Präsident Donald Trump verkündet im Garten des Weißen Hauses den Ausstieg aus dem Paris-Abkommen
US-Präsident Donald Trump verkündet am 1. Juni 2017 im Rosengarten des Weißen Hauses des Ausstieg der USA aus dem Paris-Abkommen (Foto: Screenshot/​The White House)

Donald Trumps Ausstieg aus dem Paris-Abkommen ist wie eine gescheiterte Meuterei im Klassenzimmer: Während alle Kinder ihre Hausaufgaben machen, steht der kleine Donald auf und versucht aufzuwiegeln: Hausaufgaben seien unnötig, das Wetter ist schön, besser sei es, jetzt draußen Spaß zu haben, statt an morgen zu denken. Donald schmeißt alles hin und rennt los – aber niemand folgt ihm.

So geschehen im Klassenzimmer der Weltklimapolitik. Ein Jahr nach der Ankündigung im Rosengarten des Weißen Hauses ist kein weiteres Mitglied des UN-Klimaabkommens dem Ruf von Trump gefolgt. Im Gegenteil: Mittlerweile haben 176 von insgesamt 197 Ländern das Abkommen in ihren Parlamenten ratifiziert.

Keine andere Regierung hat auch nur angedeutet, es Trump gleichzutun. Im Gegenteil: Seit dem "No" gibt es in und außerhalb der USA eine Reihe von Allianzen, die sich klar hinter das Abkommen stellen und den "Geist von Paris" wachhalten.

Selbst die eigene Bevölkerung stellt sich gegen den Präsidenten: US-Bundesstaaten, Städte und Firmen sabotierten Trumps Entscheidung auf dem Klimagipfel in Bonn im vergangenen November mit dem Slogan: "Wir werden 'Amerikas Versprechen' halten." Das Bündnis "We Are Still In" – also "Wir sind noch drin (im Paris-Abkommen)" – wird von New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg und Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown angeführt.

Und für den kommenden September lädt Brown die Welt zu einem "Climate Action Summit" nach Kalifornien, um vor allem die Wirtschaft davon zu überzeugen, dass man mit Klimaschutz die Welt retten und Geschäfte machen kann. Erst im Januar forderten 106 Mitglieder des Repräsentantenhauses – darunter auch Republikaner – den US-Präsidenten auf, den Klimawandel als Bedrohung für die nationale Sicherheit einzustufen.

Auf internationaler Bühne ist das Verhalten ihres Präsidenten deshalb für viele US-Vertreter ärgerlich. Auf dem letzten G20-Gipfel in Hamburg standen die USA mit ihrer Ablehnung der Klimapolitik allein. Plötzlich stand es 19 zu eins. Auch auf dem Bonner Klimagipfel machte sich die US-Delegation mit einer Veranstaltung zur Renaissance der fossilen Brennstoffe zum Gespött.

Anti-Kohle-Allianz als Antwort

Weit erfolgreicher war da die Anti-Kohle-Allianz von Kanada, Großbritannien und Frankreich, der sich sofort eine Reihe anderer Länder wie Italien, Österreich, Finnland, Mexiko, Portugal und Costa Rica anschlossen. Während die Staaten der Welt – und auch US-amerikanische Bundesstaaten – seit Paris netzwerken, was das Zeug hält, und die Fäden einer neuen globalen Klimadiplomatie ziehen, muss das trotzige "Kind" im Weißen Haus allein spielen und verscherzt es sich mit allen.

Statt in Depressionen über den Ausstieg der USA zu versinken – dieser wird ohnehin nicht vor 2020 wirksam und dann sind auch schon wieder Präsidentschaftswahlen –, übt sich die internationale Gemeinschaft deshalb in Optimismus. Zum Stichtag der Trump-Ankündigung hat die ehemalige UN-Klimachefin Christiana Figueres die neue Plattform "Global Optimism" ins Leben gerufen: 90 Prominente aus Politik und Wirtschaft erzählen ihre "Paris-Geschichte", darunter Papst Franziskus und Schauspieler Leonardo DiCaprio. Vorläufer-Initiativen wie die "Climate Champions" gibt es schon seit Längerem.

Das ist zwar keine harte Politik, kann aber eine Art Kitt sein, nicht nur zwischen Staaten, sondern auch zwischen Gemeinden, Städten und Unternehmen aus aller Welt. Vielleicht ist der beschworene "Geist von Paris" – alle arbeiten gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft und inspirieren und motivieren sich gegenseitig – ja eine naive Vorstellung. Aber in jedem Fall funktioniert es bisher gegen offensive Störenfriede wie Trump.