Zahlreiche Aktivist:innen wollen den "Danni" verteidigen. (Foto: Wald statt Asphalt)

Im Dannenröder Forst in Hessen ist die Polizei am heutigen Dienstagmorgen mit einem massiven Großaufgebot angerückt. Die Beamt:innen begannen mit der Räumung von Bodenstrukturen, die Aktivist:innen in dem Waldstück aus Protest gegen den geplanten Ausbau der Autobahn A 49 platziert haben.

"Die Polizei hat heute Morgen einen Bereich des Waldes, der direkt an die Bundesstraße 62 grenzt und wo quasi die Autobahntrasse beginnen würde, abgesperrt und mit der Bodenräumung angefangen", sagt Lilly Claudi von Fridays for Future gegenüber Klimareporter°. Unter anderem wurden die Küche eines Camps, Barrikaden und sogenannte Tripods, dreibeinige Gestelle, entfernt.

Der Polizeieinsatz im "Danni" ging nach Aussage der Aktivistin vergleichsweise ruhig voran. "Uns kam es so vor, als ob die Polizei erst einmal versucht, vor allem Zufahrtswege freizumachen", so Claudi. "Wir rechnen damit, dass sie nun versuchen werden, den Danni nach und nach zu räumen."

In einer Pressekonferenz am gestrigen Montag hatte die Polizei erklärt, zunächst seien vorbereitende Arbeiten geplant. Wann die Räumung der Baumhäuser und die Baumrodungen beginnen sollen, sei noch unklar. Im nördlichen Teil des Waldes will die Polizei "Gefahrenquellen identifizieren und beseitigen", im südlichen Teil einen Logistikbereich anlegen.

Der Dannenröder Forst ist ein 250 Jahre alter, intakter Mischwald und zugleich Trinkwassereinzugsgebiet. Teile des Waldes sollen für die Verlängerung der A 49 gerodet werden. Bislang verbindet die A 49 Kassel mit Neuental im hessischen Schwalm-Eder-Kreis. Um die Autobahn an die A 5 anzuschließen, soll sie bis Gemünden im Vogelsbergkreis weitergebaut werden.

Umweltgruppen lehnen das Vorhaben ab und setzen sich für deren Ende ein. Für die Grünen in Hessen ist der Dannenröder Forst indes zum unberechenbaren Problem geworden. Der Streit spiegelt das Auseinanderdriften der Partei und der Umweltbewegung wider, aus der die Grünen einst entstanden sind.

In Hessen regieren die Grünen mit der CDU und stellen mit Tarek Al-Wazir den Verkehrsminister. Als solcher ist Al-Wazir für die Räumung und Rodung des Waldes mitverantwortlich – auch wenn er sagt, er sei gegen den Bau, müsse ihn aber durchsetzen, weil der Bund Hessen dazu verpflichtet habe.

"Ein Verkehrskonzept, das der Zukunft nicht gerecht wird"

Um den Weiterbau zu verhindern, haben Aktivist:innen den Wald vor einem Jahr besetzt. "Für uns stellt sich die Frage warum der Bau jetzt – trotz Klimakrise – durchgezogen werden muss", sagt Lilly Claudi.

Aus Sicht der Aktivist:innen sind etliche Fragen noch ungeklärt. Das Trinkwassergutachten sei noch nicht ausgewertet und es habe lediglich Einsicht in geschwärzte Verträge gegeben. Claudi: "Für uns sind noch ganz viele Dinge unklar, und es ist einfach nicht verständlich, warum jetzt ein gesunder, essenzieller Wald zerstört werden soll für ein Verkehrskonzept, das unserer Gegenwart und unserer Zukunft nicht mehr gerecht wird."

Der Ausbau der A 49 und die damit verbundene Zerstörung dreier Wälder ist für die Fridays-for-Future-Aktivistin ein Paradebeispiel für das ignorante Herangehen an die größte Krise des 21. Jahrhunderts. Weil das Bundesverkehrsministerium weiterhin Milliarden an Steuergeldern in Autobahnen stecke, fehle überall Geld für eine gerechte Mobilitätswende.

Im nahe gelegenen Herrenwald, in dem Aktivist:innen ebenfalls Baumhäuser aufgebaut hatten, waren schon ab Anfang Oktober – gleich zu Beginn der Rodungssaison – die ersten Bäume gefällt worden. 43 Hektar Wald wurden seitdem gerodet. Wie das zuständige Straßenbauunternehmen Deges mitteilte, sollen noch kleinere Restflächen von etwa zwei Hektar folgen. Auch im Maulbacher Wald wurden Bäume gefällt.

Im Dannenröder Forst sollen bis Ende Februar kommenden Jahres rund 27 Hektar fallen. Die Polizei erwartet, dass die Räumungen und Rodungen hier sehr viel aufwändiger werden als die Einsätze im Herrrenwald und im Maulbacher Wald.

Die Aktivist:innen sehen das auch so. Hunderte Barrikaden sowie Plattformen und Baumhäuser haben sie in dem Wald angelegt. Claudi: "Wir rechnen eigentlich damit, dass das hier im Danni ziemlich lange dauern wird."

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