Autobahn-Hinweisschild zum Solar Valley und nach Bitterfeld-Wolfen.
Bekommt das "Solar Valley" in Sachsen-Anhalt ein zweites Leben? (Foto/​Ausschnitt: Jochen Jansen/​Wikimedia Commons)

Die Sonne soll wieder aufgehen. Und wie es sich gehört, im Osten: in Bitterfeld-Wolfen und in Freiberg.

An den beiden Standorten in Sachsen-Anhalt und Sachsen baut der Schweizer Technologiekonzern Meyer Burger derzeit Werke zur Produktion von Solarzellen und Solarmodulen. Das Unternehmen teilte jetzt mit, beide Fabriken sollten "planmäßig Ende Mai eröffnet werden".

Mit den Werken will Meyer Burger an die Zeit anknüpfen, als Deutschland Weltmarktführer der Solarindustrie war. Hier könnten langfristig bis zu 3.000 Arbeitsplätze entstehen.

Die beste Zeit der hiesigen Solarindustrie liegt gut zehn Jahre zurück. Sie war verbunden mit Namen wie Solarworld, Phoenix Solar und Solar Millennium. Doch von der Vorzeigeindustrie ist kaum noch etwas geblieben.

Die von der damaligen Bundesregierung dekretierte brachiale Förderkürzung und die chinesische Billigkonkurrenz machten ihr den Garaus. Von den einst 130.000 Arbeitsplätzen in der gesamten Solarbranche sind heute gerade noch 30.000 übrig.

Die Meyer Burger Technology AG aus Thun im Kanton Bern ist eines der wenigen Unternehmen in Europa, die die Krise überlebt haben – wenn auch arg gerupft. Das Unternehmen war Pionier der Industrie, es stellte die Maschinen her, mit denen andere Unternehmen weltweit Solarzellen und -module produzieren. Doch nun will es auch selbst in diesen Markt einsteigen.

Im ersten Schritt sollen die beiden Werke im deutschen Osten über eine Jahreskapazität von insgesamt 800 Megawatt verfügen, im kommenden Jahr sollen es dann 1.400 Megawatt in der Zellproduktion und 800 Megawatt bei den Modulen sein.

"Wir wollen führende deutsche Solarmarke werden"

Längerfristig werden 5.000 Megawatt jährlich angestrebt. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa der Menge an Solarmodulen, die im vorigen Jahr in Deutschland neu installiert wurden.

Erste Zielmärkte für Meyer Burger sind neben Deutschland, Österreich und Schweiz andere europäische Länder, künftig will das Unternehmen seine Module aber auch in den USA, Australien und Japan verkaufen.

"Wir wollen Meyer Burger als führende deutsche Solarmarke positionieren und dabei neue Standards setzen", heißt es dazu selbstbewusst bei dem Unternehmen. Es setzt dabei vor allem auf einen Technologievorsprung. Die neu entwickelten Zellen sollen auf gleicher Fläche mindestens zehn Prozent mehr Leistung bringen als die der Konkurrenz.

Beim Fraunhofer-Institut für Solare Energieforschung (ISE) in Freiburg ist man überzeugt, dass eine rentable Modulproduktion inzwischen auch in Mitteleuropa dank hoher Automatisierung und niedrigerer Logistikkosten wieder möglich ist.

Für Meyer Burger steht bei dem Einstieg trotzdem viel auf dem Spiel. Die Schweizer schreiben in ihrem alten Geschäftsfeld nämlich seit Jahren fast nur noch rote Zahlen, weil andere Maschinenbauer, etwa in China, sie kopierten. Die Mitarbeiterzahl sank von 2.800 auf rund 800.

In Bitterfeld-Wolfen und Freiberg, wo Meyer Burger stillgelegte Werke von Sovello und Solarworld reaktiviert, werden nun vorerst 350 Stellen besetzt. Bewerbungen sind noch möglich.

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