Die Hauptverhandlungen auf dem Klimagipfel stehen noch bevor. (Bild: Mark Field/​COP28/​UNFCCC/​Flickr)

Am Sonntag wartet die Weltklimakonferenz COP 28 in Dubai mit einer weiteren Premiere auf. Es findet der erste Gesundheitstag statt.

Die Konferenzpräsidentschaft aus dem Gastgeberland, den Vereinigten Arabischen Emiraten, will zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation WHO zum ersten Mal die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Gesundheit auf einem Klimagipfel thematisieren. Dabei sollen auch die Vorteile, die Klimaschutz und vor allem die Reduzierung von Treibhausgasen auf die Gesundheit haben, im Mittelpunkt stehen.

Der Klimawandel könne Jahrzehnte des Fortschritts in der Gesundheitsversorgung untergraben und rückgängig machen, warnte die WHO vor dem Gipfel. "Der Klimawandel beeinflusst die weltweite Gesundheit auf vielfältige Art und Weise."

In der Tat sind es nicht nur tropische Wirbelstürme und Hitzewellen, deren Intensität durch den Klimawandel zunimmt und die damit auch mehr Menschenleben gefährden. Der Klimawandel schadet auch der weltweiten Ernährungssicherheit, indem er zum Beispiel Ernteausfälle begünstigt.

Zoonosen – die Übertragung von Krankheiten von Tier zu Mensch – werden wahrscheinlicher, da sich zum Beispiel Mücken und Zecken ausbreiten. So kommt die Asiatische Tigermücke – sie überträgt unter anderem das Dengue-Virus – mittlerweile in Süddeutschland und einigen weiteren deutschen Städten vor.

Krankheitserreger vermehren sich in wärmerer Umgebung schneller. Deshalb nehmen auch Krankheiten, die über Wasser und Lebensmittel übertragen werden, durch den Klimawandel zu. Viele Regionen, in denen die Cholera lange als überwunden galt, haben wieder mit Ausbrüchen zu kämpfen.

Wie das Gesundheitssystem darauf angepasst werden kann, ist ein weiterer Schwerpunkt des Gesundheitstages in Dubai.

USA und Indien unterschreiben nicht

Bereits am Tag zuvor unterschrieben 124 Länder eine "Deklaration über Klima und Gesundheit". Es ist das erste Mal, dass weltweit Regierungen anerkennen, dass das Gesundheitssystem an die Folgen des Klimawandels angepasst werden muss.

"Das ist ein großartiger Erfolg", kommentierte Sultan Al Jaber, der Präsident der COP 28, die breite internationale Unterstützung für die von ihm mitinitiierte Erklärung. "Es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung."

Angeführt wird die Liste von großen Namen wie China und der Europäischen Union. Auch Deutschland hat unterschrieben. Die USA, Indien und Südafrika bisher allerdings noch nicht. Die Deklaration ist rechtlich nicht bindend, sondern lediglich ein Aufruf zum freiwilligen Handeln.

COP 28 in Dubai

Bei der 28. UN-Klimakonferenz in Dubai geht es um ein verbindliches Ausstiegsdatum aus den fossilen Energien. Klimareporter° ist vor Ort und berichtet mehrmals täglich.

Die Vereinigten Arabischen Emirate kündigten an, eine Milliarde US-Dollar bereitzustellen, um vor allem Entwicklungsländer dabei zu helfen, ihr Gesundheitssystem anzupassen. Unterstützt werden die Emirate bei der Finanzierung von dem Green Climate Fonds, der Asiatischen Entwicklungsbank, dem Global Fund und der Rockefeller-Stiftung.

Hier sei allerdings darauf zu achten, ob es sich um zusätzliches Geld handelt, gibt Sophie Gepp vom Centre for Planetary Health Policy, einem Berliner Thinktank, im Gespräch mit Klimareporter° zu bedenken. Die Finanzierung sollte nicht aus Klimaschutz in anderen Bereichen, anderen Gesundheitsprogrammen oder Sektoren, die Gesundheit maßgeblich beeinflussen, umgeleitet werden.

"Ausstieg aus fossilen Energien ist der beste Gesundheitsschutz"

In der Erklärung erkennen die Staaten auch die Notwendigkeit einer schnellen Senkung von Treibhausgasemissionen sowie der Verminderung von Luftverschmutzung und des Übergangs zu einer nachhaltigen und gesunden Ernährung an.

Fossile Energien tauchen in der Erklärung nicht auf. Vor einem Monat hatten Gesundheitsexpert:innen in einem offenen Brief an COP-Präsident Al Jaber einen schnellen und gerechten Ausstieg aus Kohle, Erdöl und Erdgas gefordert.

"Der Ausstieg aus fossilen Energien ist das Beste, was man für die weltweite Gesundheit tun kann", sagt Gesundheitsexpertin Gepp. Dass das nicht in der Deklaration steht, habe allerdings auch formelle Gründe.

Die Deklaration ist freiwillig und damit nicht Teil des offiziellen Verhandlungsprozesses auf der Klimakonferenz. Das heißt, dass die darin vorkommenden Formulierungen nicht im Detail zwischen den Ländern verhandelt werden.

Der Ausstieg aus den fossilen Energien sei schließlich einer der großen Reibungspunkte in den Verhandlungen, so Gepp. Deshalb wäre es sehr unüblich gewesen, wenn noch vor den eigentlichen Hauptverhandlungen eine derart umstrittene Formulierung in einer solchen Deklaration aufgetaucht wäre.

Sophie Gepp stellt aber klar: "Eine wirkliche Gesundheits-COP ist es nur, wenn in den Hauptverhandlungen der Ausstieg aus den fossilen Energien beschlossen wird."

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