Der britische Mineralölkonzern BP hat der Forderung eines Teils seiner Investoren nachgegeben, die eine Berichterstattung darüber eingefordert hatten, ob die Geschäftsstrategie des Ölmultis mit den Pariser Klimazielen in Einklang steht.
Eine entsprechende Resolution will die Investorengruppe Climate Action 100+ im Mai auf der Jahreshauptversammlung einbringen. In ihrem Papier formulieren die Anleger Zweifel daran, "dass die Strategie, die sowohl das Wachstum bei Öl und Gas als auch das Verfolgen CO2-armer Geschäfte einschließt, mit den Paris-Zielen übereinstimmt".
Zudem bemängeln die Anleger eine "Nichtübereinstimmung" zwischen den Handlungen des Unternehmens und dem erklärten Unternehmensziel, wirtschaftliches Wachstum anzukurbeln und Menschen aus der Armut zu holen. Gerade die Verletzlichkeit gegenüber den Klimafolgen verschärfe die Armut in vielen Entwicklungsländern, argumentieren sie.
Auch Shell wird von seinen Anlegern getrieben
Der Vorstoß der 320 Investoren, die nach eigener Auskunft zusammen ein Anlagevermögen in Höhe von 32 Billionen US-Dollar verwalten, liegt im Trend. Erst im vergangenen Dezember erklärte Shell, alle drei bis fünf Jahre konkrete Ziele zur Minderung seiner Treibhausgasemissionen aufzustellen, um bis 2050 seinen CO2-Fußabruck zu halbieren – und zwar auf Druck der Anleger. Die sorgen sich nicht nur um den Planeten, sondern auch um ihre Investitionen, die eines Tages verloren gehen könnten, sollten die Konzerne es nicht schaffen umzusteuern.
Das Besondere bei Shell: Die neuen Klimaziele betreffen nicht nur die Treibhausgase, die durch eigene Produktionsanlagen entstandenen sind, sondern auch die Treibhausgase, die durch das Verbrennen von Shell-Öl in Autos, Flugzeugen und Fabriken weltweit in die Luft entwichen sind.
Im Falle von BP hatten die Investorengruppe und die BP-Führung monatelang verhandelt, wie der britische Guardian berichtet. Streitpunkt war offenbar die Frage, ob BP bereits im Einklang mit den Pariser Klimazielen handelt – die Investoren sehen das nicht so, die BP-Führung hingegen schon.
"BP hat sich verpflichtet, zur Lösung der doppelten Herausforderung beizutragen, mehr Energie mit weniger Emissionen bereitzustellen", erklärte dazu Konzernchef Helge Lund. "Wir sind entschlossen, die Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig den Unternehmenswert zu steigern."
Und weiter: "Wir glauben, dass unsere Strategie mit den Zielen von Paris übereinstimmt."
Für Charlie Kronick von Greenpeace Großbritannien zeigen solche Aussagen, dass BP offensichtlich nicht in der Lage ist, den Übergang zu einer klimagerechten Wirtschaft voranzutreiben. "Dass BP behauptet, sein Geschäftsplan stehe im Einklang mit den Pariser Zielen, während der Konzern immer noch plant, nach weiterem Öl zu bohren, ist einfach lächerlich", so der Ölindustrie-Experte gegenüber Klimareporter°.
"Die Welt kann sich das nicht mehr leisten, und auf dem Spiel stehen Gebiete von enormer ökologischer Bedeutung wie die Mündung des Amazonas", so Kronick. "Würde der Klimawandel nicht über Leben und Tod entscheiden, wäre die Behauptung von BP durchaus komisch."
Europäische Ölkonzerne stehen besser da
Vor 20 Jahren hatte der Ölgigant schon mal viel Geld für klimafreundliche Technologien ausgegeben – inklusive eines groß angelegten Forschungs- und Entwicklungsprogramms für Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Das Forschungsbudget umfasste zeitweise fast eine halbe Milliarde Dollar. Später allerdings wurden die grünen Projekte nach und nach reduziert – und der Schwerpunkt wieder auf die fossilen Treibstoffe gelegt.
Inzwischen weiten Ölkonzerne wie Shell und BP ihre Investitionen in Erneuerbare wieder deutlich aus. So hat Shell den niederländischen Anbieter von Ladestationen Newmotion übernommen und sich ein Jahr später beim Stromspeicher-Hersteller Sonnen mit Sitz im Allgäu eingekauft.
Nun will Shell zusammen mit einem niederländischen Pensionsfonds das Rotterdamer Energieunternehmen Eneco kaufen, dem auch Deutschlands größter Ökostromanbieter Lichtblick gehört. BP geht gleichfalls seit Längerem auf Einkaufstour, um Erneuerbaren-Anlagen zu erwerben, ebenso der norwegische Energiekonzern Statoil.
Auch wenn die europäischen Mineralölkonzerne deutlich mehr in Erneuerbare investieren als ihre Pendants in den USA (Exxon) oder Saudi-Arabien (Aramco), sind ihre Ökostromsparten immer noch winzig im Vergleich zu ihrem Kerngeschäft: der Öl- und Gasförderung.