Kohlekraftwerk Grevenbroich RWE
Kohlekraftwerk: Kein Problem, findet die AfD. (Foto: Patrick Pekal/​Flickr)

Derzeit ist die Politik in der Sommerpause. Das ZDF überbrückt die Zeit durch Interviews mit den Spitzenpolitikern der im Bundestag vertretenen Parteien. An diesem Sonntag war Alexander Gauland dran. Er ist der starke Mann der AfD, zugleich Ko-Chef der Partei und Chef der Bundestagsfraktion.

Gleich bei der ersten Frage ging es um den Klimawandel, mit Verweis auf Dürre und Hitzewellen, die diesen Sommer prägen. Von Gauland kam die erwartbare Antwort. Ja, es gebe zwar einen Klimawandel. Doch dass der Mensch damit viel zu tun habe, glaube er nicht, sagte der 77-Jährige. Es habe, sagte Gauland, schon immer Heißzeiten und kalte Zeiten gegeben, auch schon vor der Industrialisierung. Dass die Erde sich erwärmt, liege nicht am CO2-Ausstoß des Menschen. Klimapolitik sei folglich "sinnlos".

Das wirft die Frage auf, ob man solchen Meinungsäußerungen eine so große Bühne zur besten Sendezeit zur Verfügung stellen sollte. Und ob es vernünftig ist, darüber – wie in dem vorliegenden Text – zu berichten und damit zur Weiterverbreitung abseitiger Thesen auch noch beizutragen.

Eine schwierige Frage. Andererseits kann man solche Thesen nicht unwidersprochen stehen lassen.

Deshalb nochmal: Das massenhafte Verbrennen fossiler Energieträger setzt Treibhausgase frei. Sie destabilisieren das Weltklima. Die Erde erwärmt sich, und das hat, je länger und je mehr Treibhausgase emittiert werden, mehr und mehr katastrophenförmige Folgen. Die beste Option für die Menschheit besteht darin, ihren Ausstoß an Klimagasen schleunigst herunterzufahren.

Ärgerlich ist auch die mangelnde logische Stringenz in Gaulands Äußerungen. Wenn CO2, so wie der AfD-Chef behauptet, tatsächlich kein bisschen problematisch wäre, hätte er nicht im nächsten Atemzug darauf hinweisen müssen, dass Deutschland "nur" für rund zwei Prozent des weltweiten Ausstoßes verantwortlich ist. Falls die Kohlendioxid-Emissionen wirklich harmlos wären, warum soll es dann von Bedeutung sein, wie hoch der deutsche Anteil daran ist? Das passt nicht zusammen.

Und eine weitere Frage stellt sich: Wie kann Gauland eigentlich annehmen, er würde für seine Partei Punkte sammeln, wenn er eine derart depressive Botschaft im Gepäck hat? Nämlich dass man nichts tun könne gegen den Klimawandel.

Schlimmer noch, völlig ungerührt erklärte der AfD-Chef, man könne keinen Menschen vor dem Klimawandel und dessen Folgen schützen. Tja. Seine Wähler und Anhänger sollten sich fragen, ob eine solche Herzenskälte wirklich in ihrem Interesse ist.

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