschaftung, die zunehmende Bebauung von Agrarflächen und die Isolation der wenigen verbliebenen Hamster nach und nach den Garaus.

Der Fall Feldhamster zeigt überdeutlich: Das globale Artensterben spielt sich nicht nur in Regenwäldern oder fernen Meeresregionen ab, sondern auch quasi vor der eigenen Haustür.

Cricetus steht stellvertretend für Tausende heimischer Tier- und Pflanzenarten, die unter den Folgen der Intensivlandwirtschaft, des Flächenfraßes und der Veränderung von Lebensräumen durch den Klimawandel leiden.

Abwärtstrend

Das Update der Roten Liste macht wenig Hoffnung auf eine Trendumkehr – weltweit. Von den darauf wissenschaftlich erfassten 120.372 Tier- und Pflanzenarten befindet sich inzwischen jede vierte in den höchsten Gefährdungskategorien.

Die Umweltstiftung WWF spricht vom "größten Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier" und weist zutreffend auf die gefährliche Doppelrolle des Menschen dabei hin: Einerseits zerstört er Lebensräume von Arten und feuert damit das Artensterben an.

Auf der anderen Seite ist Artenvielfalt die Grundlage für funktionierende Ökosysteme, von denen der Mensch am Ende selbst abhängt.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

"Eine intakte und vielfältige Natur gibt uns Nahrung, sauberes Wasser und andere Rohstoffe, reguliert das Klima und fungiert als Bollwerk gegen Krankheiten und Pandemien", so der WWF. Sein Wort in unser Ohr.

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