Bunte Flechten und Moose in einer antarktischen Bucht.
Die Vegetation auf dem antarktischen Kontinent besteht vor allem aus Flechten und Moosen – deren Verbreitungsgebiet sich nun durch die Erwärmung ausdehnt. (Foto: Claudia Colesi/​AWI)

Von Grönland heißt es: Es war einmal grün. Daher der Name, der der Insel im 10. Jahrhundert verliehen wurde, während einer relativ warmen Phase in der Region um den Nordatlantik.

Doch der Begriff vermittelt eine falsche Vorstellung. Mit mäßiger Vegetation bewachsen war Grönland damals nur an den Küsten. Flächendeckend grün war die Insel in einem viel früheren Erdzeitalter, vor über 2,5 Millionen Jahren. 

Auch die Antarktis war in erdgeschichtlicher Zeit schon eisfrei. In der mittleren Kreidezeit vor 90 Millionen Jahren, die als Zeitalter der Dinosaurier gilt, wuchs in der Nähe der Westantarktis sogar ein gemäßigter Regenwald. Damals war es dort im Jahresschnitt zwölf Grad Celsius warm – zwei Grad wärmer als heute in Deutschland.

Und nun, in Zeiten des Klimawandels? Grün statt Eis? Ananas züchten auf Grönland? Damit wird es so schnell nichts werden. Doch tatsächlich werden im Süden der Insel inzwischen bereits Kartoffeln und Gemüse angebaut, die warme Saison ist länger geworden.

Im Fall der deutlich kälteren Antarktis, des einzigen Kontinents ohne dauerhafte menschliche Besiedlung, ist so etwas nicht denkbar. Doch auch hier gilt: Der Erdteil könnte in Zukunft von neuen Pflanzen- und Tierarten besiedelt werden, die aus wärmeren Regionen einwandern. Es gäbe dann grüne Küsten aufgrund von Moosen, Flechten und Algen.

Allerdings droht in der Erdregion auch Artenverlust, da der Lebensraum für besonders kälteliebende Spezies schwindet.

"Beunruhigende" Entwicklung

Experten des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven haben in einem Großprojekt Hunderte von Fachartikeln über die Antarktis aus dem vergangenen Jahrzehnt ausgewertet und das geballte Wissen in einer Metastudie kondensiert.

Das "Ergrünen" ist dabei ein Thema, dem man vielleicht etwas Positives abgewinnen kann, weil das verstärkte Algenwachstum unter Umständen (sicher ist das nicht) mehr CO2-Aufnahme aus der Atmosphäre bedeutet und damit dem Klimawandel entgegenwirken kann.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Doch andere Tendenzen sind eindeutig negativ, so die Ozeanversauerung, die auch in den antarktischen Gewässern wirkt.

Und die Erkenntnis, dass die Erwärmung und damit der Verlust von Meereis nicht nur die Antarktische Halbinsel in der Westantarktis betrifft, sondern seit drei Jahren auch die riesige Ostantarktis. Lange dachte man, der Klimawandel könne ihr zumindest vorerst wenig anhaben. Die neue Entwicklung sei "beunruhigend", so das AWI.

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