Corona hat dem Homeoffice einen Schub gegeben. Ende März, während der ersten Infektionswelle, arbeitete immerhin ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland komplett oder überwiegend zu Hause. Vorher waren es nur 13 Prozent gewesen.
Würde sich ein solches Niveau dauerhaft etablieren, könnte das die staugeplagten Städte und die Klimabilanz des Verkehrs spürbar entlasten. Das zeigt eine aktuelle Studie des Berliner Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) im Auftrag von Greenpeace.
Gelingt es, den Trend zum Arbeiten zu Hause zu stabilisieren, könnte das eine Trendwende im Verkehr auslösen. Bisher ist der CO2-Ausstoß in diesem Sektor seit dem klimapolitischen Basisjahr 1990 nur um 0,6 Prozent gesunken, und im vorigen Jahr stieg er sogar wieder an.
Laut der Untersuchung würden die Emissionen im Verkehr zum Beispiel um 5,4 Millionen im Jahr niedriger liegen, wenn 40 Prozent der Beschäftigten dauerhaft an zwei Tagen pro Woche von zu Hause arbeiten. Das entspricht 18 Prozent aller durch das Pendeln entstehenden Klimagase und drei Prozent der Gesamtemissionen des Verkehrsbereichs. Pro Jahr würden dann gut 35 Milliarden Personenkilometer durch weniger Pendelfahrten wegfallen. Die Straßen würden gerade in den Rushhour-Zeiten deutlich entlastet.
In der IZT-Studie werden zwei Szenarien durchkalkuliert. Der Anteil der Telearbeit beträgt dabei konservative 25 respektive fortschrittliche 40 Prozent. Zudem wird berechnet, welche CO2-Wirkung ein oder zwei Homeoffice-Tage hätten. Die Forscher halten es für unrealistisch, dass ein großer Teil der Belegschaft komplett auf das Zu-Hause-Arbeiten umsteigen will oder kann.
Der Trend geht in der Tat inzwischen seit dem Homeoffice-Höchststand im März wieder zurück ins Büro. Anfang Juli arbeiteten laut einer Studie der Universität Mannheim gerade noch sieben Prozent der Arbeitnehmer ausschließlich von zu Hause. Und während vor der Krise knapp 20 Prozent der Beschäftigten mindestens gelegentlich im Homeoffice gearbeitet haben, waren es im Juli nur noch wenig mehr, nämlich 22 Prozent.
"Homeoffice konsequent fördern"
Experten erwarten allerdings, dass sich der Homeoffice-Trend mittelfristig aus zwei Gründen wieder stärker etabliert. Viele Mitarbeiter hätten festgestellt, dass es gut funktioniert, dass sie Fahrzeiten sparen und ihr Privatleben besser organisieren können, heißt es dazu beim Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW).
Zudem hätten Unternehmen gesehen, dass sie Kosten sparen können. Für eine Firma, die Büros unterhält, seien diese der zweitgrößte Kostenblock nach den Personalkosten.
Darauf setzen auch die Umweltschützer. "Die Corona-Monate haben gezeigt, dass sich viele Arbeiten problemlos von zu Haus erledigen lassen", sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan.
Tatsächlich gehen auch Unternehmen wie Allianz, Siemens, Google oder Facebook davon aus, dass künftig große Teile ihrer Belegschaft zu Hause arbeiten werden. "Bundesregierung und Unternehmen sollten die Arbeit im Homeoffice jetzt konsequent fördern, denn Telearbeit schützt das Klima, entlastet den Verkehr und schenkt Arbeitnehmenden Zeit und Flexibilität", so Stephan.
Greenpeace fordert die Politik aber auch auf, den ökologisch sinnvollen Trend sozial gerecht zu gestalten: "Die Bundesregierung sollte jetzt damit beginnen, die Pendlerpauschale schrittweise zu streichen, und die frei werdenden Gelder in einen attraktiven öffentlichen Verkehr investieren."
So könnten auch schlechter bezahlte Arbeitnehmer profitieren, deren Tätigkeiten sich nicht oder nur eingeschränkt ins Homeoffice verlagern lassen.