"Operation Grünes Brasilien" – so heißt die Löschaktion, die Brasiliens Regierung nach dem internationalen Aufschrei über die verheerenden Waldbrände am Amazonas ins Leben gerufen hat. Feuerwehr und Militär versuchen, die Brände einzudämmen, zudem ist das Abbrennen von Feldern und Weideland für 60 Tage verboten worden.
Erste Erfolge der Aktion gibt es. Doch dass die Feuer damit wirklich im großen Stil zurückgedrängt werden können, glaubt kaum jemand, der sich mit der Materie auskennt. Die Brandherde ziehen derzeit weiter Richtung Nord-Amazonien, wo die Trockenperiode erst anfängt.
Auch der "Pakt von Leticia", den die sieben Anrainerstaaten des Amazonasbeckens, Bolivien, Brasilien, Ecuador, Guyana, Kolumbien, Peru und Surinam, am Wochenende im kolumbianischen Leticia geschlossen haben, macht etwas Hoffnung. Laut dem Pakt wollen die Länder bei Brandkatastrophen stärker zusammenarbeiten, Erfahrungen austauschen und entwaldete Gebiete schneller aufforsten.
Denn immerhin ist die Krise am Amazonas, die sich mit dem Amtsantritt von Präsident Jair Bolsonaro dramatisch verschärft hat, ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gekommen – vor allem dank Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, der sie zum Thema auf dem jüngsten G7-Gipfel gemacht hat.
Feuerring quer durch Afrika
Leider ist dieses Bewusstsein jedoch erratisch. Es vergisst schnell, wenn die Schlagzeilen von anderen Themen beherrscht werden. Und es blendet andere wichtige Dinge aus, wenn sie ihm nicht quasi mit dem Holzhammer eingetrichtert werden.
Nicht annähernd genügend Aufmerksamkeit erhalten die Brände, die derzeit in Afrika wüten. Vom Indischen Ozean bis zur Atlantikküste zieht sich ein Feuerring quer über den Kontinent, wie Satellitenaufnahmen der US-Weltraumbehörde Nasa zeigen.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Maganzins Klimareporter°.
In nur drei Ländern – Angola, Kongo und Sambia – wurden zusammen über 11.000 Brände gezählt. Verglichen damit erscheinen die aktuell 2.000 Feuer in Brasiliens Regenwald nur halb so schlimm (was sie nicht sind).
Das Problem ist offenbar: Während im Falle Brasilien die Ursachen und Verantwortungslinien der Waldvernichtung leicht zu benennen sind – der Expansionsdrang von Agrar- und Rohstoffkonzernen sowie ein Präsident, der diese, im Wortsinne, dazu anfeuert – ist die Lage in Afrika viel komplexer.
Hier wird Tropenholz wild geschlagen, um es zu exportieren. Arme Subsistenzbauern brennen ihre Felder vor der Aussaat ab, um sie ohne großen Aufwand vom Unkraut zu befreien. Oft werden die Baumstämme mangels anderer Energiequellen auch als Feuerholz genutzt oder zu Holzkohle verarbeitet.
Übrigens nicht nur für den Eigenbedarf, ein großer Teil geht in den Export. Ein Teil von Nigerias Bäumen zum Beispiel landet so in Säcken auch in deutschen Supermärkten – zum Grillen.