Seitdem die Folgen des Klimawandels unübersehbar sind, haben Klimaskeptiker und -leugner ihre Strategie geändert. Sie bestreiten kaum noch, dass es eine globale Erhitzung gibt (die schließlich durch Messungen nachgewiesen werden kann). Wohl aber leugnen sie weiterhin, dass der Mensch dafür verantwortlich ist, und behaupten, die Wissenschaft wisse es auch nicht so genau.
Das ist nachweislich falsch.
In der Klimawissenschaft gibt es einen sehr breiten Konsens, dass menschliche Aktivitäten die Hauptursache des gegenwärtigen Klimawandels sind. Dieser Konsens liegt nach bisherigen Analysen bei mindestens 97 Prozent.
Ermittelt hat diese Zahl ein Team um den australischen Klimaforscher John Cook in einer breit angelegten Studie von 2013. Dafür untersuchte es die rund 12.000 klimawissenschaftlichen Fachveröffentlichungen, die zwischen 1991 und 2011 erschienen waren – also Studien, die den strengen Begutachtungsprozess des Peer-Review-Verfahrens durchlaufen hatten. Ergebnis: 97 Prozent stimmten explizit oder implizit zu, dass die Erderwärmung stattfindet und vom Menschen verursacht wird.
Da die Studie bereits fast zehn Jahre zurückliegt, stellt sich die Frage, wie sich die Sache heute darstellt. Liegt der wissenschaftliche Konsens immer noch in der Größenordnung wie damals? Hat sich etwas verändert?
Genau diese Frage hat sich nun ein Team um den britischen Wissenschaftsjournalisten Mark Lynas gestellt, der derzeit an der Cornell University in New York forscht. Gemeinsam mit Klimawissenschaftlern hat Lynas gut 88.000 klimabezogene Fachpublikationen untersucht, die seit 2012 – also seit der Studie von Cook et al. – bis einschließlich November 2020 veröffentlicht wurden.
Das Ergebnis der Studie: Der Konsens über den menschengemachten Klimawandel liegt in der neueren Fachliteratur (mit einer Peer-Review-Begutachtung) nunmehr bei über 99 Prozent.
Kaum noch klimaskeptische Artikel
Für ihre Untersuchung wählten Lynas et al. einen doppelten Weg. Zum einen wählten sie aus den knapp 90.000 Fachpublikationen eine Zufallsauswahl von 3.000 Artikeln aus und analysierten deren Abstracts. Lediglich bei vier Publikationen war eine skeptische Haltung zur menschengemachten Erwärmung zu finden.
Zum anderen durchsuchten sie die Publikationen mit einer Keyword-Matching-Software, um spezielle Schlüsselwörter zu finden, die auf eine skeptische Haltung schließen lassen. Dies ergab 28 skeptische Artikel.
Mit "hoher statistischer Sicherheit", so schlussfolgern die Studienautoren, "liegt der wissenschaftliche Konsens über den vom Menschen verursachten gegenwärtigen Klimawandel in der von Fachleuten geprüften wissenschaftlichen Literatur bei über 99 Prozent".
Sogar auf 100 Prozent kam der US-Geologe James Powell in einer Studie von 2019 zum Konsens unter Klimawissenschaftler:innen. Allerdings untersuchte Powell dabei nur die rund 11.600 klimabezogenen Peer-Review-Artikel, die in den ersten sieben Monaten desselben Jahres erschienen waren.
Laut Powell widersprach keine einzige der von ihm untersuchten Studien dem menschengemachten Klimawandel. Anders als die aktuelle Studie von Lynas et al. analysierte Powell jedoch nicht die Zusammenfassungen aller Studien, sondern nur diejenigen, deren Titel den Eindruck vermittelten, es könne sich um einen skeptischen Artikel handeln.