Ein Bündnis aus Umweltverbänden in den Niederlanden bereitet eine Klage gegen Shell vor. Der britisch-niederländische Ölkonzern behindere mit seinem Geschäftsmodell den weltweiten Klimaschutz, so der Vorwurf.
Sollte Shell bis zum 5. April nicht eine Strategie vorlegen, wie sich das Geschäftsmodell des Konzerns in Einklang mit den Zielen im Pariser Klimaabkommen bringen lässt und bis 2050 Klimaneutralität erreicht, wollen Umweltorganisationen wie Friends of the Earth, Greenpeace und Action Aid klagen.
Einen Brief mit dieser Forderung haben die Umweltverbände diese Woche an Shell übergeben; ihn haben 13.000 Niederländer unterschrieben, die als Nebenkläger eines möglichen Prozesses auftreten wollen.
Die Umweltaktivisten argumentieren, dass Shell zu den 100 größten konventionellen Energieunternehmen zähle, die zusammen für 71 Prozent des Treibhausgasausstoßes seit 1988 verantwortlich seien. Der Konzern allein habe 2,1 Prozent der weltweiten Treibhausgase verursacht, so Greenpeace Niederlande. "Damit ist das Unternehmen zusammen mit anderen für die schwerwiegenden Folgen des Klimawandels verantwortlich, die weltweit bereits spürbar sind."
"Shell hat sich seit Jahrzehnten dafür entschieden, große Gewinne auf Kosten des Klimas zu erzielen", erklärte Joris Thijssen, der Chef von Greenpeace Niederlande. "Wir müssen sicherstellen, dass Shell die Verantwortung für seine Maßnahmen übernimmt und das zerstörerische Geschäftsmodell ändert."
Der aktuelle Budgetplan des Ölunternehmens sehe 25 bis 30 Milliarden US-Dollar an Investitionen für die Ausbeutung von Öl- und Gasfeldern vor, aber nur ein bis zwei Milliarden Dollar für erneuerbare Energien. "Mit der Suche nach neuen Ölvorräten ignoriert der Ölriese die Vorgabe der Wissenschaft, dass wir dieses Öl in der Erde lassen müssen. Wenn Shell und seine Mitarbeiter ungestört arbeiten, ist ein Szenario von drei bis vier Grad Erwärmung nicht unwahrscheinlich."
Shell kauft deutschen Batteriehersteller
Auch wenn das Hauptgeschäft nach wie vor Öl und Gas ist, so versucht Shell inzwischen doch, sich auch auf dem Zukunftsmarkt der erneuerbaren Energien zu platzieren. Dafür wurde 2016 der Geschäftsstrang New Energies geschaffen.
Am heutigen Freitag verkündete das Unternehmen, den Batteriehersteller Sonnen aus Wildpoldsried im Allgäu zu kaufen. Bei dem Anbieter für Stromspeicher und Energiedienstleistungen für Haushalte war Shell bereits im Mai als Investor eingestiegen.
2017 hat Shell den niederländischen Anbieter von Ladestationen Newmotion übernommen. Zusammen mit einem niederländischen Pensionsfonds will Shell zudem das Rotterdamer Energieunternehmen Eneco kaufen, dem auch Deutschlands größter Ökostromanbieter Lichtblick gehört.
"Gemeinsam können wir den Aufbau eines kundenorientierten Energiesystems beschleunigen, um die Strategie von Shell zu unterstützen, den Kunden mehr und sauberere Energielösungen anzubieten", sagte Mark Gainsborough, Vizepräsident von Shell New Energies.
Erst im vergangenen Dezember erklärte Shell, alle drei bis fünf Jahre konkrete Ziele zur Minderung seiner Treibhausgasemissionen aufzustellen, um bis 2050 seinen CO2-Fußabruck zu halbieren. Die Klimaziele betreffen nicht nur die Treibhausgase, die durch eigene Produktionsanlagen entstehen, sondern auch die Gase, die durch das Verbrennen von Shell-Öl in Autos, Flugzeugen und Fabriken weltweit in die Luft entweichen.
Klimaforscher argumentieren, dass ein Großteil der bekannten fossilen Energieressourcen im Boden bleiben muss, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen.